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Mord nach Drehbuch

Mord nach Drehbuch

Titel: Mord nach Drehbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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nicht gehört, was ich gesagt habe? Sie haben dich als Komparsin aufgerufen.«
    Honey blickte auf. Sie wusste, was das Wort Komparsin bedeutete. Normalerweise war man als Statist beim Film nur Teil einer Menschenmenge für die Massenszenen, höchstens Passantin oder irgendwo im Hintergrund. Eine Rolle als Komparsin, da bekam man direkt was mit den Hauptdarstellern zu tun.
    »Ich denke, ich komme als Hausmädchen mit irgendeinem Tablett ins Zimmer. Oder ich spiele eine Taschendiebin. Hollywood wartet sicher schon mit angehaltenem Atem auf meinen Auftritt. Vielleicht auch nicht. Leider werde ich im Augenblick hier gebraucht. Dumpy Doris hat angerufen. Sie ist im Supermarkt ausgerutscht und hat irgendwas angeknackst.«
    »Wahrscheinlich den Boden im Supermarkt …«, murmelte Gloria.
    »Aber, aber, Mutter! Sei nicht so gemein.«
    Dumpy Doris war füllig, aber das konnte man ihr ja nicht vorwerfen. Sie half jederzeit ohne große Vorwarnung aus, kochte, machte sauber oder bediente bei Tisch. Wenn man sie im Haus hatte, beschäftigte man drei verschiedene Angestellte in einer Person. Gut, sie beanspruchte auch Platz für drei, aber sie hatte eben genauso Geschick und Schwung für drei.
    »Du wolltest doch von hier weg, und jetzt lehnst du ein gutes Angebot ab«, nörgelte ihre Mutter.
    Honey begann Smudgers Alternativen zu den Armen Rittern abzuhaken. Ihrer Mutter sagte sie: »Rufst du da bitte an und sagst, dass ich es heute nicht schaffe.«
    »Das ist doch nicht für heute. Der Aufruf ist für sechs Uhr dreißig morgen früh. Der Koch am Set hat versprochen, zum Frühstück Waffeln zu machen. Er ist überzeugt, dass er die besten Waffeln der Welt macht. Er hat mir speziell aufgetragen, dir das zu sagen.« Ihre Mutter runzelte die Stirn und schaute Honey misstrauisch an. »Hat der etwa ein Auge auf dich geworfen?«
    Damit bezog sie sich natürlich auf Richard Richards.
    »Nein. Er ist nur ein Typ, dem viel an meinem Lob gelegen ist. Aber mir ist das egal. Um mich in Versuchung zu führen, braucht es schon was Aufregenderes.«
    Seufzend fuhr sich Honey mit den Fingern durchs Haar. Am Tag nach ihrer Rückkehr aus London war sie zu einem sehr frühen Termin im Haarsalon getrabt. Der Frisör hatte ihr einen Mittelscheitel verpasst und dann eine etwas zerzauste Frisur gezaubert, die ein wenig wie ein Bob aus früheren Zeiten aussah, nur moderner. Und jetzt fielen ihr die wuscheligen Strähnen immer wieder ins Gesicht und gingen ihr allmählich auf die Nerven. Zum zwanzigsten Mal strich sie sich die widerspenstigen Haare hinters Ohr zurück.
    Da gesellte sich Lindsey zu ihnen. »Ist das eine vertrauliche Diskussion, oder kann jeder mitmachen?« Sie quetschte sich zwischen Smudger und ihre Mutter.
    »Das nenn ich mal ein Kleeblatt«, meinte Honey.
    Lindsey senkte die Stimme. »Wir sind alle aufgerufen worden, morgen in der frühen Morgendämmerung am Set zu erscheinen. Klingt so, als würden wir vor ein Exekutionskommando gestellt, nicht? Na ja, die Kamera schießt ja auch Aufnahmen.«
    Als Honey den Kopf herumdrehte, war sie Nase an Nase mit ihrer Tochter. Sie starrten einander in die Augen.
    »Ich habe das dumpfe Gefühl, dass du mir was zu sagen hast«, meinte Honey.
    Lindsey nickte. »Stimmt. Doherty hat gefragt, ob du dich heute Abend mit ihm im Zodiac treffen könntest. Aber da war noch was. John Rees hat angerufen. Kannst du dich an den noch erinnern?«
    »Hmmm«, antwortete Honey. Was für ein unverhofftes Vergnügen! Natürlich erinnerte sie sich an ihn! John Rees war ein gut aussehender Amerikaner mit einer Vorliebe für Bücher. In letzter Zeit hatte sie ihn nur einmal kurz gesehen, als sie an seinem Geschäft vorbeikam, das zwischen einem Laden für handgemachte Buttertoffee und dem Rifleman, dem kleinsten Pub in Bath, eingequetscht war.
    »Was hat er denn gewollt? John Rees meine ich.«
    »Der kommt morgen früh ebenfalls als Statist, und jemand vom Filmteam hat ihm gesagt, dass du auch mitmachst. Er meinte, dann könntet ihr euch gegenseitig auf den neusten Stand bringen.«
    »Wie schön!«, rief Honey. Dann spürte sie, dass sich ihr zwei Augen in den Rücken bohrten, und schaute über die Schulter. Ihre Mutter stand mit verkniffenem Gesichtsausdruck und verschränkten Armen da.
    »Ich habe jedes Wort gehört«, sagte sie, und ihre Stimme erinnerte an James Cagney, wenn der einen Gangster spielte, der nur so darauf brannte, jemanden über den Haufen zu schießen. »Du willst dich doch nicht mit einem Typen

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