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Mord ist kein Metier für Mädchen

Mord ist kein Metier für Mädchen

Titel: Mord ist kein Metier für Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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haben
zweifellos die originellsten Ausreden der Guckerzunft !«
    Ich stand nur da, starrte sie
an und sagte mir, daß ich mich in einen Nebel von Mißverständnissen verirrt haben mußte, gegen den das Wetter draußen sonnig und heiter war. Und
dann, so erkannte ich schwach, wenn ich ihr zu erklären versucht hätte, warum
ich sie für entführt hielt, und alles andere, was mir im Laufe des Nachmittags
widerfahren war, dann hätte ich wahrscheinlich nur das Urteil bestätigt, das
sich schon die gebleichte Empfangsdame über mich gebildet hatte: Daß ich
nämlich nichts weiter war als ein Masochist.
    »Na ja«, sagte ich, »vielleicht
habe ich mir alles nur eingebildet .«
    »Ich weiß ganz genau, was Sie
sich eingebildet haben«, sagte sie schnippisch. »Und merken Sie sich ein für
allemal: Unsere Beziehungen sind und bleiben rein geschäftlicher Natur .«
    »Gewiß.« Ich entblößte mein
Gebiß. »Also, entschuldigen Sie .« Ich ging zur Tür.
    »Warten Sie .« Ihre Glutaugen blickten ein bißchen freundlicher drein, als ich mich umwandte.
»Was war heute Nachmittag bei Renz ?«
    »Nichts«, antwortete ich. »Er
war nicht zu Hause .«
    »Wie dumm.« Ein
selbstzufriedenes Lächeln nistete sich um ihre Mundwinkel ein. »Dann ziehen Sie
sich lieber um, Danny. Wir haben für heute abend eine Verabredung .«
    »Eine Verabredung ?« fragte ich.
    »Donavan hat vor einer halben
Stunde angerufen. Er möchte uns sprechen und läßt uns abholen — um acht .«
    »Findet die Versteigerung schon
heute abend statt ?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das
glaube ich nicht. Er sagte, er wolle lediglich die ganze Angelegenheit
besprechen .«
    »Okay«, sagte ich. »Essen wir
vorher ?«
    »Kein schlechter Gedanke. Wie
spät ist es jetzt ?«
    Ich sah auf die Uhr. »Viertel
nach fünf.«
    »Dann treffen wir uns gegen
halb sieben in der Bar«, erklärte sie gut gelaunt.
    Ich ging in mein Zimmer und
wählte die Nummer von Renz’ Apartment in Bayswater .
Das Telefon klingelte und klingelte, aber niemand hob ab. Schließlich legte ich
auf, brannte mir eine Zigarette an und überlegte, ob ich wohl mit der
Entführung recht gehabt und mich nur in der Person geirrt hatte. Die
Möglichkeit bestand, daß die nebulöse Miss Smith von Anna Heine und nicht von
Sharon O’Byrne gesprochen hatte.
    An meinem Hinterkopf war eine
beachtliche Beule, wo Lonny mich erwischt hatte, aber die Haut war nicht
geplatzt. Ich duschte, zog mich mit Muße an und versah mich auch mit der
Artillerie, die ich den Zöllnern auf dem Flughafen wohlweislich verschwiegen
hatte — eine .38er Magnum in eigens gefertigter Halfter. Vielleicht war Donavan
ja ganz nett, trotzdem hielt ich es für an der Zeit, allen Leuten meiner neuen
Umgebung zu mißtrauen .
     
     
     

6
     
    Donavans Kompagnon holte uns eine
Minute vor acht an diesem Abend in der Hotelhalle ab. Ein Blick genügte, und
ich neigte zu der Ansicht, dieser Kompagnon sei geradewegs aus dem All
gekommen. Der bestürzte Ausdruck Sharons zeigte mir, daß sie haargenau meiner
Meinung war.
    Der Kompagnon war ein Mädchen,
groß und brünett, mit bemerkenswerten Kurven und hochgesteckten Haaren. Ihr
Gesicht war hager und verwegen, unter den hohen Backenknochen lagen
interessante, dunkle Einbuchtungen, der breite Mund schien zwischen einem
grimmigen und einem spöttischen Ausdruck zu schwanken, und die graugrünen Augen
schließlich verrieten, daß dieses Mädchen sich keinen Deut um irgendeinen
Menschen dieser oder einer anderen Welt scherte.
    Sie war ganz in Schwarz:
schwarze Lederjacke über schwarzem Pullover und schwarzledernem Rock. Die
schwarzen Stiefel reichten bis zu den Knien, die in schwarzen Seidenstrümpfen
steckten — und auf den Seiten orangefarbene Uhren trugen. Sie kam leichtfüßig
und beschwingt daher, und bei jedem Schritt schwang ihr Busen mit, die Hüften
wippten von einer Seite zur anderen. Wie sie so quer durch die Halle auf uns
losschritt, verstummte jedermann und schaute zu uns herüber.
    »Miss O’Byrne?« Sie hatte einen
vollklingenden Alt, ohne jeden Akzent und geradezu bezaubernd. »Mr. Boyd?«
    »Ja...« Sharon schluckte und
mußte ein paarmal blinzeln.
    »Bill Donavan hat mich gebeten,
Sie abzuholen«, sagte das brünette Wesen. »Ich bin Laura Donavan, seine
Schwester .«
    »Oh?«
    »Na, dann wollen wir mal .« Die Stimme des weiblichen Teils der Firma Donavan verriet
leichte Ungeduld.
    »Glauben Sie denn, daß Sie uns
alle drei auf Ihrem Moped unterbringen ?« fragte

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