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Mord mit kleinen Fehlern

Titel: Mord mit kleinen Fehlern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Scott
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Geruch nach Staub und Blei einatmen. Mehr war von Willa nicht übrig, das und eine falsch identifizierte Leiche, die kalt im Leichenschauhaus lag.
    »Los geht's«, sagte Bennie, ging zum Telefon und nahm den Hörer ab. »Wahrscheinlich sind die Nummern ihrer Familie und ihrer Freunde als Kurzwahl einprogrammiert.«
    »Gute Idee.« Anne fragte sich, warum ihr nie solche guten Sachen einfielen. Plötzlich fühlte sie sich so passiv, immer einen halben Schritt zurück. »Vielleicht sollte lieber ich es ihnen erklären.«
    »Nein, lass mich das machen. Als meine Mutter noch lebte, war sie die erste Kurzwahl. Sie ist es immer noch. Ich bringe es einfach nicht über mich, die Nummer zu löschen.« Bennie drückte den ersten Kurzwahlknopf, lauschte in den Hörer, runzelte dann die Stirn. »Die erste Kurzwahl ist nicht belegt. « Sie drückte den zweiten Kurzwahlknopf. »Die zweite Kurzwahl ist auch nicht belegt.« Sie drückte noch einen Knopf. »Wieder nichts«, sagte sie nach einer Minute, dann legte sie auf. »Offenbar hat Willa ihre Kurzwahlfunktionen nicht genutzt. Dann gibt es also niemanden, den sie ständig anruft. Das ist komisch.«
    »Finde ich nicht«, platzte Anne heraus, als müsste sie Willa verteidigen. Sie hatte ihre Kurzwahlnummern auch nicht belegt.
    »Wie auch immer. Komm schon.« Bennie berührte Anne am Arm. »Es muss irgendwo etwas geben, das uns helfen kann. Rechnungen, Briefe, alte Geburtstagskarten mit Absenderadressen. Etwas, das uns mehr über sie sagt, oder darüber, wo sich ihre Familie aufhält. Wie alt war sie doch gleich wieder?«
    »Sie war in meinem Alter.«
    »Sie ist zu jung, als dass ihre Eltern schon gestorben sein könnten. «
    »Stimmt«, sagte Anne, die gar nicht mehr klar denken konnte. Vielleicht war sie erschöpft. Oder vielleicht hatte sie einfach keine Ahnung, wie Familien miteinander Kontakt hielten. Sie hatte nie eine Geburtstagskarte von ihrer Mutter bekommen. Und ihren Vater würde sie nicht einmal dann erkennen, wenn sie ihn mit einem Auto überfuhr. Anne folgte Bennie durchs Wohnzimmer in den hinteren Teil des Hauses.
    Die Raumverteilung war ähnlich wie bei Anne, eine Kombination aus Esszimmer und Küche, zu einem Raum zusammengeschlossen. Anne sah auf einen Blick, dass man hier über Willas Familie wenig, wenn überhaupt etwas finden würde. Auch hier hingen Skizzen an den weißen Wänden, und der Eichentisch war leer bis auf einen Strauß Trockenblumen. Die Küche war absolut sauber, voll von den Kenmore-Geräten, die Vermieter für gewöhnlich installierten. Das Bemerkenswerteste an dem Raum war ein herrliches, zinnoberrotes Gewürzregal, das über dem Herd befestigt war..
    Anne trat näher, las die handgeschriebenen Namen auf den Gewürzgefäßen, die so exotisch waren, dass sie nie davon gehört hatte, geschweige denn damit gekocht: Kreuzkümmel, Kardamom, Kurkuma. Willa musste eine wunderbare, kreative Köchin gewesen sein. Anne spürte einen schrecklichen Stich. Sie war in ein Leben getreten, das wegen ihr geendet hatte.
    »Vielleicht hat sie oben ein Büro«, sagte Bennie und wandte sich ab. »Es muss doch einen Ort geben, an dem sie ihre Rechnungen bezahlte. Möglicherweise haben wir oben mehr Glück. « Sie verließ die Küche, und Anne folgte ihr wie betäubt. Bennie schaltete das Licht über der Treppe ein und ging voraus. Skizzen dienten bis in den ersten Stock als Tapete, und Anne dachte voller Respekt, wie viele Stunden es gedauert haben musste, um all diese Szenen zu zeichnen.
    Am Treppenkopf befand sich ein winziges Badezimmer, das sie ausließen. Sie gingen gleich ins Schlafzimmer, ein völlig unkonventioneller Raum. Die Wand, die sich normalerweise zwischen Schlafzimmer und Gästezimmer befunden haben musste, war offenbar entfernt worden, und so traten sie in ein L-förmiges Schlafzimmeratelier. Skizzen bedeckten die Wände, die Themen ähnlich wie im Erdgeschoss, aber hier viel größer, als ob der erste Stock eine exklusive Galerie wäre, reserviert für private Besucher.
    Ein Doppelbett aus Kiefernholz mit einem Baldachin, drapiert aus langen, weißen Seidenstoffbahnen, in einem ungewöhnlichen Winkel zur Fensterfront. Daneben ein ein- facher, weißer IKEA-Kleiderschrank und ein Schreibtisch, bedeckt mit Papieren in sauberen Stapeln. Bennie ging auf den Schreibtisch zu und schaltete eine schwarze Halogenlampe ein. Anne folgte ihr.
    »Kein Computer, das ist ungewöhnlich«, meinte Bennie. Irgendwie schien es Anne, als ob sie schlecht über die Tote

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