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Mord mit kleinen Fehlern

Titel: Mord mit kleinen Fehlern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Scott
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und der Applaus brandete erneut auf. Stars and Stripes lagen vor den Tigerstreifen. Ein patriotisches Publikum. Wirklich schade, dass sie nicht zum Militär durften. Aber wo ist Kevin?
    Plötzlich blieb der Geschäftsführer stehen, legte die Hand an den Ohrstöpsel und wandte sich dann an Anne. »Zum Eingang!«
    »Haben wir ihn?«, fragte Anne. Ihr Herz machte einen Satz, während der Geschäftsführer sie fest an der Hand hielt und sie durch die Menge zum Eingang zog.
    »Hast du ihn gesehen?«, rief er dem Türsteher zu, mit dem Anne bereits geredet hatte.
    »Joe Camel? Ich glaube, ja. Ich habe Julio gesagt, dass er meiner Meinung nach vor fünf Minuten gegangen ist. « 
    »Glaubst du das nur? Oder erinnerst du dich?«
    »Ja, ja. Ich habe ihn gesehen.«
    »Lass den Kerl bloß nie wieder rein. Wenn er jemals wieder kommt, dann ruf mich sofort. Und nagel ihn fest.« Der Geschäftsführer wandte sich an Anne. »Tja, er ist weg. Tut mir Leid«, sagte er. Anne schüttelte den Kopf. »Aber der Türsteher ist sich nicht sicher. Vielleicht irrt er sich. Ich habe vorhin schon mit ihm geredet, und er meinte, er habe keinen blonden Mann hereinkommen sehen. Womit er sich irrte.«
    »Sie haben nichts von dem Joe-Camel-T-Shirt gesagt«, verteidigte sich der Türsteher lautstark, während der Geschäftsführer seine Hand auf Annes Schulter legte.
    »Schätzchen, er ist mein Türsteher, und er weiß, was er tut.«
    Nein! »Warum gehen wir nicht in ihr Büro zurück und sehen uns das Band noch einmal an? Dann könnten wir überprüfen, ob Kevin wirklich gegangen ist.«
    »Nein, könnten wir nicht. Offenbar ist er gegangen, während wir uns die Aufnahme angesehen haben, und wenn das Band abgespielt wird, nimmt es nicht auf. Es ist jetzt Zeit, dass Sie gehen.« Er begleitete Anne zur Tür und öffnete sie, als die Musik mit einer ziemlich überdrehten Version von »The Party's Over « wieder einsetzte.
    Anne wollte gerade protestieren, als sie hörte, wie ihr Handy klingelte. Mit einem Mal stand sie vor dem Eingang und blinzelte im hellen Sonnenlicht. Sie holte ihr Handy aus der Tasche und klappte es auf. Im gleißenden Licht war die Rufnummer nicht zu lesen. »Hallo?«, meldete sie sich.
    »Anne, Anne!« Es war Judy. »Wo bist du?« 
    Oi. »Ich bin unterwegs.«
    »Anne, bleib dran.« Es herrschte kurz Stille, dann meldete sich eine andere Stimme.
    »Murphy! Murphy! Wo ZUM TEUFEL STECKST DU?«
    Bennie Rosato, ihre ganz persönliche Muskelkönigin. Was sollte sie jetzt tun? Anne sagte nichts, aber das schien Bennie nicht weiter aufzufallen.
    »Murphy! Ich will nicht, dass du dich da draußen herumtreibst! Ich kann nicht glauben, dass du und Carrier Flugblätter verteilt habt! Seid ihr verrückt geworden? Du kommst jetzt sofort ins Büro zurück! Geh durch den Hintereingang! JETZT!«
    Verdammt! Anne brachte es einfach nicht über sich, Kevin laufen zu lassen, aber sie konnte schlecht Nein zu Bennie sagen.
    Da hatte sie eine Idee.

1 1

    Fünfzehn Minuten später fuhr ein kirschroter Mustang lässig auf einen Parkplatz, der im Halteverbot und vor einer unverdächtigen Schwulenbar lag. In dem Wagen saßen vier Frauen auf ihrer jungfräulichen Verfolgungsjagd: Bennie am Lenkrad, Judy auf dem Beifahrersitz und hinten Mary mit Anne. Bennie hatte den Wagen hergefahren, sich aber verspätet, weil dem Mustang das Benzin ausgegangen war und sie an einer Tankstelle halten musste. Die Bar schloss allmählich ihre Pforten, und der Tanztee hatte ohne ein weiteres Anzeichen von Kevin geendet. Anne hatte Bennie alles erzählt, und sie konnte einfach nicht weg, ohne sich davon zu überzeugen, dass er wirklich nicht mehr in der Bar war.
    »Ich denke, ich werde dich jetzt noch nicht feuern, Murphy«, sagte Bennie auf dem Fahrersitz. Ein rotes Flugblatt lag zerknittert auf dem Armaturenbrett, vermutlich hatte sie es dort hingeworfen. »Dich auch nicht, Carrier. Das wäre zu simpel. Es käme einfach nur Todesstrafe statt lebenslang Knast gleich, und das widerspricht meiner Grundeinstellung. Kapiert ihr, was ich damit sagen will, Mädels?«
    »Du willst, dass wir leiden?«, spekulierte Anne.
    »Genau. Vor allem du.«
    Anne hielt den Blick auf die Bar gerichtet. Judy und Mary auch. Die schwarze Eingangstür stand offen, und Männer strömten scharenweise heraus. Einige liefen die Straße hinunter oder winkten sich Taxis herbei, aber die meisten blieben erst mal stehen, lachten, plauderten und rauchten in kleinen Gruppen auf dem Gehweg, hielten sich im

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