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Mord nach Drehbuch

Mord nach Drehbuch

Titel: Mord nach Drehbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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sich nicht zu erkundigen, in welche Kategorie sie wohl gehörte. In keine der drei, hoffte sie.
    »Sie müssen mir aber verraten, was mich da erwartet«, meinte sie. »Ich kenne mich in der Filmwelt überhaupt nicht aus.«
    Das stimmte nicht ganz. Schließlich hatte sie schon seit zwei Wochen ein ganzes Team von Kameraleuten und Toningenieuren in ihrem Hotel wohnen. Und sie hatte auch ein paar alte Freunde in der Branche – einige hatten es in der Filmindustrie weit gebracht, aber niemand bis ganz nach oben.
    »Das Aussehen hätten Sie ja«, meinte er und tätschelte ihr die Hand. »Jammerschade, dass Sie so dralle Formen haben.«
    Honey biss die Zähne zusammen. »Wie reizend von Ihnen.«
    »Keine Ursache.«
    »Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie mit dieser Frisur total bescheuert aussehen?«
    »Wie …?« Er lallte und schaute sie aus seinen Triefaugen verschwommen an.
    »Ich habe gesagt, dass Ihr Haar so schön lang und glänzend ist. Was benutzen Sie, Margarine oder Schmierfett?«
    Das Thema Haar – beziehungsweise Mangel an Haar – schien ihn zu berühren.
    »Ich kann das nicht leiden«, nuschelte er und fuhr sich über die Glatze.
    »Schneiden Sie den Pferdeschwanz ab.«
    »Sie meinen, ich sollte mir den Pferdeschwanz abschneiden lassen? Penelope findet das auch.«
    »Gute Idee.«
    »Ich glaube trotzdem nicht, dass ich es mache«, sagte er und schüttelte den Kopf.
    »Wie viele Leute wollten Martyna Manderley umbringen?«
    Er lachte und bestellte sich noch einen Drink. »Alle!«
    »Und Sheherezade Parker-Henson?«
    Er neigte sich zu ihr herüber und flüsterte: »Die war ’ne Lesbe.«
    Honey verkniff sich eine sarkastische Bemerkung.
    »Merkwürdig eigentlich«, fuhr er nachdenklich fort. »Alle mochten sie gern. Die hat wenigstens Martyna immer wieder mal zurechtgestutzt.«
    Gegen Sheherezade hatte er also nichts gehabt. Das heißt nicht, dass er nichts mit dem Mord an Martyna Manderley zu tun hat, ermahnte sich Honey. Bei dem Mord an der Maskenbildnerin konnte es ja um etwas ganz anderes gehen – auch wenn sie das nicht für wahrscheinlich hielt. Man musste die Möglichkeit in Erwägung ziehen, dass sie etwas über den Mord an Martyna gewusst hat. In Martynas Fall waren zudem noch höhere Beträge im Spiel. Boris war da sicherlich besser informiert, als er zugeben wollte. Das konnte sie nur auf eine Weise herausfinden. Fragen stellen bis zum Abwinken – oder bis Boris Morris umkippte.
    »Sie kennen sich ja total gut aus im Filmgeschäft.« Es war ihr egal, dass ihr Lächeln bestimmt ein bisschen gezwungen wirkte. Boris war schon so weit hinüber, dass er es nicht merken würde, wenn eine gewisse Wärme fehlte.
    Volltreffer! Boris äußerte sich liebend gern zu diesem Thema. Er erging sich lang und breit über Rechte, Versicherungen, Stars und Regisseure. Er verriet ihr, dass er die meisten Leute im Filmgeschäft für Vampire hielt.
    »Blutsauger! Alle Blutsauger!«
    »Ach!«, antwortete Honey ganz süß und mild. »Wieso sagen Sie denn so was?«
    Aus dem Augenwinkel konnte sie am anderen Ende der Bar Lindsey ausmachen. Sie stand mit Alex, dem Barmann, da. Alex schaute verdutzt. Lindsey schnitt Honey eine Grimasse und verdrehte die Augen.
    Honey gab diesen Blick zurück. Na gut, dann benahm sie sich eben wie eine Debütantin auf dem Collegeball. Ihr war das egal. Hauptsache, es funktionierte.
    Boris begann alle Blutsauger aufzuzählen, die er je gekannt hatte; und Graf Dracula war nicht einmal dabei. Im Vergleich zu den echten Vampiren, die man beim Film kennenlernt, war der wahrscheinlich das reinste Weichei.
    Honey nickte an den richtigen Stellen und schaffte es schließlich, seinen Wortschwall zu unterbrechen.
    »Und was ist mit dem Film, den Sie gerade in Bath gedreht haben? War das auch so schlimm? Ich meine, wollten die Leute, die hinter dem Ganzen stehen, auch nur ihren Schnitt machen?«
    Boris lächelte hämisch, ehe er einen weiteren Whiskey herunterkippte.
    »Die waren sogar noch schlimmer. Alles, was Brett Coleridge will, das kriegt Brett Coleridge auch. Das hier war durch und durch sein Film. Dem hat alles gehört: der Star, das Drehbuch – wo man hinkam, hat er das Kommando geführt.«
    Honey lehnte den Ellbogen auf die Bar und stützte ihr Kinn mit einer Hand. Sie schaute tief in die blassblauen Augen, die über den aufgedunsenen Backen in einem Meer aus Alkohol schwammen. Körperlich war Boris Morris genauso aus den Fugen geraten wie seelisch.
    Auf ihrer Liste hatte sie ganz oben

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