Mord mit Gruener Soße
wusste gar nicht, wie viele es davon gibt. Wie war´s bei euch?“
Jenny erzählte kurz und hakte dann nach. „Sind das Spezialwerkzeuge?“
„ Nö. Geeignete Werkzeuge zum Zerteilen bekommt man im Zubehör für Metzger und Fleischer, aber auch in jedem Baumarkt. Wie die schon erwähnte Kettensäge. Ach, Biederkopf hat angerufen. Er hat die Unterlagen aus den USA und bleibt dran, soll ich ausrichten. Du sollst vorsichtig sein, Jenny.“
„ Ich kann’s nicht mehr hören. Am besten fahr ich jetzt heim, die Nacht war ziemlich kurz. So richtig schläft man im Flugzeug ja nicht. Muss jetzt nur aufpassen mit dem Jetlag, sonst komm ich ewig nicht in den richtigen Rhythmus.“
„ Wirst später müde, oder?“
„ Genau. Und später wach auch, leider. Also bis morgen dann. Ach, ihr überprüft Hölzel, oder?“
„ Klar. Schon in Arbeit.“
Nie hätte sie es vor den Kollegen zugegeben , aber mulmig war ihr schon bei dem Gedanken, allein in ihre Wohnung zurückzukehren. Über die Miquelallee fuhr sie auf die A66 und nahm die Ausfahrt Sossenheim. Vor einem halben Jahr etwa hatte sie hier in einer ruhigen Seitenstraße eine Eigentumswohnung gekauft. Sie hielt noch kurz am Supermarkt und kaufte Brot und Aufschnitt. Zu Hause legte sie sich lange in die Wanne und setzte sich dann an den PC. Viel war nicht angelaufen während ihrer Abwesenheit. Eigentlich merkwürdig, dass sie keine Briefe oder Drohungen über das Internet erhalten hatte. Das wäre doch viel einfacher gewesen, als Briefe in ihrer nächsten Umgebung zu verstecken. Offensichtlich ging es hier weniger um den Inhalt, als darum, Angst zu erzeugen, indem man scheinbar problemlos in ihren persönlichsten Bereich eindrang. Ob Er dahinter steckte? Immer noch träumte sie von IHM und immer noch grübelte sie, ob sie nicht früher hätte erkennen müssen, dass sich hinter seiner charmanten gutaussehenden Schale ein perfider Serienmörder verbarg.
Doch wie sollte ER alles aus dem Gefängnis heraus eingefädelt haben? ER müsste einen Komplizen haben oder sogar mehrere. Doch alle Überprüfungen hatten nichts ergeben. Sie schüttelte die unguten Gedanken ab und loggte sich in ihr Lieblings-Online-Spiel ein. Zwar hatte sie kaum noch Zeit für World of Warcraft, ihren Account hatte sie jedoch behalten und ab und zu sagte sie Freunden von früher „Hallo“. Da kamen auch schon die ersten Whisper. Bedauernd lehnte sie Einladungen zu gemeinsamen Unternehmungen ab und loggte sich wieder aus. Ihr fehlte einfach die Ruhe.
S tattdessen setzte sie sich an ihren Schreibtisch und begann eine Liste aller Reiseteilnehmer anzulegen. Daneben schrieb sie jede Information auf, an die sie sich im Zusammenhang mit ihnen erinnerte. Vielleicht half ihr das, sich einen Überblick zu verschaffen und wenn nicht, war sie wenigstens beschäftigt.
Um dreiundzwanzig Uhr schien es ihr endlich spät genug, um ins Bett zu gehen. Dank des Jetlags schlief sie sofort ein. Ihr Schlaf wurde nur durch einen kurzen Albtraum gestört. ER spielte die Hauptrolle.
Mittwoch, Frankfurt
Morgens trafen die drei Kollegen fast zeitgleich im Präsidium ein. Bevor noch die erste Kanne Kaffee fertig war, stand Biederkopf in der Tür. „Moin zusammen. Wollte kurz die ersten Ergebnisse mit Ihnen besprechen, Frau Becker.“
„ Da bin ich gespannt“, meinte Jenny, „setzen Sie sich doch. Kaffee?“
„ Gerne“. Der Staatsanwalt nahm Platz und legte einen Stapel Papiere vor sich ab.
„ Illustre Reisegesellschaft, um es vornehm auszudrücken. Johann ist wegen Scheckbetrugs vorbestraft. Waltraut Wingarter hat gleich mehrere reiche Ehemänner überlebt. Am verdächtigsten scheint mir jedoch diese Irmtraud. Die gibt’s nämlich nicht.“
„ Wie, die gibt’s nicht?“
„ Die Identität ist falsch. Das heißt, es gibt wirklich eine Irmtraud, aber sie ist seit drei Jahren tot. Drogen.“
Jenny staunte . „Das ist ja ein Ding. Die brave Irmtraud. Wobei, so brav wie sie aussah, scheint sie nicht zu sein. Immerhin habe ich sie mit Johann frühmorgens aus seinem Hotelzimmer kommen sehen.“
„ Ihre Spur verliert sich völlig. Der Wohnsitz stimmt nicht. Bezahlt hat sie bar im Reisebüro. Haben Sie zufällig ein Foto von ihr?“
Jenny schlug sich an die Stirn. „Natürlich. Dass ich daran nicht gedacht habe. Die Kamera hab ich sogar bei mir.“ Sie kramte in ihrer Umhängetasche. „Viel hab ich allerdings nicht fotografiert.“ Sie blätterte durch die Bilder auf dem Display. „Irgendwie scheint sie
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