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Mord ist kein Metier für Mädchen

Mord ist kein Metier für Mädchen

Titel: Mord ist kein Metier für Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ich
skeptisch.
    Sie sah mich zum erstenmal voll
an, und ihre Mundwinkel entschieden sich endgültig für spöttisch. »Ich wußte
auf den ersten Blick, was mit Ihnen los ist, Mr. Boyd«, erklärte sie
freundlich. »Dieser Bürstenschnitt verrät sie sofort. Sie sind von Beruf Clown,
nicht ?«
    »Aber sicher.« Ich entblößte
mein Gebiß. »Ich habe mich allerdings ein bißchen auf Psychologie verlegt. Wenn
Sie mal ein Stündchen übrig haben, dann könnten Sie mir etwas über Ihre
Fetische erzählen, wie wär’s ?«
    Ihre Lippen zuckten im Anflug
eines Lächelns. »Dafür sollte ich Sie auf der Stelle ohrfeigen«, sagte sie in
einem Dialekt, wie er wohl zur finstersten Londoner Spelunke paßte. Aber dann
kehrte sie sofort zu ihrem tadellosen Englisch zurück. »Immerhin muß ich
zugeben, daß Sie in Ihrer rauhen , aber herzlichen Art
etwas Uriges an sich haben, Mr. Boyd .«
    »Sie wollten sagen — etwas
Maskulines ?« meinte ich bescheiden.
    Sie schüttelte langsam den
Kopf. »Ich glaube nicht. Nein, sondern — wissen Sie, wie frischer Mist riecht ?« Sie zog Sharons Arm unter ihren und lächelte sie
verständnisvoll an — wie eben Frauen sich einig sind, wenn’s um die gemeinsame
Front gegen das minderwertige andere Geschlecht geht.
    »Wollen wir fahren, Miss
O’Byrne ?«
    Ich folgte ihnen leicht
benommen durch die Halle, und der Blick auf die vor mir her wackelnden Hüften
in hautnah geschneidertem Leder war auch nicht gerade angetan, mich zu
ernüchtern. Draußen stand ein Mordsapparat von einer schwarzen Limousine; einer
von den maskierten Herzögen hatte sich in Hab- acht -Stellung
daneben aufgebaut.
    »Wollen Sie beide sich hinten
setzen ?« fragte Laura Donavan.
    »Ich möchte«, sagte Sharon
bissig, »lieber allein hinten sitzen .« Sie ließ ein
ziemlich dummes Lachen folgen. »Sie können sich ja nicht vorstellen, was es
heißt, mit einem Mann wie Boyd den Rücksitz zu teilen, Miss Donavan .«
    »Als ob man einen Gorilla mit
vier Pranken neben sich hätte«, kicherte die Donavan. »Aber nennen Sie mich
doch Laura .«
    »Natürlich — und für Sie bin
ich Sharon, bitte .«
    »Wenn ihr glaubt, daß ich mich
in den Kofferraum verkrieche, dann habt ihr euren Verstand ganz verloren«,
knurrte ich.
    »Sie können vorn neben mir
Platz nehmen«, erklärte Laura Donavan kühl. »Aber wehe, wenn Sie Ihre Hände auf
Wanderschaft schicken — ich schlag’ sie Ihnen glattweg ab !«
    Der Türsteher half Sharon in
den Fond, dann hielt er Laura den vorderen Schlag auf. Sie schwang sich hinters
Steuer, wobei sie so leichtsinnig mit ihrem Rocksaum umging, daß ich einen
atemberaubenden Blick auf wohlgeformte weiße Beine über kurzen schwarzen
Strümpfen erhaschte. Dann bezog ich den freien Sitz neben ihr, und der Herzog
donnerte den Schlag ins Schloß. Der Motor heulte auf. Das brünette Mädchen
schaltete zweimal schnell und gekonnt, und schon fuhren wir im Höllentempo
mitten in die sechs Spuren Gegenverkehr hinein. Ich schloß die Augen und preßte
mich in die Polster, wurde aber plötzlich hochgerissen und öffnete die Augen
wieder— gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, daß wir frontal auf einen
riesigen Lastwagen losrasten. Meine Stirn machte schmerzlich Bekanntschaft mit
der Windschutzscheibe.
    Neben mir hieb Laura Donavan
auf die Hupe, was ganz fürchterliche Töne zur Folge hatte. Ein feistes rotes
Gesicht, von einem gewaltigen Walroßschnauzbart halb
verdeckt, erschien urplötzlich im Seitenfenster des Lastwagenführerhauses.
    »He«, bellte das Walroß grimmig. »Wofür, zum Donnerwetter, halten Sie sich ?«
    »Ich habe hier zufällig die
Vorfahrt, mein Lieber«, brüllte Miss Donavan in gleicher Lautstärke zurück.
»Sie blutiger Anfänger, Sie!«
    Das rote Gesicht verschwand
erschrocken, es knirschte im Getriebe, und der Lastwagen schaukelte weiter.
Laura Donavan schob den Schaltknüppel in den ersten Gang, riß das Steuer herum,
und wir rauschten haarscharf am linken Kotflügel des Lastwagens vorüber. Hinter
uns ertönte ein Schreckensschrei — ich nahm an, daß er von dem Mann auf dem
Fahrrad stammte, der einen Augenblick zuvor auf gleicher Höhe mit uns gefahren
war. Ich hatte freilich nicht die Nerven nachzusehen, was aus ihm geworden war.
    »Die Fahrdisziplin in London
wird mit jedem Jahr schlechter«, stellte das Mädchen in Schwarz fest, wobei sie
ihr Monstrum geradewegs auf einen entgegenkommenden Bus lossteuerte.
    Der Rest der Fahrt war ein
wahrer Alptraum. Ich hatte flüchtig den

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