Mord nach Drehbuch
der mit Pferden aufgewachsen ist?«
»Das kann man so sagen.«
Das Essen wurde aufgetragen. Honey spachtelte los. Richard schaute die Schüssel mit der kremigen grünen Suppe misstrauisch an, ehe er voller Todesverachtung den Löffel in die Hand nahm.
»Hm, das war jetzt aber wirklich nötig«, sagte Honey zwischen zwei Bissen.
Richard rief den Kellner herbei.
»Garçon, ich bin bereit, Ihnen und diesem Etablissement den Schatz meiner reichen Erfahrung mit der gehobenen Küche zur Verfügung zu stellen.«
Honey sah mit einem Blick, dass der Kellner in Versuchung war, ihm mitzuteilen, er sollte sich gefälligst verpissen. Sie selbst hatte dieses Gefühl schon bei diversen Gelegenheiten verspürt.
Aber Richard war jetzt erst richtig in Schwung.
»Viele berühmte Menschen haben mich schon für meine kulinarischen Künste gepriesen. Ich habe mit meinem Catering bereits die Besten verköstigt: Sydney Sidon, den Quizmaster. Er mag ein Wurstbrot, aber das Chutney nur daneben.« Richard schwenkte warnend einen Finger. »Warten Sie bitte, während ich das hier koste.«
Honey beobachtete, wie Richard mit einer eleganten Bewegung seiner Pranke den Löffel in die Suppe tunkte. Grüne Suppe mit einem Stückchen Hummer wurde hinaufbefördert.
»Sieht nicht schlecht aus«, meinte Richard. »Das Auge isst ja immer mit«, informierte er Honey.
»Ach wirklich?«
Sie hätte hinzufügen können, dass auch der Geruch nicht ganz unerheblich war. Aber in solche Gespräche wollte sie sich lieber nicht verwickeln lassen. Sie war hier, um über Verdächtige und Tatmotive zu sprechen und darüber, wie viele Leute Richard in Martynas Wohnwagen hatte hineingehen sehen.
Richard schürzte die Lippen und begann leise zu schmatzen. Dabei verdrehte er die Augen zur Decke, dann schluckte er und verkündete sein Urteil.
»Passabel«, dröhnte er majestätisch. »Mein Kompliment an den Koch, und wenn ihm mal nichts einfällt, verweisen Sie ihn an mich. Ich habe schon für Costner gekocht, wissen Sie. Und für Michael Caine. Der ist ein echter Braten-Fan.«
Der Kellner wirkte erleichtert, weil er endlich gehen durfte.
»Also, diese Sheherezade«, sagte Honey, »welches Motiv hätte die gehabt, um Martyna umzubringen?«
»Ganz einfach«, antwortete Richard und wischte sich den Mund ab. »Martyna hat die kleine Courtney ganz schrecklich schikaniert. Schezzer hat ihr deswegen öfter die Meinung gegeigt.« Plötzlich grinste er. »Sheherezade ist ja wirklich ein ziemlich langer Name. Ihre Freunde nennen sie Schezzer.«
Offensichtlich zählte sich Richard zu diesen Freunden. Honey schnipste die Krümel von ihrem Notizbuch, die er draufgespuckt hatte.
»Das Verhältnis der beiden war also nicht besonders herzlich?«
»Martyna konnte gut schlechte Stimmung verbreiten«, antwortete er, legte den Löffel auf den Teller und verzog verächtlich das Gesicht. »Das reicht mir. Ich will ja niemanden beleidigen, aber ich habe wirklich sehr hohe Ansprüche.«
»Wie lang war sie in Martynas Wohnwagen?«
»Maximal zehn Minuten.«
Honeys Bleistift schwebte in der Luft. »Das reicht, um jemanden zu erstechen.«
Richards Aufmerksamkeit war bereits wieder auf die Schiefertafelgerichtet. »Die Desserts sehen für meinen Geschmack doch etwas sehr konventionell aus«, meinte er. »Ich habe ein echtes Händchen für Baiser, müssen Sie wissen. Für meine Eissplittertorte Alaska würden die Leute sterben.«
»Na, hoffentlich nicht«, meinte Honey trocken. Sie wollte ihn unbedingt fragen, wer sonst noch in Martynas Wohnwagen gegangen war, aber so leicht war er nicht vom Thema Essen abzubringen.
»Wie bitte?« Er bezog sich auf ihren Kommentar zu seiner Alaska-Torte.
»Ihre Alaska-Torte. Ich meinte, wir wollen doch nicht hoffen, dass jemand dafür stirbt.« Honey lachte. »Das sollte ein Witz sein.«
Er schaute völlig ungerührt drein.
»Ich finde das nicht komisch.«
Er schickte sich daran, aufzustehen.
»Richard, es war nur ein Witz! Schauen Sie mal, bleiben Sie doch hier! Ich brauche Ihre Informationen. Sie sind der Einzige am Set, der sehen konnte, wer in Martynas Wohnwagen hineinging und herauskam.
»Heute nicht.«
»Ich gebe Ihnen meine Telefonnummer. Rufen Sie mich an, sobald Sie wieder zum Reden bereit sind.«
Er schien noch darüber nachzudenken, während er sein Notizbuch in die Tasche steckte.
»Hmph«, grunzte er schließlich.
Sie drängte ihm ihre Telefonnummer auf.
»Jederzeit, wann immer und wo immer. Ich habe mein Telefon
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