Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Titel: Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kanitz
Vom Netzwerk:
sie unverrichteter Dinge zur Wache zurückkehrten. Sie hatten es zuerst bei Heinz-Otto zu Hause versucht. Seine Tochter Renate, die ihm den Haushalt führte, war genauso ratlos wie sie gewesen. »Die Pferde stehen im Stall. Papa ist vorhin nach Hause gekommen und hat von deinem wilden Ritt erzählt, Fritz. Dann hat er gesagt, er muss noch mal weg. Keine Ahnung, wohin. Hab’s schon zig Mal auf dem Handy versucht.«
    Danach hatten sie ganz Hasellöhne abgesucht. Ohne Erfolg. Niemand wusste etwas über den Verbleib des alten Kutschers. Es wurden ein paar Witze über Fritz und das dicke Pferd gerissen, und man fing ein Gespräch über den Doktor an, der keiner war. Daraufhin zogen die Polizisten schnell weiter.
    »Wenn dem bloß nichts passiert ist«, brummte Westermann jetzt. »Am Ende wird er doch keine hundert mehr und kratzt genau heute ab. Kurz bevor wir ihn vernehmen können.«
    »Das ist nicht lustig, Westermann.«
    »Nee, aber möglich. Kann ja sein, dass die ganze Aufregung zu viel für ihn war.«

19
    Westermann lehnte sich schwer gegen den Tresen. Das billige Holz knirschte unter seinem Gewicht. »Und was machen wir jetzt, Chefin?«
    »Bericht schreiben«, erwiderte Hanna und unterdrückte ein Gähnen. »Dafür ist es allerhöchste Zeit. Ich habe die Polizeidirektion vorerst nur in Stichworten auf dem Laufenden gehalten.«
    Westermann tat, als müsse er sich schütteln. »Grauenvoll. Ich kann so was gar nicht gut, und der Karl hatte mit dem Bürokram auch so seine Schwierigkeiten. Du machst das bestimmt am besten.«
    Ein Kompliment war das nicht, fand Hanna. Eher eine faule Ausrede.
    »Weißt du was?«, fuhr der Polizeihauptmeister schnell fort. »Ich besorge dir ein paar belegte Brötchen von Luise, und dann suche ich allein noch ein bisschen weiter.«
    Er wartete ihr Einverständnis nicht ab, sondern verließ mit großen Schritten die Wache.
    »Ohne Heidschnuckenfleisch!«, konnte Hanna ihm gerade noch nachrufen.
    Den bring ich um, dachte sie. Mich einfach mit der Büroarbeit allein lassen. Das wir ein Nachspiel haben, mein lieber germanischer Gott.
    Seufzend fuhr sie den Computer hoch und begann ihren Bericht zu schreiben.
    Als sie eine gute Stunde später damit fertig war, stand sie auf und streckte die Glieder. Wo Westermann bloß blieb? Ihr Magen knurrte vernehmlich. Offenbar hatte ihr Kollege sein Versprechen vergessen.
    Hanna beschloss heimzugehen. In Luises gut gefülltem Kühlschrank würde sie schon fündig werden. Mit etwas Glück konnte sie danach ein bisschen schlafen. Die vergangene Nacht saß ihr immer noch schwer in den Gliedern. Viel Hoffnung auf Ruhe machte sie sich allerdings nicht.
    Als Hanna draußen auf dem Dorfplatz stand, überlegte sie es sich plötzlich anders. Schräg gegenüber war der Gasthof Erika hell erleuchtet.
    Warum nicht?, sagte sich Hanna. Sie konnte eine warme Mahlzeit einnehmen und dabei hoffentlich ein Stückchen von dem Eis brechen, das sich zwischen ihr und den Dorfbewohnern so dick aufgebaut hatte. Vielleicht würde sie nebenbei sogar etwas über den Verbleib des Kutschers erfahren.
    Keine gute Idee, wisperte ihre innere Stimme. Lass uns nach Hause gehen.
    Selbstverständlich hörte Hanna nicht hin. Sie überquerte den Dorfplatz, betrat das liebevoll restaurierte Fachwerkhaus und lauschte in der Diele dem bunten Stimmengewirr aus dem Gastraum. Der Duft nach deftigen Pfannengerichten mit viel Speck und Zwiebeln erreichte ihre Sinne.
    Hunger!, rief ihr Magen.
    Raus hier!, wurde dagegengehalten.
    Hanna nahm sich vor, Johannsen bei Gelegenheit über multiple Persönlichkeiten auszufragen. Falls er je wieder mit ihr reden sollte.
    Während sie noch an ihn dachte, öffnete sie die Tür zum Gastraum, trat ein und sah ihn. Er saß an einem großen runden Eichentisch, offenbar dem Stammtisch von Hasellöhne, und war mit einem knappen Dutzend Männern in ein angeregtes Gespräch vertieft.
    Ihr Herz hüpfte fröhlich auf und ab.
    Na ja, so fühlte es sich wenigstens an.
    Jemand entdeckte Hanna und stieß Johannsen einen Ellenbogen in die Seite.
    Er drehte sich um.
    Sie kreuzten die Blicke wie Klingen. Hanna besaß mehr Übung im Anstarren, und so war es Johannsen, der zuerst wegschaute. Im Gastraum herrschte inzwischen gespenstische Stille. Alle Augenpaare waren auf Hanna gerichtet.
    Das waren nun doch einige zu viel. Sie senkte den Blick.
    Das Eis brechen. Von wegen!
    Ein neuer Gletscher schob sich zwischen die Kommissarin und die anwesenden Dorfbewohner.
    Ihr Magen vergaß

Weitere Kostenlose Bücher