Mord ist der Liebe Tod
nicht, zumindest kein digitales.“ Nur welche aus der Phase mit IHM setzte sie im Geist hinzu. Und die hatte sie alle gelöscht.
Sie schnappte sich ihr S chminkzeug, das im Wesentlichen aus Wimperntusche und Lippenstift bestand, und machte sich auf den Weg zum Erkennungsdienst. Zum Glück kannte sie die Kollegin, Angelika Neigel, die dort arbeitete, schon länger. So war das Ganze nicht so peinlich, wie es mit einem männlichen Kollegen hätte sein können.
Als Jenny eintrat, war Angelika gerade damit beschäftigt, einen Stapel Fotoalben auf einem Schrank zu verstauen. Jenny wartete einen Moment und betrachtete einige Fotos an einer Pinnwand, die von einer Feier zu stammen schienen. Wie lange hatte sie nicht mehr mit Freunden oder Kollegen gefeiert? Vielleicht sollte sie mal wieder eine Einladung annehmen.
Angelika bemerkte sie , winkte ihr zu und kletterte die Leiter hinunter.
„ Hi Geli , hast du kurz Zeit für mich?“, begrüßte Jenny die etwa fünfzigjährige Fotografin.
„ Jenny, wir haben uns ja ewig nicht gesehen. Klar hab ich Zeit für dich. Um was geht’s denn?“
Jenny erklärte ihr in kurzen Worten die Lage. „Meinst du, du kannst von mir verführerische Fotos hinkriegen?“
„ Kindchen, ich krieg sogar von Helmut Kohl verführerische Fotos hin, wenn ich nett gebeten werde. Setz dich da drüben hin. Und zieh vor allem die Jacke aus.“
Jenny seufzte und tat, wie ihr geheißen. Eine halbe Stunde später tat ihr vom Posen in den unterschiedlichsten Stellungen alles weh. Ihr Mund fühlte sich an, als wäre er in Lächel-Stellung festgefroren.
Ihre Kollegin setzte sich an den PC und hantierte einige Minuten herum. „Fertig, magst du dir das Ergebnis anschauen? Mir gefällst du, also ich würde dir schreiben!“
Zweifelnd trat Jenny um den Tisch herum und prompt fiel ihr vor Staunen die Kinnlade herunter. „Das bin ich?“
„ Nee“, meinte Angelika trocken, „das ist ein Foto von dir. Stell dir vor, so kannst du aussehen. Mit ein bisschen technischer Hilfe natürlich.“ Sie zwinkerte ihr zu. „Also, wenn er sich danach nicht mir dir treffen will…“
„ Der fällt aus allen Wolken, wenn er mich in natura sieht.“
„ Ac h was! Etwas Schminke und ein tiefer Ausschnitt, das wirkt immer.“
„ Mensch, ich danke dir Angelika. Hast was gut bei mir!“
„ Gern geschehen . Und grüß deinen netten Kollegen. Den würd ich auch gerne mal … öhm … fotografieren.“
„ L ogo? Der ist leider vergeben. Letztes Jahr hat er sogar mal von Heiraten gesprochen. Wobei, davon war jetzt lange nicht die Rede.“
„ Egal, ich bin auch vergeben. Aber gucken darf man ja wohl. Tschüss.“
„ Tschüs s“, grinste Jenny und ging kopfschüttelnd zurück in ihr Büro. Die Grüße würde sie lieber nicht ausrichten.
„ U nd?“, begann Logo auf der Stelle, als Jenny ins Büro kam. „Wie sind die Fotos?“
„ Geli schickt sie mir auf den PC. Papierfotos sind out, weißte das nicht?“
„ I ch hab immer noch ganz gerne was in der Hand zum Angucken. Ist wie mit Büchern. Da hab ich auch lieber ein richtiges zum Umblättern als einen elektronischen Reader.“
„ Geht mir auch so. Warte, ich lad sie mal runter. “ Jenny winkte ihn an ihre Seite.
„ Uff“, machte Logo.
„ Uff? Hört sich aber nicht gut an.“
„ Doch, uff ist absolut gut. Die sind fantastisch. Er wird sich nicht nur mit dir treffen wollen, er wird dir gleich einen Antrag machen.“
„ Mach mal halblang“, wehrte Jenny grinsend ab. „Er wird mich ja auch in natura sehen.“
„ Da bist du ja auch ganz akzeptabel.“
Jenny schnappte sich den nächstbesten Radiergummi und warf ihn auf Logo.
„ Aua, hey was soll das?“
Jenny schüttelte den Kopf und wandte sich wieder dem Computer zu. Sie sendete eins der Bilder an Bärli. Hoffentlich würde es bald zu einem Treffen kommen. Je mehr Zeit verstrich, desto schwieriger könnte die Aufklärung des Falles werden.
„ Bleib du an diesem Böhm dran“, sagte sie zu Logo. „Er muss doch irgendwo gemeldet sein.“
„ Falls der Name überhaupt stimmt. Scheint ja inzwischen modern zu sein, Pseudonyme zu benutzen.“
„ I m Internet versteh ich das sogar. Wenn ich mir ansehe, was da an privaten Details veröffentlicht wird. Und dann wundern sie sich, wenn sie ausgeraubt werden oder Schlimmeres.“
„ Mir wär es peinlich, mein Privatleben auszubreiten. Ich bin gespannt, wann dein Bärli antwortet und welchen Ort er als Treffpunkt vorschlägt. Was machen wir
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