Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord nach Drehbuch

Mord nach Drehbuch

Titel: Mord nach Drehbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
auf Höchstgeschwindigkeit. Sie riss die Tasche auf und kratzte hastig mit den langen Fingernägeln am Futter entlang. Sie brauchte einen Fix! Sie fand nur leeres Bonbonpapier. Sie hatte das letzte Stück Konfekt gegessen! Verzweiflung trat auf ihre hübschen Züge. Kein Konfekt mehr übrig! Irgendwas musste her! Es hieß, kühl, gefasst und ruhig zu erscheinen, wenn sie Mr North gegenübertrat!
    Verzweifelt kippte sie den Inhalt ihrer Handtasche auf die elegante Platte, in die die Waschbecken eingelassen waren. Außer sich wühlte sie in ihren Habseligkeiten, bis sie endlich das Zeug fand, das für sie das Konfekt ersetzte. Sie hatte daskleine Briefchen in einen Hohlraum unten in ihren Lippenstift gequetscht.
    Inzwischen zitterten ihre Hände. Hastig zog sie ihre Puderdose hervor und klappte sie auf. Sie schüttete ein wenig von dem weißen Pulver auf das Spiegelchen. Aus dem Bonbonpapier drehte sie eine kleine Rolle – gerade in der richtigen Größe für ein Nasenloch.
    Sie beugte sich herunter, schniefte und richtete sich wieder auf. Drei, vier tiefe Atemzüge, und schon glänzten ihre Augen wieder. Nachdem sie alles in ihrer Handtasche verstaut hatte, betrachtete sie sich noch einmal im Spiegel.
    »Ja …«, zischte sie. »O ja!«
    Ihre Nerven beruhigten sich. Natürlich würde sie mit dieser Situation fertig werden.
    Am besten wäre es, sie würde über die Treppe zu ihrem Zimmer hinaufgehen. Bis sie dort oben angekommen war, würde sie schon auf Wolken schweben. Auf kleinen rosa, mit Putten bevölkerten Wolken.
    Mit pochendem Herzen nahm Candy immer zwei Stufen auf einmal. Sie fragte sich ununterbrochen, warum Mr North sich die Mühe gemacht hatte, persönlich zu erscheinen. Die Faust in ihrer Magengrube ballte sich erneut zusammen.
    Das Zimmer hatte jenen künstlichen Duft, den alle Hotels der Mittelklasse so zu lieben scheinen. Auf dem Nachttischchen brannte eine einzelne Lampe. Eines der Fenster war geöffnet. Er hatte ihr den Rücken zugekehrt und lehnte sich hinaus. Seine breiten Schultern versperrten ihr die Sicht.
    Die Vorhänge wehten in einem starken Luftzug. Es war den ganzen Tag schon sehr windig gewesen. Deswegen war es so kalt und regnete nicht.
    Durch das Fenster drang das Geräusch des Verkehrs herein, zusammen mit dem feuchten Duft der winterlichen Stadt. Es schien Candy, als griffen eisige Finger nach ihr.
    Unmutig stellte sie fest, dass sie zitterte. Das würde gar nicht gut aussehen; sie sollte möglichst nicht nervös wirken. Das wusste Candy aus Erfahrung. Am besten gibst du dieübliche zuckersüße Puppennummer. Sie versenkte sich tief in diese Rolle, gab ihren Schritten wieder ein gewisses Federn und zwang sich ein Lächeln aufs Gesicht.
    Sie schaute auf die Flasche und die beiden Gläser. »Ooooh! Champagner! Wie schön!«
    »Wirklich?«
    Seine Stimme klang dunkel und leise, wie das Grollen der Erde vor einem Erdrutsch.
    »Na ja«, antwortete Candy und legte überschäumende Freude an den Tag, die sie keineswegs verspürte. »Es muss doch was zu feiern geben. Warum sonst Champagner? Soll ich schon mal einschenken?«, fügte sie hinzu und hatte die Hand bereits um den Flaschenhals geschlossen.
    »Komm her.«
    Er hatte ihr immer noch den Rücken zugewandt. Candy stellte die Flasche wieder ab. Was war denn jetzt?
    Das Unbehagen, das sie verspürt hatte, wuchs sich nun zu Angst aus. Trotzdem tat sie, was er ihr befohlen hatte. Sie war es gewohnt, Befehle zu befolgen. So war sie zu ihrem Geld gekommen, und Geld war alles – jedenfalls für sie.
    Sie legte ihm die Hand in den Nacken. »Hallo, Süßer.«
    »Und?«
    Ihr glockenhelles Lachen konnte ihre Nervosität nicht übertünchen. »Man kann nicht immer gewinnen.«
    Er packte sie beim Hals.
    »Hast du es etwa nicht geschafft?«
    Candy wand sich und versuchte, den Griff seiner Finger zu lockern. »Sie wollte nichts mit mir zu tun haben.«
    »Und warum? Ich dachte, man hätte dir gesagt, sie wäre Lesbe durch und durch.«
    »Das hat man mir gesagt …«, bestätigte Candy. Sie schnappte verzweifelt nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen. »Ich krieg keine Luft mehr!«
    »Dann hat sich dein Informant eben geirrt.«
    »Bitte … Süßer …«
    Der Druck auf ihren Kehlkopf verstärkte sich. Ihre Worteklangen erstickt. Ihre künstlichen Fingernägel splitterten ab, als sie verzweifelt versuchte, seine Finger von ihrem Hals zu lösen.
    »Ich bin nicht dein Süßer!«
    Hätte sie noch Luft gehabt, sie hätte geschrien, als er sie nun ins

Weitere Kostenlose Bücher