Mord ist ihre Leidenschaft
dabeihast, auf, und brate seine Leber. «
»Ich habe Geld.« Kevin zog das Kätzchen eng an seine Brust, hielt jedoch die Stellung. Vor Unglück und Hunger stieß sein Magen ein vernehmliches Knurren aus.
»Ja, ja, und ich scheiße Goldmünzen. Geh woanders betteln, wenn du nicht noch ein zweites Veilchen von mir verpasst bekommen willst.«
Roarke trat neben den Jungen, legte ihm eine Hand auf die Schulter und bedachte die Furie mit einem solch eisigen Blick, dass der sie vor Schreck zurückzucken ließ. »Also, Kevin, kannst du dich nicht entscheiden, was du möchtest?«
»Sie hat gesagt, dass sie Dopeys Leber braten will.«
»Ich habe mir nur einen kleinen Scherz mit dem Jungen erlaubt«, erklärte das Weib mit einem breiten Grinsen, das zwei lückenhafte Reihen hoffnungslos vernachlässigter Zähne zum Vorschein kommen ließ. »Ich habe immer einen Scherz und ein paar Happen für die Kinder der Umgebung übrig. «
»Sie scheinen wirklich eine Seele von Mensch zu sein. Packen Sie ein halbes Dutzend Soja-Dogs ein, drei Portionen Pommes, ein paar Obst-Sticks, eine Tüte Brezeln und zwei große – was möchtest du trinken, Kevin?«
»Orangenlimo«, brachte Kevin, dem der Gedanke an die bevorstehende Festmahlzeit die Sprache zu verschlagen drohte, mühsam krächzend hervor.
»Also zwei große Orangenlimo und eine Hand voll Schokoriegel.«
»Sehr wohl, Sir, einen Moment.« Während Kevin Roarke mit großen Augen anblinzelte, machte sich die Frau ans Werk.
»Sonst noch etwas?«, fragte Roarke, während er in seiner Tasche nach losen Kreditchips grub.
Kevin schüttelte den Kopf. Nie in seinem Leben hatte er in einem einzigen Karton so viel Essbares gesehen. Auch Dopey stieß, animiert von den verführerischen Düften, ein sehnsüchtiges Miauen aus.
»Hier.« Roarke nahm einen der Soja-Dogs aus der Schachtel und drückte ihn Kevin in die Hand. »Warum nimmst du den nicht schon mal mit zurück zum Wagen des Lieutenants – und wartest dort auf mich?«
»Okay.«
Kevin wandte sich zum Gehen, machte drei Schritte in die angegebene Richtung, drehte sich dann jedoch noch einmal um und tat etwas, was kindisch genug war, um Roarke endgültig für sich zu gewinnen. Er streckte der Verkäuferin die Zunge raus und hüpfte fröhlich davon.
Ohne auf das unterwürfige Geplapper des Weibsbildes zu hören, nahm Roarke die Schachtel mit dem Essen, warf die Kreditchips auf den Tresen und wandte sich zum Gehen. »Übrigens bin ich gerade in der Stimmung, jemandem möglichst wehzutun – zu sehr. Was der Grund ist, weshalb Sie noch auf zwei Beinen stehen. Aber falls Sie jemals erneut Hand an diesen Jungen legen, werde ich davon erfahren. Und dann wird ganz bestimmt nicht die Leber seiner Katze auf dem Grillrost enden. Habe ich mich verständlich ausgedrückt?«
»Ja, Sir. Absolut verständlich.« Ihre Finger griffen bereits nach den Kreditchips, gleichzeitig jedoch sah sie ihrem Gegenüber ängstlich ins Gesicht. »Ich wusste ja nicht, dass der Junge einen Vater hat. Dachte, dass er eins von diesen räudigen Straßenbälgern ist. Die sind hier in der Gegend schlimmer als die Ratten. Sie lungern überall herum und machen anständigen Leuten wie mir das Leben schwer.«
»Sagen wir es so.« Roarke packte das Handgelenk des Weibsbilds und musste sich beherrschen, damit er es nicht brach. »Ich brauche ungefähr dreißig Sekunden, bis ich die Stelle erreicht habe, wo der Junge auf mich wartet. Wenn ich dort angekommen bin, werde ich mich umdrehen. Und dann will ich Sie hier nicht mehr sehen.«
»Aber das ist meine Ecke.«
»Ich rate Ihnen dringend, sich einen anderen Platz zu suchen.« Roarke ließ von ihr ab, griff nach der Schachtel mit dem Essen und hatte nicht mehr als zwei Schritte getan, als das metallische Klappern der Räder des Karrens an seine Ohren drang.
Die Befriedigung, die er deshalb empfand, war jedoch nicht ganz so groß wie die, als er Kevin zusammen mit der Katze auf der Kühlerhaube von Eves Wagen hocken sah, wo sie beide jeweils einen halben Soja-Dog verschlangen.
Roarke gesellte sich dazu und stellte den Karton zwischen sich und dem Jungen auf. »Greif zu.«
Kevins Hand schoss in Richtung des Essens, dann jedoch zog er sie, als hätte er Angst, hereingelegt zu werden, hastig wieder zurück. »Ich kann wirklich nehmen, was ich will?«
»Alles, was du verdrücken kannst.« Roarke schob sich einen der Pommes frites zwischen die Zähne und bemerkte, dass der Karren inzwischen von der Ecke verschwunden war.
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