Mord mit Gruener Soße
zehn Minuten in dem hässlichen Raum auf Gascon. Die gesamte Einrichtung bestand aus einem einfachen Kunststofftisch und vier an den Boden geschraubten Stühlen. Unruhig tigerte er auf und ab.
Selbst für ihn war es schwierig gewesen, den Termin im Gefängnis zu bekommen.
Der „Sagen-Mörder“ , wie ihn die Presse damals genannt hatte, saß in strengster Isolationshaft. Zweimal täglich wurde seine Zelle durchsucht und nur sein Anwalt durfte zu ihm.
Die einzige Aussage, die Gascon jemals gemacht hatte, war sein Geständnis die Morde begangen zu haben. Seitdem schwieg er.
Endlich wurde er von zwei Vollzugsbeamten in Handschellen und Fußfesseln hereingeführt. Er hatte abgenommen, die orangene Gefängniskleidung schlackerte an ihm herum. Die Beamten setzen ihn auf den Stuhl und machten die Fußfessel am Boden fest.
Biederkopf bat sie, hinauszugehen. Er setzte sich auf den gegenüberstehenden Stuhl und starrte Gascon schweigend an. Jetzt, wo er ihm gegenübersaß, fehlten ihm zunächst die Worte, obwohl er sie sich so sorgfältig im Geist zurechtgelegt hatte.
Gascon hatte den Kopf schief gelegt und starrte mit unbewegtem Gesicht zurück. Die Mundwinkel waren spöttisch verzogen.
Biederkopf drehte sich bei dem Gedanken, dass Jenny monatelang mit diesem Irren zusammen gewesen war, der Magen um. Er hatte sich immer um Verständnis bemüht. Doch manchmal hatte er ganz leise Zweifel, ob Jenny ihn nicht als das Monster, das er war, hätte erkennen müssen.
Aber ihm war auch klar, dass der Mann, der ihm scheinbar gelangweilt gegenübersaß, ein Meister der Verstellung und Manipulation war.
„ Wissen Sie, dass es einen Mordanschlag auf Jenny gegeben hat?“
Nur ein Zucken im Augenwinkel zeigte ihm, dass Gascon ihm zuhörte.
„ Ist sie Ihnen egal oder stecken Sie sogar dahinter?“
Gascon starrte ihn weiter an. Dann gähnte er.
Biederkopf hatte in seinem Leben noch nie Hass empfunden. Abneigung, auch Abscheu, aber niemals Hass. Diese Bestie jedoch, die sich hinter der Maske eines Menschen versteckte, hasste er aus tiefstem Herzen. Ihm war es zu verdanken, dass Jenny tief traumatisiert war. Ob sie jemals wieder offen für eine Beziehung sein würde … niemand wusste es.
„ Ich werde herausfinden, wie Sie das gemacht haben und Sie dafür büßen lassen. Aus der Isolationshaft werden Sie nicht mehr rauskommen und wenn ich kann, lasse ich Ihnen jedes Buch und alles, was Ihrer Unterhaltung dienen könnte, wegnehmen.“
Man sagte ja, dass Psychopathen kein Mitgefühl oder Gewissen hatten. Vielleicht konnte er ihn mit handfesten Drohungen zum Reden bringen. Für einen so hochintelligenten Mann musste der Entzug von geistiger Stimulanz unerträglich sein.
Als Gascon anfing zu sprechen, war Biederkopf so überrascht, dass er erst mal nichts verstand. „Wie bitte?“
„ Wer hat versucht, Jenny zu töten?“
„ Das wissen wir nicht. Eine unbekannte Frau, die in Verkleidung auftrat und sich Irmtraud nannte. Wahrscheinlich dieselbe, die Jenny Briefe zugespielt hat.“
„ Wie viele Briefe?“
„ Drei.“
Gascon lächelte. „Gut“, sagte er sanft.
Biederkopf überlief eine Gänsehaut. „Wie haben Sie das mit den Briefen gemacht?“
Schweigen, Gascon lächelte weiter.
„ Warum wollen Sie Jenny tot sehen? Hat sie Ihnen gar nichts bedeutet?“
Das Lächeln verschwand. „Will ich das?“
„ Ich glaube, Sie stecken dahinter!“ Biederkopf musste sich zusammenreißen, um nicht zu schreien.
Er erntete e in abfälliges Kopfschütteln. „Tatsächlich“, Gascon zögerte, „entspricht das nicht dem Plan.“ Ärgerlich zog er die Brauen zusammen.
„ Wenn das nicht dem Plan entspricht, dann helfen Sie uns.“
Wieder das kalte Lächeln, das die Augen nicht erreichte. Seelenlose, tote Augen.
„ Nein.“
„ Gut.“ Biederkopf stand auf und ging zur Tür.
„ Ist Jenny in Ordnung?“
Biederkopf blieb stehen, ohne sich umzudrehen. „Interessiert Sie das?“
„ Vielleicht.“
Biederkopf ging, ohne nochmal zurückzuschauen.
Donnerstag, Frankfurt
Sascha knallte ärgerlich den Hörer auf den Tisch. „Wenn ich noch einmal das Wort vertraulich höre, wird mir schlecht. Ammerlands Firma rückt nicht die geringsten Infos in Bezug auf Volks raus. Sie geben nicht mal zu, dass es da ein Geschäftsverhältnis gibt. Dabei wissen wir das schon von Volks.“
Jenny hob den Kopf. „Lass es. Sollte es wichtig werden, besorgen wir uns eine Verfügung. Dann hat es sich mit vertraulich. Hast du schon den
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