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Mord ist kein Metier für Mädchen

Mord ist kein Metier für Mädchen

Titel: Mord ist kein Metier für Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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wir waren schon auf dem halben Weg zur Wohnungstür, als Anna auftauchte.
Ihre Züge trugen den Ausdruck gespielter Unschuld und ihre Beine weiße
Leinenhosen, hauteng bis zum Knöchel, und ihre anderen Kurven einen braunen
Lurexpullover, der so glitzerte wie meine Augen, wenn ich sie ansah.
    »Danny?« Sie blieb stehen und
starrte Dean verständnislos an. »Wer ist denn das ?«
    »Er gehört zur Opposition .« Ich erklärte ihr kurz Deans Mission, daß er sich aber die
falsche Zeit ausgesucht hatte, Renz einen Besuch abzustatten, und daß wir nun
in sein Hotel fahren und auf die geheimnisvolle Miss Smith warten wollten.
    »Aber Danny...« Ihre Lippen
verzogen sich — enttäuscht, hoffte ich — ,» ...ist das
denn nicht gefährlich?«
    Ich stieß Dean den Revolver ins
Rückgrat. »Nicht, wenn mein alter Freund hier mit von der Partie ist«, erklärte
ich mit Überzeugung. »Es wäre zwar heikel, wenn er und sein Partner halbwegs
kompetent wären; aber zum Glück sind sie’s nicht .«
    »Wann kommen Sie zurück ?« fragte sie kläglich.
    »Bestimmt, so bald ich kann,
Liebling«, versprach ich. »Ich rufe an, okay ?«
    »All right, Danny .« Ihre Augen leuchteten und versprachen mir eine Menge.
»Und lassen Sie sich nicht zu lange Zeit damit, ja ?«
    Draußen war der Nebel noch
genauso dick wie bei meiner Ankunft. Wir standen fünf lange Minuten am
Bordstein, bis endlich ein leeres Taxi aus der Erbsensuppe kroch. Weitere fünf
Minuten später hielt es vor einem schäbigen Haus in einer weiteren von diesen
engen Londoner Gassen. Am Empfang saß eine gebleichte Alte, und ihr Gesicht war
so maskenhaft, daß sie ebensogut hätte tot sein
können. Dean ging an ihr vorüber, ich folgte ihm eine Treppe hinauf und durch
einen kahlen Flur zu einem Zimmer am Ende. Er suchte den Schlüssel heraus,
öffnete die Tür, und ich marschierte hinter ihm hinein.
    Der Himmel fiel mir auf den
Kopf. Ich sank benommen auf die Knie, während sich das ganze Zimmer
einschließlich Dean in einem wirren Wirbel um mich drehte. Von irgendwoher aus
dem All vernahm ich eine kühle Frauenstimme, die mir irgendwie bekannt vorkam.
    »Gut so«, sagte die Stimme
völlig ungerührt. »Jetzt können wir uns das Mädchen greifen .«
    »He, Lonny!« Dean hörte sich
selbst aus dieser Entfernung ausgesprochen glücklich an. »Du hast ihn noch
nicht richtig erwischt .«
    Einen Augenblick später fiel
mir das ganze Weltall auf den Kopf.
     
    Ich öffnete die Augen und
starrte eine schmutziggraue Zimmerdecke an, deren Verputz so viele Sprünge
hatte, daß sie wie eine Streckenkarte der größten Luftfahrtgesellschaft der
Welt aussah. Die Schmerzen in meinem Kopf weckten in mir das Verlangen, kräftig
zu stöhnen, aber das ging nicht, weil mir der Mund mit Heftpflaster zugeklebt
war. Es juckte mich, aber ich konnte mich nicht kratzen, weil man mir die Hände
auf den Rücken gebunden hatte. Und gegen einen Krampf im rechten Fuß konnte ich
ebenfalls nichts unternehmen, weil auch meine Füße gefesselt waren. Ich wandte
den Kopf zur Seite und erblickte eine kahle Wand; ich drehte ihn nach der
anderen Seite und sah ein leeres Zimmer.
    Mithin schien mir die Zeit für
ein bißchen Alltagsphilosophie gekommen, für eine Art geistigen Bilanzziehens,
wie jedermann es gelegentlich tun soll, jedenfalls nach Empfehlung der
Psychiater. Bei mir kamen ein paar erheiternde Gedanken heraus, wie
beispielsweise: Wenn Dean und Lonny nicht mal halbwegs kompetent waren und mich
trotzdem hereingelegt hatten — wie kompetent war dann ich? Die Erinnerung an
diese kühle Frauenstimme — sie mußte wohl Miss Smith gehören —, wie sie davon
sprach, sich jetzt das Mädchen zu greifen, flößte mir außerdem Zweifel über das
Wohlergehen von Sharon O’Byrne ein. Ich war bereit zu wetten, daß sie in diesem
Augenblick zumindest entführt und möglicherweise schon eine Leiche war.
    Zum Teufel mit solch dummen
Gedanken! Ich wandte den Kopf und betrachtete mir noch einmal das leere Zimmer.
An der Wand gegenüber stand ein Bett, von gleicher Art wie das, auf dem ich
lag. Hinter den Fußenden der Betten standen zwei Sessel und ein Schreibtisch
mit Stuhl; an der Wand darüber hing ein Spiegel. Dean hatte ganz recht gehabt —
es war schon ein Schuppen. Aber ein bewohnter Schuppen, fiel mir plötzlich ein,
eine Privatpension. Ich wälzte mich an die Bettkante, schwang die Beine hinaus,
bis meine Füße den Boden berührten, dann rutschte ich auf die Knie. Es dauerte
ein paar schmerzhafte

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