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Mord ist kein Metier für Mädchen

Mord ist kein Metier für Mädchen

Titel: Mord ist kein Metier für Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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»Da sehen Sie’s .« Sie wandte sich zu dem Portier um und lächelte
überheblich. »Er versteht mich ganz genau .« Sie
schnaubte verächtlich. »Seine Sorte wird sofort klein, wenn man sie bei ihren
Schweinereien erwischt .«
    »Meinetwegen«, sagte der
Portier zweifelnd. »Aber wenn Sie mich schreien hören, rufen Sie auf der Stelle
einen Polizisten, abgemacht ?«
    Die Gebleichte trat den Rückzug
an, wahrscheinlich um Posten am Telefon zu beziehen, falls Alf schreien sollte;
der Portier näherte sich mir, wobei er wie ein Arzt dreinschaute, der zum
erstenmal einen Patienten mit einer noch unbekannten Krankheit besucht. Ich
wandte ihm den Rücken zu, und er knotete mir die Hände los, dann zerrte ich mir
das Pflaster von den Lippen, während er mir die Füße losband. Ich hatte das
Gefühl, als gingen die Lippen mitsamt dem Pflaster ab, es schmerzte ganz
höllisch. Der Portier richtete sich wieder auf, holte tief Luft und zog seinen
gewaltigen Bauch ein Stückchen ein.
    »Also«, sagte er kalt. »Sie
packen jetzt Ihren Koffer und verschwinden, Freundchen !«
    Ich machte den Mund auf, um es
ihm zu erklären — aber ich schloß ihn sofort wieder. Wer hätte mir schon
geglaubt? Diese Witzblattfigur bestimmt nicht.
    »Machen Sie sich keine Sorge
ums Gepäck«, sagte ich. »Ich verschwinde netto .«
    »Sie nehmen Ihren Kram mit«,
sagte er bestimmt. »Weil Sie nämlich nicht wieder hierher zurückkommen, darauf
können Sie sich verlassen .«
    Ich öffnete den Schrank,
entdeckte einen geräumigen Koffer und warf Deans und Lonnys Sachen hinein. Als
der Schrank leer war, klappte ich den Koffer zu und wog ihn in der Hand. »Kann
ich jetzt gehen ?« erkundigte ich mich höflich.
    »Und ob! Sie verschwinden und
kommen nie mehr wieder !« grollte er.
    Ich war schon fast zur Tür
hinaus, als ich sein lautes Räuspern hörte. »He, Sie...«
    »Was denn noch?« Ich drehte
mich um.
    »Na ja...« Auf seinem
rundlichen Apfelbäckchengesicht kämpfte die Neugier heftig mit dem Abscheu —
und siegte schließlich. »Na ja, ich meine...« Er räusperte sich nochmals,
ausführlich und verlegen. »Ich meine, was haben Sie denn gegen Mädchen, he ?«
     
    Der blonde Drachen saß an
seinem schäbigen Schreibtisch wie Nemesis, die Arme fest über der platten Brust
verschränkt. Sie beobachtete mich scharf, bis ich auf der Höhe ihres Tisches
war, dann hob sie die rechte Hand gebieterisch wie ein Verkehrspolizist: »Einen
Augenblick !«
    »Wie bitte?« Ich schenkte auch
ihr ein höfliches Lächeln.
    »Was wird mit dem Schaden, eh ?« Sie zog eine grimmige Schnute. »Und was mit der Rechnung?
Sie dachten wohl, Sie kämen zu alldem auch noch ungeschoren davon, was ?«
    »Meine Freunde werden für den
Schaden aufkommen«, erklärte ich ihr freundlich. »Die beiden, die mich
festgebunden haben, wissen Sie? Es ist ja ihr Zimmer .«
    »Was?« Sie schnappte nach Luft.
    »Sie fragen gar nicht danach,
was es kostet — wenn sie nur ihren Spaß haben«, vertraute ich ihr mit sanfter
Stimme an. »Sie brauchen ihnen nur zu sagen, was es kostet, dann zahlen sie
sofort. Sie müssen übrigens gleich wieder da sein, sie sind nur weggefahren, um
ein paar Handschellen zu besorgen .«
    Ich schritt in den Nebel
hinaus, während sie hinter mir immer noch nach Luft rang. Eine Straße weiter stand ein Lastwagen, und ich stellte den Koffer mitten zwischen
ein paar Gemüsesteigen. Noch zwei Straßen weiter fand ich ein Taxi und ließ
mich zu unserem Hotel zurückbringen. Dort eilte ich sofort in Sharons Zimmer,
wobei ich die leise Hoffnung nährte, daß die Kerle eine Nachricht oder sonst
was hinterlassen hätten , als sie Sharon entführten.
    Zum Anklopfen sah ich keinen
Grund, und deshalb ließ ich’s auch bleiben, riß die Tür auf und marschierte
hinein. Ich hörte einen halbunterdrückten Aufschrei, dann tauchte eine
weiß-rosa Figur ins Bett und verschwand unter der Decke. Und während ich noch
verwirrt dastand und mir den Kopf zerbrach, wer und was denn das nun wieder
gewesen sein mochte, erschien plötzlich ein Wuschelkopf über der Decke und sah
mich grimmig an.
    »Sie... Sie ekelhafter
Schlüssellochgucker !« entrang es sich Sharons
zugeschnürter Kehle. »Ich bin gerade aus dem Bad gestiegen! Hat Ihnen niemand
beigebracht, daß man erst anzuklopfen hat, bevor man ein Zimmer betritt ?«
    »Ich dachte, Sie seien entführt
worden«, murmelte ich.
    »Ach du lieber Gott!« Sie
verdrehte die Augen. »Eins muß man Ihnen lassen, Danny Boyd, Sie

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