Mord ist kein Metier für Mädchen
Ihre Hilfe, Danny .« Er paffte an seiner Zigarre und nahm sich Zeit dazu. »Ich
mache mir Sorgen— wirklich ernsthafte Sorgen. Sehen Sie, es sieht so aus, als
entwickle sich meine geplante Versteigerung zu einer ausgesprochenen Pleite.
Ich fürchte fast, es wird nur einen ernsthaften Interessenten geben — und
mithin nur einen Steigerer .«
»Das wäre aber dumm .« Ich grinste.
»Wenn Sie wüßten, was Bill
alles mitgemacht hat, um an die beiden Weinkrüge zu kommen«, sagte Laura kalt,
»dann könnten Sie erst ermessen, wie dumm es ist .«
Donavan nahm einen
ausführlichen Schluck Bier, dann wischte er sich mit dem Handrücken lässig den
Schaum von den Lippen. »Wir wollen jetzt nicht davon anfangen, Schwesterlein .« Er entließ sie mit einem winzigen Wink seiner Zigarre.
»Geh mal lieber und sieh nach Miss O’Byrne ; es gehört
sich nicht, einen Gast ganz sich selbst zu überlassen, weißt du das nicht ?«
»All right .« Sie stimmte mit merklichem Widerwillen zu. »Aber vergeude nicht zuviel Zeit mit
Gerede, Bill .«
Die Tür schloß sich hinter ihr,
und Donavan lächelte, wobei er kräftige, weiße Raubtierzähne entblößte. »Sie
ist wie alle Frauen von unersättlicher Neugier besessen. Wenn man sie zu lange
in der Senkrechten läßt, kriegen sie falsche Vorstellungen von ihrer wahren
Aufgabe, finden Sie nicht auch ?«
»Wollen Sie über Mädchen oder
über Ihre Ein-Mann-Versteigerung reden ?« fragte ich
ihn.
»Sie sind also ein Mann, der
nur ans Geschäft denkt ?« Seine Zähne waren wieder zu
sehen, und diesmal wirkte das Lächeln leicht spöttisch. »Das gefällt mir,
Danny. Wie Sie ganz richtig bemerkten — zurück zum Thema Versteigerung. Die
Weinkrüge, hm — sie sind einmalig, aber das wissen Sie ja schon. Die Sache ist
nun die — jedenfalls von meinem Standpunkt aus gesehen: Ich muß die reichsten
Sammler der Welt zusammentrommeln, natürlich ihr spezielles Interesse
vorausgesetzt, und muß sie gegeneinander bieten lassen. Auf diese Weise kann
ich einen vernünftigen Preis erzielen .«
»Und ?« sagte ich.
»Also habe ich mich mit den
Leuten in Verbindung gesetzt, von deren Reichtum und Interesse ich wußte«,
sagte er. »Das Feld ist recht klein, und ich habe es noch weiter eingeengt. Es
blieben schließlich nur übrig: Slater in New York, Rodriguez in Madrid, Renz in
Paris und Duplein , der sich auf seiner verdammten
Luxusyacht irgendwo im Mittelmeer herumtreibt. Aber dann, zwei Wochen nachdem
alle meine Einladung zur Auktion angenommen hatten, ging der Ärger los. Zuerst
bekam ich ein höfliches Telegramm von Rodriguez, in dem er mir mitteilte, er
könne an der Versteigerung nicht teilnehmen; einen Grund nannte er nicht. Dann
passierte dasselbe mit Duplein . Ich ließ mich über
Funktelefon mit seiner Yacht verbinden...« Er zog eine Grimasse. »Der alte
Strolch sagte, sein Leben wolle er für keinen Kunstschatz dieser Welt riskieren
— die britischen Kronjuwelen eingeschlossen, und dann hängte er einfach ein.
Also blieben mir nur zwei Steigerer: Renz und Slater .«
»Wirklich zu dumm«, sagte ich
teilnahmsvoll.
Er genehmigte sich einen
weiteren Schluck und wischte sich wieder die Lippen mit dem Handrücken ab.
»Wenn die ersten beiden sich so schnell ins Bockshorn hatten jagen lassen,
dachte ich, dann konnte das bei den anderen auch noch passieren — falls ich
nichts dagegen unternahm. Und es hatte absolut wenig Sinn, hier zu sitzen und
auf einen guten Ausgang zu hoffen.
Also schickte ich Laura nach
New York, um mit Slater zu reden, und ich selbst fuhr nach Paris zu Renz .«
Er kicherte, daß das Bier in
seinem Bauch gluckerte. »Der gute alte Ludwig, der ungekrönte König aller
Erzgauner Europas! Er kriegt es nicht so leicht mit der Angst zu tun. Er zeigte
mir den anonymen Brief, den er bekommen hatte. Man drohte ihm, daß die
rechtmäßigen Eigentümer ihre Weinkrüge zurückzuholen beabsichtigen — und Ludwig
sollte sich lieber aus der Sache heraushalten, wenn er nicht riskieren wolle,
daß ihm etwas zustoße .«
»Slater hat genau den gleichen
Brief bekommen«, sagte ich.
»Ich weiß«, sagte er. »Laura
erfuhr das von ihm in New York .«
»Glauben Sie denn, daß hinter
den Briefen eine ernstzunehmende Drohung steckt ?« erkundigte ich mich interessiert.
Er schnaubte verächtlich.
»Diese Weinkrüge verstaubten still und friedlich in einer Ecke des Museums von
Peking, bis meine Boys sie dort herausholten. Ich wette, Mao und Genossen
wußten überhaupt nichts von
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