Mord ist ihre Leidenschaft
Hilfe.«
»Ihr braucht meine Hilfe«, wiederholte sie sarkastisch und entzog ihm ihre Hand. »Ihr braucht also meine Hilfe. Super, klasse, toll.« Sie stand entschieden auf. »Glaubst du, dass irgendetwas von den Dingen, die du mir gerade erzählt hast, ihm auch nur im Geringsten hilft? Wenn ich eure Aussage verwende, wandert ihr beide wegen mehrfachen Mordes lebenslang in den Knast.«
»Summerset hat niemanden ermordet.« Roarke hatte die für ihn typische äußere Gelassenheit längst zurückerlangt. »Das war ich ganz alleine.«
»Wodurch er noch längst nicht aus dem Schneider ist.«
»Aber du glaubst ihm, wenn er sagt, dass er mit den aktuellen Morden nichts zu tun hat?«
Er ist alles, was ich noch habe, erinnerte sie sich an Summersets leidenschaftliche Worte. »Ich glaube ihm. Er würde dich nie in irgendwas hineinziehen. Er liebt dich.«
Roarke wollte etwas sagen, klappte dann jedoch den Mund wieder zu und starrte gedankenverloren auf seine eigenen Hände. Die schlichte Erklärung und die schlichte Wahrheit dieser Worte brachte ihn tatsächlich aus der Fassung.
»Ich weiß nicht, was ich machen werde«, sagte sie eher zu sich selbst, nur um die Worte laut zu hören. »Ich muss die Vorschriften genau befolgen und die Indizien gegen ihn beachten. Mir bleibt nichts anderes übrig. Ich gehe den offiziellen Weg. Und wenn am Ende immer noch zu vieles gegen Sie spricht, werde ich Sie der Staatsanwaltschaft überstellen.« Sie musterte den Butler kühl. »Sie können sich nur helfen, indem Sie mir wirklich alles sagen. Wenn Sie etwas zurückhalten, wird das gegen Sie sprechen. Mir sind in dieser Sache beide Hände gebunden«, sagte sie zu Roarke. »Also brauche ich die deinen.«
»Sie stehen dir allzeit zur Verfügung.«
»Tatsächlich?« Ihr Lächeln war humorlos. »Die Indizien lassen eher das Gegenteil vermuten. Aber ich werde diese Indizien widerlegen.« Sie ging in Richtung Tür, schloss aber noch nicht auf. »Summerset, ich werde Ihren knochigen Hintern retten. Weil das nämlich mein Job ist, weil nicht alle Cops korrupt sind und weil ich als Polizistin weder Augen noch Ohren je verschließe.« Mit einem letzten zornblitzenden Blick in Richtung ihres Gatten öffnete sie die Tür und stapfte aus dem Raum.
6
P eabody wusste, wann sie ihre Gedanken besser für sich behielt. Was auch immer in dem Verhörraum vorgefallen war, schien die Stimmung ihres Lieutenants nicht gerade aufgehellt zu haben. Eves Augen sprühten Funken, ihr Mund war ein grimmig schmaler Strich und ihre Gesamthaltung so starr wie ein auf dem Schwarzmarkt feilgebotenes Brett aus echter schwarzer Eiche.
Da Eve derzeit hinter dem Steuer eines nicht gerade zuverlässigen Fahrzeugs saß, hielt sich Peabody – da sie auf dem Beifahrersitz hockte – klugerweise mit einem Kommentar zurück.
»Idioten«, murmelte Eve gerade und Peabody war sicher, dass sie damit nicht die Gruppe unachtsamer Touristen meinte, die sich um ein Haar von einem Maxibus hätte niederwalzen lassen.
»Vertrauen, so ein Schwachsinn.«
Eves Assistentin räusperte sich sachte und blickte mit strenger Miene auf die Ecke zwischen der Zehnten und der Einundvierzigsten, wo zwei Schwebekarrenbesitzer um den besten Stellplatz miteinander kämpften. Peabody zuckte, als die beiden Kerle ihre Karren frontal zusammenkrachen ließen. Einmal, zweimal, dreimal knirschte das Metall, bevor plötzlich eine Stichflamme zum Himmel schoss und die vorbeigehenden Passanten wie aufgeregte Ameisen auseinander laufen ließ.
»Huch«, entfuhr es Peabody und sie seufzte, als Eve das Fahrzeug an den Rand der Straße lenkte, leise auf.
Eve trat in den Rauch und den Gestank verbrannter Würstchen. Die Kampfhähne waren zu sehr damit beschäftigt, einander lautstark anzuschreien, um sie zu bemerken, bis sie einem der beiden unsanft ihren Ellbogen in die Seite rammte und nach dem vorschriftsmäßig seitlich des nächststehenden Karrens festgemachten Feuerlöscher griff.
Es bestand eine fünfzigprozentige Chance, dass der Feuerlöscher nichts als Luft enthalten würde, doch sie hatte Glück, bedeckte beide Karren mit einer dicken Schicht aus Schaum, erstickte so das Feuer und zog sich einen Strom wütender italienischer Beschimpfungen sowie eventuell mandarinischen Chinesischs von den beiden Straßenhändlern zu.
Vielleicht hätten sie sich sogar gegen sie verbündet, doch in dem Qualm und dem Gestank erschien unvermittelt ihre Assistentin, und beim Anblick der uniformierten Polizistin
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