Mord ist auch eine Lösung
verhaftet«, sagte Honey zu ihrer Mutter, nachdem sie kurz nachgedacht hatte.
»Nein«, antwortete Gloria und setzte ihre Tasse finster entschlossen wieder auf das Tablett. »Ich dringe irgendwie nicht zu ihr durch.« Sie runzelte die Stirn. »Ehe sie für den Secret Service gearbeitet hat, war sie nicht so. Erst nachdem sie von dort zurück war. Und dann auch nur manchmal. Sie war zuweilen sehr unsicher.«
»Na siehst du. Dann geh mal hin und rede mit ihr.«
|227| Ihre Mutter blitzte sie wütend an. »Mach dich nicht lächerlich, Hannah. Ich habe keine Ahnung von solchen Sachen. Du bist der Profi. Du musst hinfahren und mit ihr reden.«
|228| Kapitel 34
Der Zodiac Club war rappelvoll wie immer. Der blaue Rauch und der aromatische Duft der brutzelnden Steaks hingen in der Luft, sammelten sich unter dem Tonnengewölbe der Decke.
Man ging über eine Holztreppe in den Club hinunter, der sich unter der North Parade hinzog und einen Ausgang direkt zu den tiefer liegenden North Parade Gardens hatte.
Der Raum summte von den Gesprächen der vielen Leute, die im Hotelgewerbe arbeiteten. Normalerweise war erst nach Mitternacht so viel los, aber sogar in der wunderschönen Stadt Bath war Dienstag ein ruhiger Tag in der Hotelbranche, besonders in der Zwischensaison. Und der April gehörte ganz gewiss zur Zwischensaison: Der Trubel des Sommers war noch nicht ausgebrochen, und der Winterschlaf war längst vorbei. Das Wetter wusste zur Zeit auch nicht, was es wollte. Da machten die Leute eben das Beste draus.
Doherty hatte vor kurzer Zeit angerufen und sie gefragt, ob sie sich mit ihm am üblichen Ort treffen könnte. Er hätte ihr etwas Wichtiges zu sagen. »Etwas, das mit dir und mir zu tun hat.«
Irgendwas an seinem Tonfall hatte sie stutzig gemacht. Sie versuchte sich zu erinnern, was es gewesen war. Seine Stimme hatte irgendwie verschmitzt geklungen. Sie rechnete schon eine Weile damit, dass es in ihrer Beziehung einen Schritt vorangehen würde. Vielleicht ging es darum.
Honey hatte sich wirklich in Schale geworfen. Sie trug einen engen Rock und ein weit ausgeschnittenes Oberteil. Und sie hoffte, dass Doherty so scharf auf sie sein würde |229| wie sie auf ihn. Sie wartete an der Bar auf ihn. Und wartete. Und wartete. Trank ein Glas. Wurde ein bisschen wütend. Trank noch ein Glas. Wurde noch wütender.
Ringsum amüsierten sich die Leute, tranken, aßen und lachten miteinander. Ein Mann, den sie kannte, hatte sich durch die Menge zu ihr durchgedrängt. Er hatte gefragt, ob er sie auf einen Drink einladen dürfe und ob sie vielleicht mal miteinander zu Abendessen könnten. Sie hatte ihm erklärt, dass sie auf jemanden warte.
Jetzt wünschte sie, sie hätte seine Einladung angenommen. Der verdammte Doherty! Mit jeder verrinnenden Minute wurde ihre Meinung von ihm ein bisschen schlechter. Wieso zum Teufel sollte sie sich überhaupt mit jemandem wie ihm einlassen? Zum Ersten rasierte er sich höchstens alle drei Tage oder so. Und zum Zweiten zog er sich außerordentlich lässig an – immer nur abgewetzte Jeans, schwarze Lederjacke, schwarzes T-Shirt über einem überraschend durchtrainierten Körper …
Sie schüttelte den Kopf. Jetzt war ihre schlechte Meinung von ihm offensichtlich mit der guten in Konflikt geraten. Vielmehr ihr gesunder Menschenverstand mit ihren Hormonen! Aber es stimmte, dass sie ihn noch nie in einem eleganten Anzug oder gar Smoking gesehen hatte. Ohne Anzug auch nicht, wenn sie es sich recht überlegte …
Dann klingelte ihr Handy. Nun, er würde eine richtig gute Entschuldigung brauchen.
»Wir haben Olsen gefunden. In Devon«, sagte er. »Na ja, so was Ähnliches wie gefunden. Er hat da eine Wohnung fürs Wochenende, und er
hatte
eine Yacht.«
Sie ging nicht auf die Vergangenheitsform ein, die er im Zusammenhang mit Olsens Boot gebraucht hatte. Das könnte es sein! Sie hatten Olsen geschnappt. »Gibt er zu, dass er die beiden umgebracht hat?«
Irgendwie konnte sie ja verstehen, warum Olsen seine Frau getötet hatte, aber Philippe, das war eine ganz andere Angelegenheit. Na gut, sie hatten zum gleichen Projektteam |230| gehört. Aber das war auch schon die einzige Verbindung zwischen ihnen, und es hatte nicht einen Hauch von Rivalität zwischen den beiden gegeben. Sie konnte sich keinen Grund vorstellen, warum der eine den anderen hätte ermorden sollen.
Da drang zu ihr durch, dass Doherty irgendwas von kleinen Stückchen erzählte. Die Verbindung war nicht besonders gut, sodass sie nicht
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