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Mord ist nur ein Spiel - Der 1 DANNY McRAE Thriller

Mord ist nur ein Spiel - Der 1 DANNY McRAE Thriller

Titel: Mord ist nur ein Spiel - Der 1 DANNY McRAE Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Ferris
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im Gesindehaus und spielten immer gemeinsam in der Küche. Tony war drei Jahre jünger als ich. Er wollte immer sehen, was die hohen Herrschaften so trieben. Wir waren fasziniert von dem großen Haus und den vielen Zimmern, schlichen uns immer hinein, wenn sie ausgingen. Ich nehme an, er war eifersüchtig auf ihren Reichtum.«
    Liza schien jetzt loszulassen, als wolle sie sich die Last von der Seele reden.
    »Haben Sie viel mit Kate zu tun gehabt?«
    »Catriona. Oh ja. Die kleine Lady. Sie wickelte Tony um den kleinen Finger, obwohl sie ein Jahr jünger war als er. Wir tollten oft zusammen durch den Garten. Als wir noch klein waren, störte es niemanden. Doch es hörte auf, als Tony anfing, Interesse an ihr zu zeigen. Sie war ein hübsches kleines Ding. Und das wusste sie auch. Sie können ihm keinen Vorwurf machen!«
    »Mache ich nicht.«
    »Er erzählte mir immer, wie sehr er sie liebte und dass er eines Tages mit ihr weggehen und sie heiraten werde. Armer Tony.«
    »Wussten Sie es?«
    »Natürlich nicht! Damals noch nicht. Nicht, bevor Tony es wusste.«
    »Wann erfuhr er es?«
    Sie dachte nach. »Er war 13, stand kurz vor seinem 14. Geburtstag. Ich war damals 17, als mein Vater starb. Krebs. Er entschied auf seinem Sterbebett, dass Tony Bescheid wissen sollte. Hinterher sagte Mutter es uns.«
    Leise fragte ich: »Wie nahmen Sie beide es auf?«
    »Ich war nicht überrascht. Irgendetwas an der Art, wie Dad Tony behandelte, war schon immer anders gewesen ...«
    Sie zögerte.
    »Inwiefern?«
    Liza holte tief Luft und schauderte. »Er schlug ihn. Wegen Kleinigkeiten. Ich dachte, er tue es, weil er ein Junge sei und Jungen mehr Disziplin bräuchten. Aber das war es nicht, nicht wahr?«
    »Wie nahm Tony es auf? Als er es erfuhr?«
    »Schlecht. Sehr schlecht. Er heulte tagelang. Wollte nichts essen. Nannte Mum eine Hure und Dad einen dreckigen Lügner. Wir mussten ihn für eine Weile wegschicken, bis er sich beruhigt hatte.«
    »Wohin?«
    »Mum sagte, irgendwohin aufs Land. Ich wollte es eigentlich gar nicht genau wissen.«
    »Wie lange?«
    »Etwa sechs Monate, glaube ich. Als er zurückkam, war er ruhiger, deutlich ruhiger. Und er hatte sich verändert. Den anderen fiel es nicht auf, aber mir.«
    »Inwiefern verändert?«
    »Undisziplinierter. Er stellte ständig etwas im Haus an. Machte Unsinn, wurde aber nie dabei erwischt. Aber er bereitete Mum eine Menge Kummer. Er konnte ihr nicht verzeihen.«
    »Wann fand Kate es heraus? Das mit Tony und ihrem Vater, meine ich.«
    Zum ersten Mal, seit ich in ihr Haus eingedrungen war, lächelte Liza Caldwell. »Nun, Mr. McRae, Sie scheinen doch nicht so clever zu sein, wie ich dachte.«
    Ich saß da wie gelähmt. »Niemand hat es ihr gesagt?«
    »Wer denn? Ihr eigener Vater starb ein paar Jahre nach meinem. Hat uns dieses Haus in seinem Testament hinterlassen. Um sein Gewissen zu beruhigen. Meine Mutter starb, ohne noch jemandem etwas davon zu erzählen. Nur Tony und ich wissen davon.«
    »Und warum haben Sie es ihr nicht gesagt? Um Gottes willen, Frau, Sie haben zugelassen, dass sie eine Todsünde beging!«
    » Ist es denn eine? Warum, Mr. McRae? Tony wurde sein Geburtsrecht verweigert, und jetzt bekommt er es. Gewissermaßen. Er ist mein Bruder.«
    »Aber er ist auch Kates Bruder!«
    »Nur halb.«
    »Großer Gott. Darum sollte ich also glauben, dass er tot ist. Warum haben Sie bei der Geschichte mitgespielt?«
    »Können Sie uns einen Vorwurf machen?«
    Uns? Was waren Kates Motive, wenn sie es nicht wusste? Aber im Grunde konnte ich Liza keinen Vorwurf machen, nicht einmal – in einem Anfall von seltenem Großmut – Tony. Der Skandal hätte sie alle vernichtet. Bis jetzt war ich allein der Verlierer in diesem Spiel. Und Kate Graveney – falls sie jemals die Wahrheit erfuhr.
    Bevor ich noch weitere Fragen stellen konnte – etwa, wer das Liebesnest im Dachgeschoss benutzte –, drang undeutlich der vertraute Klang einer Polizeisirene an meine Ohren. So vertraut, dass ich nicht sofort wahrnahm, dass sie sich unaufhaltsam näherte. Es war das Einsatzkommando. Für mich. Ich hörte draußen Reifen quietschen, hechtete an Liza vorbei durch die Küche, riss die Hintertür auf und stolperte fast kopfüber die Treppe zum Garten hinunter. Ich rannte über das Gras und zwischen den Pflanzstöcken, die noch die verwelkten Tomaten vom Vorjahr stützten, hindurch.
    Bevor die ersten Rufe hinter mir erklangen, war ich über die hohe Mauer zum Garten des Hauses in der Nebenstraße geklettert.

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