Mord ist nur ein Spiel - Der 1 DANNY McRAE Thriller
vor und packe den glitschigen Griff, ziehe mit einem Ruck daran. Die Waffe gibt nach, und ihre Glieder zucken. Ein frischer Schwall Blut strömt heraus, fauliger Geruch steigt von ihrem geschändeten Körper auf. Ich ziehe die abscheuliche Klinge vollständig aus dem Körper, schiebe Lilis Schenkel zusammen und verdecke den geschundenen Körper gnädig mit einem Zipfel der Bettdecke. Dann gehe ich zum Waschbecken, werfe das Bajonett hinein und lasse kaltes Wasser laufen. Meine blutüberströmten Hände sind klebrig und ich muss kräftig schrubben, um sie wieder sauber zu bekommen.
So finden sie mich. Als die Schreie in deutscher Sprache durch das Haus hallen und ihre Stiefel durch den Flur die Treppe hinaufstampfen, weiß ich, dass ich in eine Falle getappt bin. Ich drehe mich um und warte auf sie.
In der Kapelle hatte ich um mich selbst geweint. Hier, in diesem Hurenpalast, trauerte ich nun um sie. Irgendwann rappelte ich mich auf und setzte meine Füße kraftlos auf den Boden. Ich wischte mir übers Gesicht und sah mich um. Es war ein kleines kahles Zimmer mit billigen chinesischen Drucken an den Wänden und roten Seidenüberwürfen auf dem Bett und dem Stuhl.
Ich fühlte mich benommen und steif, als hätte ich den Ärmelkanal durchschwommen und mich anschließend sinnlos betrunken. Oder umgekehrt. Aber ich hatte nichts auch nur annähernd so Verdienstvolles getan. 3:15 Uhr, verriet mir ein Blick aufs Handgelenk. Am Morgen, vermutete ich. Aber dafür war es zu hell. Ich schob den Vorhang zur Seite, um nachzusehen; helles Tageslicht fiel ins Zimmer. Ich war nachmittags gegen 16 Uhr hergekommen. Hatte ich tatsächlich fast 24 Stunden geschlafen?
Die Tür knarrte. Ich blickte auf und sah Marys dunkle Fransen durch die Tür lugen. Ich war nackt, aber zu müde, um meine Blöße zu bedecken. Außerdem hatten sie und Colette jeden Zentimeter von mir im Bad abgeschrubbt. Ich konnte mich an keine erotischen Untertöne erinnern, nur an den wohltuenden Trost von warmem Wasser und sanften Händen, als wäre ich wieder ein Kind. Ob ich damit wohl Colettes Berufsehre verletzt hatte?
»Du also nicht tot, Danny.« Mary trat ganz ins Zimmer hinein.
»Es sei denn, das hier ist der Himmel, Mary.«
Sie lachte. »Nur Hinterzimmer. Ganzen Tag geschlafen. Jetzt Kleider anziehen und essen kommen. Pläne machen.« Sie zeigte auf meinen Anzug und mein Hemd, die sauber und glatt auf einem Bügel hinter der Tür hingen. Ich gehorchte. Die Sachen kamen frisch gereinigt und perfekt gebügelt aus einer chinesischen Wäscherei um die Ecke. Ich bahnte mir den Weg durch das Labyrinth von Korridoren ins Wohnzimmer.
Während Mary Tee aufsetzte, ließ ich noch einmal meine neue Erinnerung an mir vorüberziehen. Sie fühlte sich echt an. Wenn ich sie nur beweisen könnte. Ich starrte auf den Stapel der Zeitungen, die sie gestern herausgekramt hatte, um meine Geschichte auf den Prüfstand zu stellen. Schlagzeilen, die sich mit bestialischen Morden auseinandersetzen. Alle verübt, nachdem ich aus der Klinik entlassen und nach London zurückgekehrt war. Doch dann durchfuhr mich ein Gedanke. Ich verfluchte mich, dass ich nicht schon früher daran gedacht hatte.
»Mary! Hast du ein Blatt Papier und einen Stift?«
Ich erklärte ihr meinen Plan, und wir begannen, die Zeitungen zu studieren, bis das genaue Datum für jeden der fünf Morde auf einer Liste vor uns stand. Ich wusste, dass zumindest einige meiner Anfälle mit dem Zeitpunkt eines Mordes zusammenfielen – obwohl die Anfälle ehrlich gesagt so häufig vorkamen, dass mir alles andere wie ein unglaublicher Zufall erschienen wäre.
Einmal im Monat verfügte ich über ein wasserdichtes Alibi. Dann konnte ein renommierter Psychiater bestätigen, wo ich mich aufgehalten hatte. Das Problem bestand darin, dass meine Arzttermine variierten; sie lagen immer ungefähr in der Mitte des Monats, aber sie waren von Dr. Thompsons Terminplan und den genauen Plänen für die Behandlung abhängig. Ein normaler Besuch – mit Gesprächen und Untersuchungen – dauerte zwei Tage. Die Elektroschocktherapie hatte mir hingegen jeweils eine ganze Woche meines Lebens geraubt.
Mein Terminkalender lag im Büro, aber mir kam eine Idee. Es war ein Schuss ins Blaue und würde vielleicht gar nichts beweisen. Aber es schien einen Anruf bei Dr. Thompsons Sekretärin wert zu sein. Allerdings ging ich damit ein Risiko ein. Möglicherweise hatte die landesweite Presse bereits die Anschuldigungen gegen mich samt Foto aus den
Weitere Kostenlose Bücher