Mord nach Drehbuch
antwortete sie, während sie die beiden Frauen aufmerksam beobachtete.
Candy und Sheherezade hatten die Köpfe zusammengesteckt und schienen ins Gespräch vertieft.
»Es gibt da irgendeine Verbindung zwischen diesem Filmset und einem Nachtklub, an dem Coleridge beteiligt ist. Ich habe ein mulmiges Gefühl wegen Perdita Moody.«
Doherty stützte sich auf seine Ellbogen, hatte aber alle Hände voll damit zu tun, nicht weiter an der Bar entlangzurutschen.
»Das reicht jetzt«, verkündete er und schlürfte den letzten Tropfen seines Whiskys. »Wir müssen die Sache vernünftig angehen. Und dazu müsstest du zunächst mal aufhören, wie Mary Jane zu faseln.«
»Mach ich doch gar nicht!«
Zwar mochte sie Mary Jane, ihre hauseigene Expertin für alles Paranormale, wirklich gern, aber sie war doch nicht der Meinung, dass sie, Honey, genauso plemplem war – jedenfalls bis jetzt noch nicht. Sie konnte es sich nicht verkneifen, es Doherty mit gleicher Münze heimzuzahlen.
»Mein Bauchgefühl basiert auf Fakten. Miss Cleveley ist eine scharf beobachtende Dame, und sie sorgt sich. Im einen Augenblick war Perdita noch da, im nächsten verschwunden.«
»Aus freiem Willen«, fügte Doherty hinzu.
»Aber da gibt es eine Verbindung. Das musst du zugeben.«
Sein Amüsement verflog. »Ich denke schon.«
Er strich sich nachdenklich über die Bartstoppeln. Honey beobachtete ihn genau, die flackernden Augen, der verlässliche und inzwischen auch wieder nüchterne Gesichtsausdruck.
Nach Dohertys Miene zu urteilen, war er gerade zu einemDenkmarathon aufgebrochen. Bisher hatte er großzügig anerkannt, was sie in diesem Fall bereits an Arbeit geleistet hatte. Sie war vorangekommen. Er nicht. Aber es war sein Fall, und wenn er auch gern mit ihr zusammenarbeitete, so würde es letztendlich seiner Karriere wirklich gut tun, wenn er die Sache aufklären könnte.
»Wirst du sie wegen ihrer Beziehung zu Martyna befragen?«, erkundigte sich Honey.
Er schüttelte den Kopf. »Jetzt nicht. Das hat Zeit bis morgen früh.«
»Morgen früh?« Honeys Augen waren so groß wie Suppenteller, als sie ihn anstarrte. »Du bist sauer!«
»Nein, bin ich nicht.«
»Das wird dir noch leid tun.«
»Hör auf zu reden wie eine alte Hexe.«
»Das Wort ›alt‹ kannst du weglassen.«
Normalerweise war sie nicht der Typ für Vorahnungen. Aber jetzt war ihr nicht wohl zumute. Dafür gab es zwei Gründe, überlegte sie. Entweder war sie so aufgeregt, weil sie morgen John Rees wiedersehen würde. Vielleicht hatte sie dieses mulmige Gefühl, weil ihre Mutter sie mit etwas überrumpeln würde, das ihr gar nicht passte. Vielleicht jedoch war es etwas Schlimmeres. Etwas viel Schlimmeres.
Candy Laurel nahm sich ein Taxi vom Zodiac zum Francis Hotel am Queen Square. Sheherezade Parker-Henson war nicht so leicht rumzukriegen gewesen, wie man es ihr versprochen hatte. Mr North würde gar nicht erfreut sein.
Nachdem sie den Fahrer bezahlt hatte, holte sie am Empfang ihren Schlüssel ab.
Die Empfangsdame war eine adrett aussehende junge Frau mit gepflegten Fingernägeln und einem selbstbewussten Gesicht. Das Haar hatte sie im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst. Sie lächelte freundlich, als Candy nach ihrer Schlüsselkarte fragte.
»Ich habe Ihrem Ehemann die Karte schon gegeben. Wirhaben allerdings noch eine zweite, falls Sie eine brauchen sollten.«
»Meinem Ehemann?«
Candys Magen krampfte sich zusammen. Sie hatte keinen Ehemann. Es konnte nur ein Einziger sein: Mr North, der schnelle Resultate sehen wollte, war persönlich gekommen.
Die Empfangsdame war ungeheuer lieb und nett. »Er lässt Ihnen ausrichten, dass er den Champagner schon bestellt hat.«
Sie sagte das mit einem verschwörerischen Lächeln, als sei nun eine Nacht voller Leidenschaft angesagt. Da lag sie völlig falsch. Hier ging es ums Geschäft.
Candy nahm ihre Schlüsselkarte in Empfang, begab sich auf die Damentoilette und richtete ihr Gesicht her. Ihre Hand zitterte, als sie Lippenstift und einen Hauch Wimperntusche auflegte. Wie sollte sie die Sache angehen? Bisher hatte sie mit ihren Verführungsversuchen bei Sheherezade Parker-Henson kein Glück gehabt. Sie warf ihrem Spiegelbild ein Küsschen zu.
»Gut siehst du aus«, machte sie sich Mut und brachte ein kleines nervöses Lächeln zustande. Es war nicht leicht, Courage zu zeigen, wenn Mr North auf dem Plan erschien. Panik drohte sie zu überwältigen, und da gab es nur ein Gegenmittel.
Blitzschnell schaltete sie
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