Mord mit kleinen Fehlern
Wohngegend gefahren, um in Erfahrung zu bringen, ob es für die Vorgänge der vorherigen Nacht doch Zeugen gab. Anne saß an ihrem Schreibtisch, tätigte den letzten ihrer Anrufe für Plan B. Es war nicht ganz einfach gewesen, aber sie war sich ziemlich sicher, Kevin diesmal schnappen Zu können, zumal sie wusste, dass er sich in der unmittelbaren Nachbarschaft aufhielt. Sie würde den anderen davon erzählen müssen, vor allem Bennie, weil sie deren Hilfe brauchte. In der Kanzlei war es still bis auf das Geräusch des Druckers vor Annes Büro, der Blätter ausspuckte, um Plan B voranzutreiben. Annes Blick streifte zu ihrem Bürofenster, und in den Scheiben spiegelte sich ihre neueste Inkarnation. Sie konnte nicht für immer als Uncle Sam herumlaufen, darum hatte sie ihre Haare abgeschnitten und mit »Rich Sable Nr. 67« von Herbal Essences gefärbt. Die Verpackung versprach ein »reiches Dunkelbraun«, aber Anne gefiel es nicht, eine Brünette zu sein. Sie machte sich Sorgen um ihr Kreditsaldo. Bäh.
Mel saß aufrecht auf einem Stapel Zeugenaussagen, und Anne streichelte über seine barthaarigen Wangen. Seine grünen Augen wurden mit jeder Berührung länger und verwandelten ihn in die politisch unkorrekte Chinesenkatze. Annes bevorzugte Katzenrasse. Sie fühlte sich frischer, nachdem sie im Büro geduscht und sich aus dem Ersatzkleidervorrat der Kanzlei bedient hatte: ein khakifarbener Rock von Banana Republic und ein weißes T-Shirt mit der Aufschrift ICH BRINGE MÄNNER ZUM WEINEN. Noch immer trug sie ihre Blahniks, legte aber keinen Lippenstift auf, weil sie sich dem Druck ihrer Freundinnen fügen wollte, jetzt da sie welche hatte. Mentale Notiz: Fortschrit t hat auc h sein e Kehrseite.
Plan B war beinahe umgesetzt, und jetzt wollte Anne Willas Familie auftreiben, um sie zu benachrichtigen. Aber wo wollte sie anfangen? Sie nahm einen letzten Schluck kalten Kaffee und loggte sich bei whitepages.com ein, einem Online-Telefonbuch. Sie tippte »Willa Hansen« ein und »Philadelphia«, und sie erhielt zur Antwort: Sorry, unter den von Ihnen eingegebenen Suchkriterien wurden keine Treffer erzielt.
Hmm . Da s bedeutete , das s Will a ein e Geheimnumme r hatte . Ann e spürte , wi e ihr e Energi e zurückkehrte . E s war sinnlos , unte r Hanse n z u suchen , wei l si e nich t wusste , wo Willa s Famili e wohnte . D a fie l ih r etwa s ein . Ann e griff nac h de m Telefo n un d rie f i n ihre m Fitness-Studi o an . Ein junge r Man n nah m de n Anru f entgegen , un d Ann e versucht e e s mi t de r näselnde n Stimme , di e si e be i eine m ihrer letzten Besuche gehört hatte: »Hi, ich bin Jenny, die neue Massagetherapeutin. Ich mache die Hausbesuche. «
»Jenny? Ich habe schon von dir gehört. Ich bin Marc. Willst du mal bei mir einen Hausbesuch machen?«
Anne zwang sich zu einem Kichern. »Hi, Marc. Ich rufe an, weil ich auf dem Weg zu einer der Kundinnen bin, aber ich habe das Blatt mit ihrer Telefonnummer und ihrer Adresse verloren. Ihr Name ist Willa Hansen. Kannst du das nachschlagen? «
»Klar.« Am anderen Ende der Leitung klickte eine Tastatur. »Willa Hansen wohnt in der Keeley Street 2689. Sie hat eine Geheimnummer, aber auf der Anmeldung hat sie sie angegeben. Willst du sie?«
»Ja bitte.« Er las die Nummer vor, und Anne schrieb sie auf. Die Adresse lag in der Nähe des Fitler Square am anderen Ende der Stadt. Anne kannte die Gegend nur, weil sie sich die Haare in einem Salon dort schneiden ließ, wenn sie es nicht gerade selbst tat. »Hast du noch andere Informationen über sie im Computer? Irgendwas in ihrem Mitgliederprofil, das mir nützlich sein könnte? Ich will einen guten Eindruck bei ihr machen.«
»Lass mich mal sehen.« Die Tastatur klickte wieder. »Ich habe nicht viel, Jenny. Ihr Konto zeigt, dass sie eine zweijährige Mitgliedschaft hat, aber sie war noch nie beim Spinning, beim Yoga oder beim Herz-Kreislauf-Training. Sie hat auch das Mitgliederprofil nicht ausgefüllt. Auf dem Antrag hat sie ''single'' angekreuzt, aber zu den Singlenächten ist sie nie gekommen. Klingt nicht gerade sehr gesellig. «
»Das kann man wohl sagen.« Anne wurde sich der Ironie bewusst. Das hätte mühelos ihr eigenes Mitgliederprofil sein können. »Sonst noch was? «
»Mal sehen. Sie hat ihr Haus gemietet und ist selbstständig. Die Sparte Jahreseinkommen hat sie nicht ausgefüllt, aber das ist ja auch nur optional. Sie zahlt ihre Beiträge sehr spät. Ich schaue mir gerade ihr Foto an, das wir in der
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