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Mord ist kein Metier für Mädchen

Mord ist kein Metier für Mädchen

Titel: Mord ist kein Metier für Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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strohblonder Wuschelkopf erschien in der Öffnung. Anna Heine blinzelte mich
schläfrig an, aber dann gingen ihr die Augen auf, als sie mich erkannte.
    »Oh!« Sie lächelte plötzlich
überaus entgegenkommend. »Das ist ja der nette Ami .«
    Ich belohnte ihre treffende
Beschreibung mit einem Blick auf mein Profil, worauf sie die Tür noch weiter
öffnete. »Bitte, kommen Sie doch herein«, sagte sie mit leicht belegter Stimme.
»Sie müssen entschuldigen, aber ich hatte ein bißchen geruht .«
    Die volle Bedeutung dieser
Worte ging mir erst auf, als ich in der Wohnung stand und sie ganz zu sehen
bekam. Sie trug ein Negligé aus schwarzer Seide mit einem tiefen V-Ausschnitt,
der den Canyon zwischen den beiden prächtigen Attributen ihrer Weiblichkeit
reizvoll enthüllte, und das Ganze schmiegte sich ebenso enthüllend um ihre
runden Hüften und die langen Beine. Ein Blick genügte für meinen Entschluß:
Wenn das alte Ekel Renz seine Einladung mit einem solchen Köder garnierte, dann
zog ich bestimmt hier her. Sie führte mich ins Wohnzimmer, in dem es wie im
Büro eines Leichenbestatters aussah; die Wände waren mit alten Londoner Stichen
behängt.
    Dann sank Anna auf die Couch
und tätschelte den leeren Platz an ihrer Seite. »Bitte, nehmen Sie doch Platz,
Mr. Boyd .« Sie holte tief Luft, was die schwarze Seide
erheblich strapazierte, dann atmete sie langsam wieder aus. »Es tut mir leid,
aber sie sind alle weggegangen .«
    »Sie?« Ich ließ mich gutgelaunt
neben ihr nieder.
    »Ludwig und Paul«, sagte sie.
»Sie hatten etwas zu erledigen, geschäftlich wohl, und sie werden kaum vor acht
Uhr abends zurück sein. Ich habe mich so gelangweilt, daß ich es fürs beste
hielt, mich hinzulegen .«
    »Die beiden können nicht alle
Tassen im Schrank haben«, sagte ich rauh , »bei diesem
Nebel draußen hemmzufahren, wenn Sie doch hier zu Hause warten .«
    »Vielen Dank.« Sie bekam
Grübchen, und ihr Knie streifte meins. »Sie sind sehr galant...«
    »Danny«, sagte ich rasch.
»Nennen Sie mich Danny .«
    »Und ich heiße Anna .« Diesmal blieb das Knie an meinem ruhen. »Ich freue mich
wirklich über Ihren Besuch, Danny. Ich wußte einfach nicht, was ich anfangen
sollte — dieses schreckliche Wetter! London ist in dieser Jahreszeit
unausstehlich, so dunkel, naß und...« Ihr Blick verschleierte sich plötzlich,
sie sank an meine Bmst , schlang mir die Arme um den
Hals und preßte ihre gesamte Oberweite gegen meine Revers. »Küß mich, Danny«,
flüsterte sie wild.
    Ich küßte sie. Es war ein
Gefühl, als ob ich einen tätigen Vulkan berührt hätte. Ihre Lippen waren heiß
und feucht, ihr Körper wand sich in dem Bemühen, sich noch enger an mich zu
schmiegen. Einen Augenblick lang war ich verwirrt, weil’s mir wie ein wahr
gewordener Traum erschien und ich fürchtete, daß ich plötzlich aufwachen
könnte. Aber dann setzte sich bei mir die beglückende Erkenntnis durch, daß
alles wirklich wahr war, und ich benahm mich ganz so, wie das von einem netten
Ami unter diesen Umständen erwartet wird. Aber ob Sie’s glauben oder nicht —
ein paar Sekunden später schrillte die verdammte Türklingel.
    Ich ließ Anna widerstrebend
los, und sie hob ihr Gesicht mit einem ungläubigen Ausdruck in den
verschleierten Augen. »Was ist denn ?« meinte sie
weinerlich — und dann schepperte die verdammte Klingel aufs neue.
    »Vielleicht hat Renz den
Schlüssel vergessen ?« sagte ich.
    »Ludwig?« Sie sprang mit einem
Satz auf. »Er darf mich so nicht sehen! Er weiß dann gleich, daß ich...« Sie
blickte sich um, in panischer Angst, und ich machte mich schon darauf gefaßt,
sie festzuhalten, bevor sie aus dem Fenster hüpfte.
    »Danny«, sagte sie zitternd,
»Sie müssen an die Tür gehen. Wenn es Ludwig ist, dann sagen Sie ihm, Sie seien
gerade erst gekommen, und ich hätte Sie gebeten, hier zu warten, während ich
mich anziehe .«
    »Und wenn’s nicht Renz ist ?« forschte ich.
    »Dann...«, ihre Augen
verschleierten sich bei diesem Gedanken sofort wieder, »...dann schicken Sie
ihn weg, so schnell sie können — ganz gleich, wer’s ist !«
    Sie lief rasch aus dem Zimmer,
und ich nahm Kurs auf die Wohnungstür, als die Klingel erneut schrillte. Ich
nahm mir Zeit, den Lippenstift abzuwischen, dann öffnete ich.
    Draußen stand ein großer Kerl
mit einem höflichen Lächeln im Gesicht. Er war etwa dreißig und hatte den Kopf
voll glänzendschwarzer Haare. Er hielt auch eine Menge auf seine Kleidung: sein
maßgeschneiderter

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