Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Titel: Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kanitz
Vom Netzwerk:
Bernie!«
    Dazu gab der Schäfer erneut ein Pfeifsignal und schaute zu, wie die Herde langsam zur Ruhe kam.
    Dann trat er auf Hanna zu. Er mochte um die fünfzig sein, aber ein Leben in der freien Natur hatte tiefe Schluchten in seine Haut gegraben. Zu einer dunklen Weste mit großen silbernen Knöpfen trug er Hosen aus grobem Wollstoff und schwere Arbeitsschuhe.
    Wütend rammte er seinen Hütestab in den Boden. Etwas Blut spritzte auf, aber das bemerkte er nicht. »Welcher verfluchte Idiot hat meinen besten Bock erschossen?«
    »Beruhigen Sie sich«, sagte Hanna.
    Ihre Knie zitterten, und sie musste sich zwingen, gerade zu stehen.
    »Ich soll mich beruhigen? Pah! Ich rege mich auf, so viel ich will!«
    Diesmal traf die Spitze des Hütestabes ein Stück vom karierten Ärmel des Toten.
    »Seit bald einer Stunde ist meine Herde außer Rand und Band. Der arme Bernie steht kurz vorm Herzinfarkt. Und ich auch.«
    So viele Tote, dachte Hanna. Fast hätte sie gekichert. Sie konnte sich gerade noch beherrschen. Offenbar waren ihre Nerven nach dem Schock noch angegriffen.
    »Hören Sie, Herr …«
    »Vierßen! Harry Vierßen!«, bellte der Schäfer. »Das ist jetzt das dritte Mal in zwei Jahren, dass ein Tier aus meiner Herde von Graf Protz und seinen Leuten gekillt wird. So was nennt man Mord an unschuldigen Schnucken!«
    »Äh … ja.«
    Wie zum Teufel brachte man einen wütenden Schäfer zur Räson, der gleich einen toten Mann erstechen würde? Von einer Konfliktsituation dieser Art war auf der Polizeihochschule nie die Rede gewesen.
    Hanna starrte zu Boden.
    Der Schäfer auch. Er sah, was da zu sehen war, und wurde blass.
    Leichenblass.
    Der kippt mir hier doch wohl hoffentlich nicht um, dachte Hanna voller Panik.
    »Bitte kriegen Sie keinen Herzinfarkt«, flehte sie.
    Harry Vierßen holte ganz langsam seinen Hütestab aus dem Ärmel des Toten, hob ihn hoch und besah ihn sich gründlich.
    »Den muss ich jetzt im nächsten Bach waschen. Man sieht sich.«
    Okay, der Mann stand auch unter Schock.
    »Herr Vierßen, Sie gehen nirgendwohin. Ich brauche Sie als Zeugen.«
    »Für den Mord an meinem Bock oder an dem da?«
    Die Stabspitze wanderte wieder ein paar Zentimeter tiefer.
    »Treten Sie zwei Meter zurück und bleiben Sie dann ruhig stehen.«
    »Wie kommen Sie dazu, mir Befehle zu erteilen?«
    »Ich bin Hanna Petersen, die neue Kommissarin von Hasellöhne.« Sie fischte ihren Ausweis aus der Hosentasche und hielt ihn dem Schäfer vor die Nase.
    »Kiek an, von Ihnen habe ich schon gehört.«
    Wahrscheinlich nichts Schmeichelhaftes.
    »Dann wird der Mord an meinem Bock bestimmt nicht aufgeklärt.«
    Genau, dachte Hanna. Nichts Schmeichelhaftes.
    »Und warum soll ich stillstehen? Haben Sie Angst, ich könnte hier irgendwelche Spuren verwischen?«
    »Nein«, gab sie zurück. »Dafür haben Ihre Herde und Ihr Hund schon gesorgt.«
    »He! Nu werden Sie mal nicht frech! Mein Bernie ist der beste Hütehund auf der ganzen verdammten Welt. Und die Heidschnucken können nichts dafür, wenn sie in Panik geraten, weil einer aus ihrer Mitte plötzlich tot umfällt.«
    Hanna starrte den Schäfer an und schwieg.
    Es wirkte.
    Der Mann verstummte und blieb ruhig stehen. Nur sein Blick wanderte zwischen Hanna und der Leiche hin und her. Seinen Hütestab hielt er weit von sich weg, so als wäre der vergiftet.
    Aus dem Wald erklang das Geräusch vieler Schritte.
    Im nächsten Moment drängte die Jagdgesellschaft auf die Lichtung. Vorneweg marschierte Fritz Westermann. Er überragte die übrigen Männer mindestens um Kopfeslänge.
    »Was machen Sie denn hier, Chefin?«, rief er.
    »Tut nichts zur Sache.«
    Westermann musterte sie misstrauisch. Dann blickte er auf den Toten.
    »Soll ich alles abriegeln?«
    »Wäre hilfreich«, erwiderte Hanna.
    Westermann gab sein Bestes, die Gesellschaft zurückzudrängen, aber rund zwanzig entsetzte Leute waren nicht so leicht zu bändigen wie eine komplette Heidschnuckenherde.
    »Der arme Hansen!«, rief jemand. »Mausetot. Was für eine Schande.«
    »Unfug. Um den Banker ist es nicht schade«, erklang eine andere Stimme. »Das war ein Blutsauger.«
    Bei dem Wort Blut stierten alle auf die rot verfärbten Birkenblätter. Ein kollektives Gruseln ging durch die Gruppe, obwohl die Männer mehr oder weniger hartgesottene Jäger waren.
    »Hat eigentlich jemand die Hunde weggesperrt?«, fragte ein dritter Jäger.
    »Ja, der Graf war fix. Er müsste jetzt auch jeden Moment hier sein.«
    »Verdammt, die Hunde! Nicht

Weitere Kostenlose Bücher