Mord ist auch eine Lösung
Gesichtsausdruck etwas mit ihrer Einschätzung von Julia zu tun hatte.
»Julia kleistert doch nur alles drauf, als gäb’s kein Morgen. Und ich spreche hier nicht nur von Wohnungswänden …«
»Ich weiß«, stimmte Honey ihr zu und hob die Hand mit nach außen gewandten Handflächen, um Camilla Einhalt zu gebieten. Ihr war ganz mulmig zumute. Da hatte sie doch ihre Verbindung! Sie ging gleich aufs Ganze.
»Ich habe auch schon bemerkt, dass Julia das Make-up pfundweise aufträgt. Aber wir reden doch hier nicht über Julia. Wir reden über Sie. Sie haben gesagt, dass Sie auf einer Messe waren, wo homöopathische Medikamente und Reformkost verkauft wurden. Das stimmt doch?«
»Ja.«
»Sie interessieren sich für solche Sachen?«
Camilla runzelte die Stirn. »Wenn Sie mit ›solche Sachen‹ meinen, dass ich natürliche Heilmittel den Arzneimitteln vorziehe, mit denen uns eine übereifrige Ärztezunft vollstopfen will, dann ja. Klar.«
Es war nicht einfach, mit staubtrockenem Mund zu sprechen, |211| aber Honey tat ihr Möglichstes. »Was ist mit Belladonna? Haben Sie welches?«
»Nicht dabei. Möchten Sie was?«
Sie vermutete, dass Camilla das ironisch meinte. Das hätte sich die junge Dame besser verkneifen sollen.
»Sehen Sie mal«, sagte Honey, lehnte sich über den Tisch und packte Camilla bei den Haaren. »Jemand hat Philippe mit Belladonna zugedröhnt, ehe er ihn mit einer sehr dekorativen viktorianischen Spülkette erdrosselt und mit dem Griff erstickt hat. Das Gleiche hat jemand mit Deirdre Olsen gemacht, ehe er sie dem erregbarsten ihrer vierbeinigen Freunde zwischen die Hufe geworfen hat. Sie ist zu Tode getrampelt worden.«
»Das hat doch nichts mit mir zu tun!«
Honey hielt die Strähne fest, obwohl sich Camilla wand wie ein Fisch am Haken. Andere Leute in der Firsty Fish Bar schauten sich schon zu ihnen um, weil sie herausfinden wollten, was der Krach zu bedeuten hatte.
»Ich glaube Ihnen kein Wort.«
»Ich war in der Nacht, als Philippe ermordet wurde, nicht da. Ich war auf der Messe. Das habe ich Ihnen doch gerade gesagt. Reicht das nicht, um Sie zu überzeugen?«
Verdammt! Ja, Scheiße, das reichte. Ganz schön ärgerlich!
Honey hatte keine andere Wahl, als Camillas Haare wieder loszulassen. Die Designerin sackte auf den Sessel zurück. Wütend begann sie, ihre Habseligkeiten, einschließlich Block und Stift, in ihre Handtasche zu pfeffern.
»So lasse ich mich nicht behandeln! Ich schlage vor, Sie suchen sich für den Rest des Auftrags jemand anderen.
Ich
mache den garantiert nicht fertig!«
»Camilla …«
»Ach, lassen Sie mich doch in Ruhe!«
»Camilla! Wenn Sie den Auftrag nicht fertigmachen, zahle ich keinen Penny. Außerdem tragen Sie immer noch die Verantwortung für die Dinge, die ich bestellt und bezahlt habe und die auf so mysteriöse Weise verschwunden sind. |212| Ich bin im Besitz der Liste, die Sie auf Philippes Computer gar nicht so gern öffnen wollten. Meine Tochter hat sie heruntergeladen.«
Camilla spitzte die grellroten Lippen. In diesem Augenblick meinte Honey zu spüren, dass noch etwas anderes die junge Frau beschäftigte.
»Wir werden da schon eine Lösung finden. Jedenfalls weigere ich mich, noch einmal einen Fuß in Ihr Hotel zu setzen.«
»Wegen meiner Mutter? Also, ich kann mit ihr sprechen …«
»Nicht ihretwegen! Wegen des Gespensts! Ich kann Gespenster nicht leiden!«
Es hatte wohl keinen Zweck, der jungen Dame zu erklären, dass Sir Cedric und seine Stellvertreterin auf Erden, Mary Jane, völlig harmlos wären. Außerdem hatte Honey dazu keine Zeit. Jetzt hatte sie Lunte gerochen und wollte lospreschen.
»Okay, das muss ich akzeptieren. Aber ich möchte doch noch Antworten auf ein paar Fragen zum Tod Ihres Geschäftspartners haben.«
Camilla setzte sich wieder hin. »Gut, ich erzähle Ihnen, was ich weiß.«
»Wie war das mit Philippe? Hat der sich auch für Reformkost und Kräutermedizin interessiert?«
Camilla runzelte die Stirn und rutschte hin und her, als wäre ihre Strumpfhose zu eng.
Honey wiederholte die Frage. »Hat Philippe an Homöopathie und Kräutermedizin geglaubt?«
Camilla nickte. »Ja.«
»Wussten Sie, dass er Belladonna einnahm?«
Camilla zuckte lässig die Achseln. »Ja und? Ist doch nicht illegal, und es wirkt nicht immer wie ein Gift. In kleinen Mengen kann es sehr wohltuend sein.«
»Den Vortrag können Sie sich sparen. Ich habe mich online darüber informiert.«
|213| Eigentlich hatte Lindsey die Nachforschungen im
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