Mord ist der Liebe Tod
die gewohnt war, dass hier jeder geduzt wurde , folgte ihrem Blick und sah eine Tür, die sie bis jetzt nie beachtet hatte. Sie führte in einen Nebenraum, der für kleinere Gesellschaften gedacht war. Als sie den Raum betrat, erhob sich ein etwa fünfzigjähriger muskulöser Mann mit kurzen dunkelblonden Haaren.
„ Sie sind bestimmt Sternchen? Hallo, ich bin Odysseus. Setzten Sie sich bitte.“
Jenny begrüßte ihn, hängte ihre Jacke über die Rückenlehne d es Stuhles und nahm Platz.
Ihr Gegenüber lächelte sie freundlich an. „Aufregend, s o ein Blind Date, oder? Ist das Ihr erstes Mal?“
Sie lächelte zurück. „ Das zweite.“
„ Ah, also schon geübt. Was möchten Sie trinken?“
„ Ein Bier hätte ich gerne.“ Sie blickte sich um. Ihre K ollegen mussten sich wohl oder übel im Hauptraum Platz suchen. Wäre zu auffällig, wenn sie sich zu ihnen gesellen würden. Die Bedienung schaute herein und Odysseus bestellte.
„ Ich esse hier immer das Rippchen. Sehr gut. Möchten Sie in die Karte schauen?“
„ Nicht nötig, ich war schon hier. Ich nehm das auch.“
„ Ach, wohnen S ie hier in der Nähe?“
Ups, da hätte sie sich fast ver raten. Odysseus machte einen so offenen, freundlichen Eindruck. Sie musste sich besser konzentrieren. Der Mann sah aber auch gut aus. Sehr männlich und sein Lächeln… Jenny war verblüfft von sich selbst. Bis eben war es ihr unvorstellbar gewesen, schon wieder auf diese Art an Männer zu denken. Ein einziges Lächeln eines gutaussehenden Mannes änderte alles?
Mittlerweile waren Logo und Sascha eingetroffen und standen , sich unauffällig umschauend, im Hauptraum.
„ Verdammt“, murmelte Logo, „alles voll. Und ein Krach. Wo ist Jenny?“
Die Bedienung rauschte vorbei, in beiden Händen je zwei volle Biergläser. „Gehd ruisch nach hinne in de Neberaum. Da is noch fast alles frei.“
Sie blickten sich an und gingen zur angewiesenen Tür. Logo öffnete sie einen Spalt und blickte hindurch. Schnell zog er sie wieder zu. „Wir können uns unmöglich da mit rein setzen. Jenny sitzt da alleine mit ihm.“
„ Aber von hier draußen können wir nicht aufpassen“, meinte Sascha besorgt, „man hört ja kaum sein eigenes Wort.“
Die Bedienung kam wieder vorbeigehetzt. „Ei wollt ihr ne d enei? Sonst habbe mer nix. Könnt euch höchstens in de Hof setze un friern.“
Logo raunte. „H ier können wir jedenfalls nicht stehen bleiben. Komm, wir gehen mal kurz raus.“
Sie gingen durch die Hintertür in den Hof und setzten sich an einen der leeren Tische. Es war ziemlich kühl.
„ Was machen wir jetzt? Sollen wir die Aktion abblasen?“ , fragte Sascha besorgt. Die Bedienung erschien, schüttelte leicht den Kopf und nahm ihre Bestellung auf. Logo zückte sein Handy. „Ich ruf sie an. Soll sie entscheiden. Ich hab ein schlechtes Gefühl bei der Sache.“
Sascha nickte bekräftigend.
„ Verdammt, sie geht nicht dran. Warten wir ab. Vielleich t denkt sie mit und geht mal zur Toilette. Sie muss ja wissen, dass wir nicht da rein können.“
Jenny hatte aus den Augenwinkeln registriert, dass Logo kurz hereingeschaut hatte. Auch Odysseus hatte aufgeblickt und die Stirn gerunzelt. Sie versuchte, ihn abzulenken.
„ Früher hab ich hier in der Nähe gearbeitet. Und Sie? Wo arbeiten Sie? Hinter dem Begriff Geschäftsmann kann sich ja vieles verbergen.“
Er nickte. „I m Internet gebe ich bewusst nicht so viel von mir preis. Ich habe eine Druckerei. Das heißt, ich hatte. Leider musste ich Konkurs anmelden.“
Jenny war verwirrt. „Oh, das tut mir aber leid.“
Er lachte. „J a, mir auch. Aber so spielt halt das Leben. Jetzt bin ich pleite. Und was machen Sie beruflich?“
Sie musste sich kurz besinnen, welche Geschichte sie sich zu rechtgelegt hatte. „Äh, ich arbeite bei einer Bank. Langweilig. Aber Pleite gehen kann man da wenigstens nicht.“
Jetzt wurde ihr auch die Wahl des Restaurants klar. Aber wieso hatte er die hohen Kosten für das Institut auf sich genommen? Wollte er sich mit einer reichen Frau sanieren? Von dieser Seite hatte sie die Geschichte noch gar nicht betrachtet. Vielleicht suchten ja nicht nur Frauen ihr Glück in Form von reichen Männern, sondern auch umgekehrt. Aber sie hatte doch in ihrem Profil geschrieben, dass sie zwar aus guter Familie stammte, aber verarmt war. In diesem Moment klingelte ihr Handy. Sie sah Logos Nummer im Display. Verdammt, was sollte das? Odysseus blickte sie neugierig an.
„ Ich lass es einfach
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