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Mord ist auch eine Lösung

Mord ist auch eine Lösung

Titel: Mord ist auch eine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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merkte, dass die Schweißflecke unter seinen Armen größer wurden und ihm auch Schweißperlen unter der schmutzigen Kordkappe standen, mit der er sein schütteres Haar bedeckt hatte. Er roch seine eigene Furcht.
    Jetzt stand er an sechster Stelle vor der Rampe. Er würde schon bald an der Reihe sein. Er trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad. Er war mehrere Tage nonstop gefahren, seit er in Moskau aufgebrochen war. Es fiel ihm nicht leicht, die brennenden Augen aufzuhalten. Wenn er nur so lange durchhielt, bis er an Bord war. Dort konnte er schlafen, wenn es sein musste, in der Fahrerkabine des Lastwagens.
    Seine Augen flatterten.
    Durchhalten.
    Nicht mehr lange.
    |216| Seine Lider waren schwer wie Blei.
    Noch fünf LKWs, noch vier LKWs, noch drei LKWs, noch zwei … Krach!
    Sein Schädel prallte gegen die Windschutzscheibe. Er hörte noch seine Rippen krachen, als er auf das Lenkrad fiel. Er schnappte entsetzt nach Luft, als die Kabine schräg nach vorne auf die Rampe schoss, sodass ein Rad mitten in der Luft über dem Wasser hing und sich das Führerhaus schräg legte. Der Fahrer des Wagens hinter ihm war in seinen Anhänger gedonnert.
    Der Anhänger landete mit ungeheurem Getöse auf der Seite. Er lag zwar noch auf dem Festland, aber nur wenige Meter vom Wasser entfernt.
    Die Welt des russischen Fahrers war dunkel geworden. Er sah oder hörte die Männer in Uniform nicht mehr, die nun das Kommando übernahmen und den Fahrer des LKWs hinter ihm verhafteten. Er würde nie erfahren, dass der Typ hinter ihm ein Pole war, der auch mehrere Tage nonstop am Steuer gesessen hatte – völlig illegal auf britischen Straßen.
    Übermüdet war der polnische Fahrer am Steuer eingeschlafen. Sein Fuß war auf dem Gas so schwer geworden wie seine Augenlider. Der polnische Laster war hinten auf den russischen Wagen geprallt. Der den Unfall verursachende Wagen und seine Ladung waren unbeschädigt. Der russische Lastwagen dagegen lag auf der Seite. Das Fahrerhaus war zerschmettert, der Anhänger war stark beschädigt und lief Gefahr, ins Wasser zu fallen.

|217| Kapitel 32
    Das Letzte, was Honey an diesem Morgen erwartet hätte, war ein Anruf um halb zehn vom Zoll in Felixstowe. Ein Beamter bat sie, ihm die Personalien von zwei Personen zu bestätigen, die man gefesselt und geknebelt in einem LKW auf dem Weg nach Russland gefunden hatte.
    »Sie sagen, dass sie in Ihrem Hotel wohnen und ihre Ausweise dort zurückgelassen hätten. Es sind ein Herr und eine Frau Hoffner, zwei deutsche Touristen. Könnten Sie das bestätigen?«
    Sobald Honey den Mund wieder zukriegte, erwiderte sie, dass die beiden wirklich bei ihr wohnten. Was zum Teufel hatten die denn gefesselt im Laderaum eines LKWs zu suchen?
    »Könnten Sie mir genau erklären, was passiert ist?«, fragte sie den Beamten am Telefon.
    Der Mann am anderen Ende war höflich, aber kurz angebunden. »Es tut mir leid. Wir können Ihnen unmöglich mehr mitteilen, ehe wir nicht alle Aussagen aufgenommen haben. Sie werden das alles schon rechtzeitig erfahren. Sobald wir hier mit den beiden fertig sind, setzen wir sie in den Zug nach Bath.«
    »Geht es ihnen gut?«
    »Sie sind ein bisschen steif in den Knochen. Sie waren ziemlich lange gefesselt und geknebelt.«
    »Da sollte das Stricken helfen«, platzte Honey heraus. Seltsam, dass sie sich regelrecht darauf freute, Frau Hoffner an ihrem Lieblingsplatz sitzen zu sehen und das Klick-Klack der Nadeln zu hören, jetzt da sie sich keine Sorgen mehr um sie machen musste.
    |218| Der Zollbeamte begriff nicht recht. Es dauerte also eine Weile, ehe er antwortete. Er schien sich nicht ganz sicher, auf was er sich hier eingelassen hatte.
    Honey wurde klar, dass sie ihm wie eine Vollidiotin vorkommen musste. Unter den gegebenen Umständen war das aber nicht sonderlich wichtig. Man hatte die Hoffners entführt! Das war ja wohl wirklich lächerlich! Ganz normale, völlig unauffällige Touristen wurden einfach nicht entführt! Nur sehr reiche Besucher bekamen es ab und zu mit derlei Problemen zu tun. Und in und um Bath waren Entführungen so gut wie unbekannt. Das änderte sich natürlich, sobald man sich aufs Land vorwagte. In Wiltshire gab es regelmäßig derlei Attacken von kleinen grünen Männchen. Die hinterließen auch noch Kornkreise als Spuren. Niemand in Wiltshire schien sich sonderlich um diese unerklärten Phänomene zu scheren, mit Ausnahme der Bauern natürlich. Denn mit dem Mähdrescher war das Getreide von den plattgedrückten Halmen

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