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Mord ist kein Metier für Mädchen

Mord ist kein Metier für Mädchen

Titel: Mord ist kein Metier für Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Minuten, bis ich am Bettende angelangt war. Indem ich ihm den Rücken zukehrte, gelang es mir, einen
hölzernen Bettpfosten zu packen und mich daran in die Höhe zu ziehen. Dann
beugte ich die Knie, packte das Bettende fester und richtete mich wieder auf.
Allzu schwer war es zwar nicht, aber dennoch gab es einen gewaltigen Bums, als
ich es los- und auf den Boden krachen ließ. Ich wiederholte den Vorgang etwa
alle zehn Sekunden, und im Geiste drückte ich mir die Daumen, daß das Zimmer
unter mir bewohnt war — möglichst von einem nervösen, lärmempfindlichen Gast.
    Nach endlos langer Zeit,
wahrscheinlich waren es aber nur zehn Minuten, hatte
ich den Eindruck, daß meine Knie sich in Pudding verwandelten. Mein Gesicht war
naß vor Schweiß, und mein Rücken schien an mindestens fünf Stellen wund zu
sein. Ich sagte mir schon, daß meine gute Idee wohl ein großer Reinfall war und
ich lieber mit den Freiübungen aufhören sollte, ehe ich in meine Einzelteile
zerfiel — als es plötzlich klopfte. Ich antwortete mit ein paar weiteren
Bumsern, worauf an der Klinke gerüttelt wurde und eine zornige Stimme schrie:
»Was geht denn da drin vor ?« Ich machte noch zweimal
bums !, und dann hörte ich, wie sich ein Schlüssel im
Schloß drehte.
    Zwei Sekunden später öffnete
sich die Tür, und die gebleichte Empfangsdame stürmte herein, ihr gelbliches
Gesicht eine Studie in Wut.
    »Hören Sie sofort damit auf !« krächzte sie. »Unten fällt der Verputz in Klumpen von der
Decke und...« Dann erst betrachtete sie mich richtig, und ihr Käsegesicht bekam
Flecken. »Was? Was für Albernheiten treiben Sie da ?« keifte sie eine Oktave höher. »Was haben Sie denn da im Gesicht ?«
    Ich erwiderte mit einem wilden Grunzer und wandte ihr den Rücken zu, damit sie meine
gefesselten Hände sehen konnte. Aber das war ein Fehler. Sie stieß einen
empörten Schrei aus und lief in den Flur. Ich begann, zu der offenen Tür
hinzuhoppeln und hatte etwa den halben Weg zurückgelegt, als sie zurückkehrte.
Diesmal hatte sie sich den Portier mitgebracht. Nun standen sie beide da und
starrten mich etwa zehn Sekunden lang an, dann kratzte der Portier sich
nachdenklich am Kinn und machte: »Ah...«
    »Dieses fürchterliche Bumsen
war genau über meinem Kopf«, erklärte die Gebleichte schrill. »Ich ging und
klopfte an, aber das Gedonner hörte nicht auf, also
nahm ich meine Schlüssel, und als ich hereinkam« — sie zeigte mit einem
zitternden Finger auf mich —, »da fand ich ihn: so !«
    »Ah...« Der Portier nickte
weise und kratzte wieder an seinem Kinn.
    »Schweinerei«, sagte die
unechte Blondine empört. »Ich finde, das geht zu weit, nicht wahr? Sich in
einem seriösen Hause so zu benehmen! Wofür halten Sie ihn? Sicher ist er so ein
sexuelles Untier — wissen Sie? Ein Masochist.«
    »Ah.« Der Portier schüttelte
gewichtig das Haupt. »Seit dem Krieg ist eben alles nicht mehr so wie früher.
Was da jetzt so in London passiert — ich frage mich bloß immer, wohin das noch
führen soll .«
    Ich schickte noch ein paar
wilde Grunzer durch das Heftpflaster, und instinktiv
wichen beide einen Schritt vor mir zurück.
    »Was meinen Sie nun, was wir
machen sollen, hm ?« erkundigte sich der Portier. »Den
Wachtmeister rufen ?«
    »Nein«, sagte die Gebleichte
rasch. »Wir wollen doch keinen Skandal — oder? Wo wir doch ein seriöses Hotel
sind — wenn das erst bekannt wird, dann kommen alle möglichen Brüder und wollen
Zimmer haben .« Sie betrachtete mich mit tiefem
Abscheu. »Sehen Sie zu, daß er sofort die Koffer packt und verschwindet, Alf .«
    »Ich?« Alf blinzelte nervös.
»Und was ist, wenn er handgreiflich wird ?«
    »Das wird er nicht«, erklärte
sie bestimmt. »Leute von seiner Sorte sind nie gewalttätig. Außerdem weiß er,
daß wir ihm auf die Schliche gekommen sind .« Sie kniff
die Knopfaugen zusammen und musterte mich eingehend, dann hob sie voller
Genugtuung den Kopf. »Ich sehe es«, verkündete sie triumphierend. »Er wird
sogar schon rot .«
    »Bestimmt ?« fragte Alf ängstlich.
    Ihr Kopf schoß urplötzlich auf
mich los. »Können Sie hören, was ich sage ?« fragte sie
so laut, als sei das verdammte Pflaster nicht über meinen Mund, sondern über
meine Ohren geklebt.
    Ich nickte nachdrücklich.
    »Na also«, sagte sie
befehlshaberisch, »wenn Alf Sie jetzt losbindet, dann werden Sie ihm keine
Schwierigkeiten machen, haben Sie gehört? Sonst rufe ich nämlich die Polizei,
verstanden ?« Ich nickte nochmals.

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