Mord ist nur ein Spiel - Der 1 DANNY McRAE Thriller
sehen. Habe gesagt, du guter Mann.«
»Nein, Mary. Du hast gesagt, dass ich nicht so ein schlechter Kerl bin.«
Sie zuckte die Schultern. »Alle Männer haben schlecht in sich. Manche mehr als andere. Jetzt also noch zwei Männer vielleicht mit Blut an Händen.«
Sie hatte recht. Ich war immer noch nicht ganz aus dem Schneider. Es gab immer noch Zweifel wegen des Mordes an Lili. Doch das musste ich für den Augenblick zurückstellen, um mich mit Caldwell und Wilson zu befassen. Wenn einer von beiden der Mörder war, musste ich einen Weg finden, ihm seine Schuld nachzuweisen. Träume würde man vor Gericht wohl kaum als belastendes Material zulassen.
Beide waren gefährliche Feinde. Caldwell besaß wahrscheinlich ein eigenes privates Waffenarsenal, und er hatte ein starkes Motiv, mir den Tod an den Hals zu wünschen. Wilson würde mir erst den Kopf abreißen und anschließend Fragen stellen. Und er verkörperte das Gesetz – bei wem sollte ich ihn anzeigen? Aus dem gleichen Grund brauchte ich gar nicht erst zu versuchen, mich zu stellen und ihn darum zu bitten, mein Alibi zu überprüfen. Dabei würde herauskommen, dass er entweder in Komplizenschaft mit dem wahren Mörder Beweise gefälscht hatte oder selbst der Täter war.
Mary hatte die dürftigen Besitztümer aus meinen Kleidungsstücken auf ihrem Tisch aufgehäuft. Sie bestanden aus etwas Wechselgeld, meinen Wohnungs- und Büroschlüsseln und der Liste an Fragen, die ich Kate und Liza hatte stellen wollen. Ich nahm den zerknitterten Zettel, strich ihn auf dem kleinen Tisch glatt und sah mir die Fragen an.
Kate
Sind Sie auch als Mrs. Catriona Caldwell bekannt?
In welcher Beziehung stehen Sie wirklich zu Tony Caldwell?
Weswegen waren Sie in der Nacht, als der Blindgänger hochging, tatsächlich im Krankenhaus?
Warum haben Sie mich beauftragt, herauszufinden, ob Caldwell noch am Leben ist? Sie hätten das auch alleine geschafft.
Liza
Sind Sie mit Tony C verheiratet oder nicht?
Warum trifft es Sie nicht sonderlich, dass Ihr Mann tot ist?
Hat er Ihnen gegenüber den Mord erwähnt? Was hat er Ihnen noch über mich erzählt?
Warum lügen Sie mich an?
Die meisten Fragen konnte ich abhaken und hatte auch die Antwort auf eine Frage erhalten, die ich gar nicht gestellt hatte: War Tony Caldwell tot oder am Leben? Quicklebendig, keine Frage, und Kate und Liza waren seine Halbschwestern und deckten ihn. Aber ich wusste immer noch nicht, weshalb Kate am 30. November ins Krankenhaus gekommen war. Spielte das eine wichtige Rolle? Hatte sie eine Verletzung vorgetäuscht, nur um sicherzugehen, dass sie ein Alibi besaß, falls jemand es nachprüfte? Oder war ihr rein zufällig genau zum Zeitpunkt der Explosion etwas anderes zugestoßen? Die Fragen nagten an mir, und es lief immer wieder auf einen meiner Grundsätze bei einer Mordermittlung heraus: Es gibt keine Zufälle. Ich drehte mich zu Mary um.
»Mary, kennst du jemanden, der mir eine Visitenkarte drucken kann?«
21
Ich schritt durch die Türen des St.-Thomas-Krankenhauses, als würde der Laden mir gehören. Bei dem, was ich hier durchziehen wollte, war ein überzeugender Auftritt entscheidend. Um mein Selbstbewusstsein zu stärken, hatte mir Mary bei einem Verwandten in der Lisle Street eine Brille mit ungeschliffenen Gläsern organisiert. Das dicke Gestell verbarg die Narben um meine Augen herum zum größten Teil. In Verbindung mit der Aktentasche, die einer von Marys Kunden in seiner postkoitalen Glückseligkeit bei ihr liegen gelassen hatte, verlieh sie mir eine Aura der Gelehrsamkeit.
Mein Plan würde scheitern, wenn die Rezeption von derselben jungen Frau besetzt war wie bei meinem ersten Besuch und sie sich an mich erinnerte. Aber hinter dem Tresen saß eine füllige Wuchtbrumme mit polterndem Lachen. Sie schien höchstens Mitte 30 zu sein und plauderte gerade fröhlich mit einer Krankenschwester. Ich holte tief Luft und trat auf sie zu.
»Guten Morgen, junge Frau. Ich bin Dr. Ferguson und möchte gerne die Akten einer meiner Patientinnen abholen.«
»Oh natürlich, Sir. Bis später Alice.« Die Krankenschwester ging und schenkte mir dabei ein Lächeln.
Ich klatschte die Aktentasche auf den Tresen, griff in meine Jackentasche und zog einen Stapel Visitenkarten hervor. Ich machte eine große Show daraus, eine herauszusuchen – sie waren alle leer bis auf eine – und gab sie ihr.
Sie nahm entgegen, und ich wusste, was sie las:
Dr. med. James Ferguson, MSc Edin,
Facharzt
105 Harley
Weitere Kostenlose Bücher