Mord mit kleinen Fehlern
eine Affäre war. Wenn du beweisen kannst, dass es eine Affäre war, hast du gewonnen.« Anne schauderte. »Das klingt hässlich.«
»Es ist hässlich. « Bennie nickte.
»Wisst ihr, was an dieser Entwicklung wirklich interessant ist?«, fragte Mary, und alle richteten ihre Aufmerksamkeit auf sie, weil sie es normalerweise den anderen überließ, Theorien aufzustellen. Mary räusperte sich. »Interessant wäre, herauszufinden, was Matt weiß. Mit anderen Worten, hat seine Mandantin ihn angelogen, wie Annes Mandant sie angelogen hat? Hält Matt diese Affäre für einvernehmlich oder für erzwungen?«
»Für erzwungen«, erwiderte Anne rasch. Etwas zu rasch, wie ihr am Blick der anderen klar wurde. Sie wollten Insider-Informationen. Bettgeflüster. Vielleicht sollte man aus diesem Grund das Bett nicht mit dem Anwalt der Gegenseite teilen. »Ich glaube nicht, dass er die Anklage vertreten würde, wenn er wüsste, dass es sich um eine Lüge handelt.«
»Ach nein?«, meinte Judy. »Eine Menge Anwälte würden das tun.«
»Er aber nicht«, erklärte Anne, und alle waren zu höflich, um das in Frage zu stellen. Anne hatte allerdings das Gefühl, es selbst in Frage stellen zu müssen. Und sie fragte sich immer noch, warum Matt das Ehepaar Dietz zu ihrer Trauerfeier mitgebracht hatte.
Mary nickte. »Du hast sicher Recht, Anne. Aber die Frage ist, warum Beth Dietz ihn verklagt hat.«
»Sie hat es nicht verwunden, dass die Affäre aus war«, erwiderte Anne. »Rache. Das denkt Gil zumindest.«
Bennie stand auf und streckte sich. »Okay, Kinder, wir haben viel zu tun. Im Moment ist für uns am wichtigsten, Anne zu beschützen, bis die Cops Satorno geschnappt haben. Wir tun also Folgendes ...«
»Ich würde gern duschen, mich umziehen und weiter am Chipster-Fall arbeiten«, unterbrach Anne. Sie dachte an das Geheimnis in ihrem Büstenhalter, und sie trug immer noch keinen Slip. Ganz zweifellos hatte sie ein Unterwäscheproblem. »Kann ich in deine Wohnung und mich frisch machen, Bennie?«
»Nein, ich will dich nicht aus dem Auge verlieren. Du kannst die Dusche im Büro benutzen, wie schon zuvor, und wir haben jede Menge Klamotten hier.«
Verdammt . Anne musste auf ihren neuen Plan B zurückgreifen, aber sie durfte Bennie auf keinen Fall einweihen. Ihre Brötchengeberin würde nie und nimmer damit einverstanden sein, nicht nach dem Gespräch mit den Cops. »Bitte, die Sachen im Büro sind der Inbegriff von fehlgeleitetem Modebewusstsein. Ich verspreche, mich keiner Gefahr auszusetzen. Mary und Judy können mich begleiten. Sie agieren als meine Leibwächter. «
»Du kannst meine Wohnung benutzen, wenn du willst«, bot Mary an. »Ich kann dir auch ein paar Kleider leihen. Wir haben ungefähr dieselbe Größe.«
Judy trank ihren Kaffee aus. »Ich behalte die beiden im Auge, Bennie«, bot sie an.
»Dürfen wir gehen, Mom?«, bettelte Anne.
Trotz Bennies zweifelndem Blick kannte Anne bereits die Antwort. Sie fuhren im Aufzug hinunter und verließen das Gebäude durch den Hinterausgang. In den schwarzen Kleidern kamen sie bei der Hitze fast um. Anne wartete, bis sie sich alle auf den verschwitzten Rücksitz eines Taxis gequetscht hatten und fünf Häuserblocks von der Kanzlei entfernt waren, bevor sie in ihren BH langte.
Und dann machten sich die drei Frauen auf die Suche nach Kevin Satorno.
20
BLUME N SCHWART Z stand auf dem Schild vor der Tür. Die dunkelhaarige Verkäuferin war so schlecht drauf, dass sie kaum aufsah, als die drei Anwältinnen in Schwarz in den leeren Laden einfielen. Sie hatte ein schnurloses Telefon zwischen Kinn und Schulter geklemmt und tippte auf die alte Tastatur einer Kombination aus Computer und Registrierkasse ein. »Wir haben geschlossen«, sagte sie und drückte auf die Enter-Taste. »Ich hatte noch keine Gelegenheit, das Geöffnet-Schil d umzudrehen, aber wir haben ganz und gar geschlossen. «
»Ich habe nur ein oder zwei Fragen«, erwiderte Mary und pflanzte sich vor der Theke auf. Die drei hatten sich durch das Eliminierungsverfahren darauf geeinigt, dass Mary die Fragen stellen würde: Anne durfte keine weitere Aufmerksamkeit auf sich ziehen, Judy war bereits in den Nachrichten, und Mary hatte das Selbstsicherheitstraining dringend nötig.
Die Verkäuferin grunzte eine Erwiderung, während sie die telefonische Bestellung entgegennahm. Anne nutzte die Gelegenheit und sah sich um. Der Laden bestand aus einem einzigen Raum, eckig wie eine Miederschachtel, und die Luft roch nach
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