Mord ist kein Metier für Mädchen
lächelte. »Dieses
Vergnügen steht Ihnen zu, lieber Freund .«
Ballard sah mich an, und seine
Augen glitzerten. »Wir haben Ihre Nachricht bekommen, Boyd«, sagte er leise.
»Welche Nachricht ?« fragte ich verständnislos.
»In der Sie schreiben, wenn
Ludwig Anna Heine lebend wiedersehen möchte, sollte er binnen 24 Stunden nach
Paris zurückkehren — und die ganze Versteigerung vergessen«, knirschte er. »Ein
ziemlich sauberer Job, Boyd, wie Sie Anna gekidnappt haben. Nur ein bißchen
sorglos waren Sie wohl — oder war sie schlauer, als Sie dachten ?«
»Wie ?« brummte ich begriffsstutzig.
»Sie hatte noch Zeit, mit
Lippenstift ein Wort auf den Spiegel im Badezimmer zu schreiben«, zürnte er.
»Und dieses Wort lautete natürlich: Boyd !«
»Jetzt halten Sie mal die Luft
an«, schnauzte ich. »Ich habe Anna nicht entführt. Es war diese Tante namens
Smith. Sie hat die beiden Gangster damit beauftragt, die sie von New York mit
herübergebracht hat — Dean und Lonny .«
»Ha!« Donavan schüttelte sich
vor Lachen. »Spukt denn diese geheimnisvolle chinesische Dame schon wieder
durch die Gegend? Ich hätte doch gedacht, daß Ihnen etwas Originelleres
einfiele, Danny .«
»Aber es ist die Wahrheit«,
sagte ich und erzählte ihnen, wie ich das Apartment von Renz aufgesucht und nur
Anna angetroffen hatte; wie dann Dean aufgekreuzt war, und ich mit ihm in sein
Hotel fuhr, wo Lonny es mir besorgte; wie es mir dann schließlich gelang, zu
entkommen, und warum ich angenommen hatte, bei dem von der Smith erwähnten
Mädchen handle es sich um Sharon.
»Wissen Sie was, Danny«, sagte
Donavan bewundernd, als ich fertig war, »Sie sind der größte Gaukler, der mir
jemals über den Weg gelaufen ist .« Er schüttelte
bedächtig den Kopf. »So einen Haufen blühenden Blödsinns aus dem Ärmel zu
schütteln und nicht einmal dabei zu stottern — mir fehlen die Worte .«
»Ich hab’ nur die Wahrheit
gesagt«, belehrte ich ihn.
»Wir kennen die Wahrheit«,
herrschte Laura mich an. »Slater hat Sie angestiftet, alles für ihn zu deichseln,
aber andererseits brauchte er auch einen offiziellen Vertreter bei der Auktion,
der über jeden Verdacht erhaben war. Deshalb mußte er Sharon O’Byrne als
Beauftragte entsenden. Er hoffte wohl, hinter ihr könnten Sie sich so gut
verstecken, daß Sie nicht erwischt werden, stimmt’s ?«
»Sie haben einen kleinen Mann
im Ohr«, erklärte ich liebenswürdig.
»Und Ihnen schneide ich auf der
Stelle beide Ohren ab, wenn Sie nicht gleich sagen, wo Anna steckt, Boyd !« keuchte Ballard.
In diesem Augenblick sagte ich mir,
daß der einzige Weg aus diesem Dilemma war, ihnen ein wirklich gewichtiges
Argument zu unterbreiten — wie die Magnum, die unter meiner linken Schulter
steckte.
»Okay.« Ich zuckte leicht die
Schultern. »Ich fürchte, es hat keinen Zweck, Ihnen noch länger einen Bären
aufzubinden. Wenn Sie sich das hier also bitte mal ansehen wollen...« Ich griff
unter mein Jackett, während ich sprach, ganz langsam und in aller Ruhe, und
meine Fingerspitzen berührten schon den Knauf der Magnum. Doch dann bewegte
sich Donavans Rechte blitzschnell, und der Inhalt
seines Humpens landete schäumend und sichtraubend in meinem Gesicht. Im
nächsten Augenblick schlug Ballard mir die Hand weg, riß mich hoch und klaubte
mir die Magnum aus der Halfter — dann stieß er mich wieder in den Sessel. Ich
angelte mein Taschentuch heraus, wischte mir das Bier aus den Augen und begann,
mir das Gesicht abzutrocknen.
»Wir haben ein Abkommen
getroffen, Boyd«, erklärte Donavan barsch. »Ich war einverstanden, Renz bei der
Suche nach seiner Freundin zu helfen — indem ich Sie hier für Ballard antanzen
ließ; andererseits hat Renz sich verpflichtet, bei der Auktion gegen Slater zu
bieten, das heißt, gegen Miss O’Byrne .«
»Und der lieben Sharon hat
Slater freie Hand gegeben, für jedes Gebot .« Laura
lächelte hinterhältig. »Das mußte er ihr zubilligen, damit sie keinen Verdacht
gegen Sie schöpfte, Danny. Es wird eine hübsche Überraschung für ihn sein, wenn
er erfährt, daß die Versteigerung tatsächlich stattgefunden hat .«
»Eins nach dem anderen«, sagte
Ballard leise. »Wo ist Anna, Boyd ?«
»Weiß nicht«, knurrte ich.
Er blies seine breiten
Schultern noch mehr auf und sah das Mädchen an. »Wollen Sie nicht ein bißchen spazierengehen ?« fragte er. »Jetzt
gibt’s wahrscheinlich ein paar Schrammen .«
»Es macht mir gar nichts aus,
wenn ich Blut sehe«,
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