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Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Titel: Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kanitz
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seinen Hunger. Ihr Herz hörte mit dem blöden Herumgehüpfe auf.
    Hier und da erhob sich Getuschel.
    »Von der lassen wir uns unseren Doktor nicht madig machen.«
    »Und zum Mörder stempelt die auch keinen von uns.«
    »Aber das dicke Pferd ist lustig.«
    Letzteres klang nicht ganz so böse, und Hanna dankte im Geiste Alfred dafür, dass es ihn gab.
    Sie schaute immer noch auf den Boden und rührte sich nicht vom Fleck.
    Plötzlich stand Johannsen neben ihr. Hanna hatte ihn nicht kommen sehen. Sie schrak ein ganz klein wenig zusammen, dann spannte sie die Muskeln an. Wenn er sie jetzt noch mehr fertigmachen sollte, dann würde sie ihm einfach eine reinhauen. Irgendwann musste mal gut sein. Nicht sie, Hanna, war es, die ein ganzes Dorf zum Narren gehalten hatte, sondern er. Früher oder später hätte es jemand anderes herausgefunden. Er sollte lieber froh sein, dass sein Versteckspiel vorbei war. Immerhin hatten ihm seine Patienten auf der Stelle verziehen.
    Ja, genau! Johannsen sollte ihr gefälligst dankbar sein.
    Träum weiter, erklärte ihre innere Stimme mit einem kaum unterdrückten Kichern. Der Mann hasst dich. Alle Welt hasst dich! Leb damit. Mach deinen Job hier zu Ende, und dann nichts wie weg aus Hasellöhne.
    Jemand schluchzte leise auf. Zu ihrem Entsetzen merkte Hanna, dass sie es selbst war.
    Mist. Wie peinlich!
    Johannsen legte ihr einen Arm um die Schultern. Bei Westermann sackte sie unter dieser Geste fast in die Knie, bei Johannsen fühlte sie sich auf einmal seltsam leicht.
    »Geh nach Hause und schlaf dich aus, Hanna«, sagte er leise. »Du brauchst Ruhe.«
    Die Sanftheit seiner Stimme ließ sie um ihre Selbstbeherrschung kämpfen.
    Verdammt!
    Er hasste sie doch. Zumindest bis vor einer halben Minute! Erst vor ein paar Stunden hatte er sie auf dem Dorfplatz vor allen Leuten angefeindet.
    Wieso war er jetzt plötzlich so nett?
    Sie linste zum Stammtisch. Dort standen einige leere Schnapsgläser, aber Johannsen hatte keine Fahne. Er roch nach einem fruchtigeren Rasierwasser als Westermann und ganz leicht nach Desinfektionsmittel. Hanna beschloss, es roch besser als Brunnenwasser.
    »Nicht weinen«, murmelte er.
    Das Getuschel um sie herum wurde lauter. Hanna hörte nicht hin. Sie fand schon wieder alles peinlich.
    »Ich weine nicht«, erklärte sie leise. »Mir tränen bloß die Augen von dem scharfen Zwiebelgeruch, und ich habe Hunger.«
    »Da komme ich ja genau richtig«, erklang hinter ihr eine Stimme.
    Luise!
    In den Tagen seit ihrer Ankunft war Hanna noch nicht ein einziges Mal so froh gewesen wie jetzt, ihre Vermieterin zu sehen. Sie löste sich von Johannsen, der plötzlich wie verloren dastand.
    Merkwürdig.
    Darüber würde sie später nachdenken.
    Oder lieber nicht.
    Luise grüßte in die Runde. »Leute, was macht ihr für miesepetrige Gesichter? Ist der Schnaps in dieser ollen Kneipe wirklich so schlecht?«
    Die Spannung löste sich in lautem Gelächter, nur der Wirt hinter der Theke schaute noch finsterer drein. Hanna glaubte, einen deftigen Fluch zu hören.
    »Heute klaust du mir nicht meine Gäste, Luise!«, rief er über die Köpfe und das Lachen hinweg. »Sonst kriegst du es mit mir zu tun.«
    »Plustere dich man nicht so auf, Hänschen. Mit dir bin ich schon fertiggeworden, als du noch ein kleiner Steppke warst und mir die Äpfel vom Baum klauen wolltest. Du kannst jederzeit gern wieder von mir eins auf den Hosenboden kriegen. Außerdem ist Sonntag dein Ruhetag, und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dich gestern auch in meinem Haus gesehen habe.«
    »Nee«, rief jemand. »Der Hans hat’s nur bis in den Vorgarten geschafft.«
    Erneut brandete Gelächter auf, und diesmal stimmte der Wirt mit ein.
    »Komm, Schätzchen«, sagte Luise und zog Hanna am Ärmel. »Ich habe dir zu Hause ein paar Stullen geschmiert und Tee gekocht. Mit engstirnigen Leuten musst du dich heute nicht länger abgeben.«
    »Das will ich überhört haben, Luise«, rief jemand.
    »Bei dir trinken wir keinen Schluck mehr«, fügte ein anderer hinzu.
    Luise kicherte. »Da bin ich aber gespannt, wie lange ihr das durchhaltet.«
    Erleichtert folgte Hanna ihr nach draußen. Sie war herzlich froh, hier wegzukommen.
    Schweigend überquerten die junge und die alte Frau den Dorfplatz. Hanna fröstelte. Im Vergleich zur vergangenen Nacht schien die Temperatur noch um einige Grade gesunken zu sein. Luise trug ein gehäkeltes Umschlagtuch, das sie jetzt fest um ihre Schultern wickelte.
    »Diese Kälte ist nichts für

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