Mord nach Drehbuch
Frau?«
»Für mich«, antwortete sie tapfer. Na ja, die Portionen waren nicht sonderlich groß, und der Salat bestand nur aus Kopfsalat, Tomaten und einigen anderen Gemüseschnipseln. Die würde sie schon beide schaffen.
Sie wollte gerade den Salat vom einen Teller mit auf den anderen häufen, als jemand fragte: »Brauchst du Hilfe?«
Doherty schaute mit amüsiertem Grinsen auf sie herab. Er hatte sie auf frischer Tat ertappt.
»Die waren wirklich nicht beide für mich. Casper musste weg.«
Er lächelte. »Das will ich dir mal glauben. Millionen anderer würden das nicht tun.«
Inzwischen kannte er ihre Schwächen – oder vielmehr ihre größte Schwäche. Essen. Gutes Essen natürlich, nicht das zuTode gekochte Zeug aus einer Tiefkühlpackung oder aus der Dose.
Sie war in der Zwickmühle, was die beiden Salate betraf. Sollte sie mit ihm teilen oder bei ihrem ursprünglichen Plan bleiben und beide essen? Die zweite Option war die reizvollere, und Großzügigkeit würde sie hier nicht weiterbringen. Bis Doherty sagte: »Die mit dem langen Namen ist nicht an der Stichwunde gestorben. Wenn du mehr erfahren willst, musst du mir einen von den Tellern geben. Ich bin kurz vorm Verhungern.«
Sie stellte den Salat vor ihn hin, denn ihr Hunger auf Neuigkeiten war (zumindest zeitweise) größer als ihr Appetit auf Essen.
Steve Doherty stürzte sich auf den Räucherlachs. »Das Zeug könnte ich wirklich jeden Tag essen.«
»Casper macht das.«
»Der kann es sich auch leisten.« Sein Tonfall war vorsichtig, aber es schwang noch etwas anderes darin mit.
Es gab zwischen Doherty und Casper keinerlei Feindseligkeit. Sie kamen von entgegengesetzten Enden des sexuellen Spektrums, behandelten einander aber respektvoll und mit Toleranz. Doherty war misstrauisch, Casper war auf der Hut.
Zwischen Happen vom Räucherlachs teilte ihr Doherty die Einzelheiten zum Ableben von Sheherezade Parker-Henson mit.
»Es sieht aus, als könnte es ein Unfall gewesen sein. Sie wurde geschubst und hat sich am Kopf verletzt. Wer immer es auch war, ist in Panik geraten und hat beschlossen, die Beweislage zu verschleiern, indem er ihr auch eine Hutnadel in den Hals stach. Er oder sie konnte aber keine finden und benutzte also den Stielkamm. Der sah ein bisschen wie eine Hutnadel aus. Wie viele andere spitze Gegenstände gibt es denn noch in so einer Make-up-Abteilung, um Himmels willen?«
»Hutnadeln hätten sie jedenfalls keine haben dürfen«, sagte Honey und erinnerte sich lebhaft daran, was MissCleveley ihr zu diesem Thema erzählt hatte. »Damals trug man Schutenhüte mit Bändern. Hutnadeln waren erst Ende des neunzehnten Jahrhunderts notwendig, als die Frauen anfingen, sich diese Riesengebilde mit Straußenfedern und Blumengirlanden auf den Kopf zu setzen.«
Er zog eine Augenbraue in die Höhe. »Ach wirklich?«
»Damals gab’s auch keine Korsetts. Und keine Unterwäsche. Habe ich das nicht schon mal erwähnt?«
Sie wartete, bis er die letzte Information verdaut hatte. Dann schaute er sie mit weit aufgerissenen Augen an.
»Vielleicht hast du das schon mal angedeutet. Trotzdem braucht man eine Weile, bis man das wirklich kapiert. Keine Unterhosen, sagst du?«
»Keine.«
Die Sponsoren, die den Film unterstützt hatten, hatten angeordnet, alle Zelte abzubrechen und sämtliche Arbeiten einzustellen. Doherty hatte sich geweigert, die Leute ziehen zu lassen, ehe nicht die Tatortuntersuchung zu Ende war.
Honey folgte ihm wie ein Schatten, machte sich Notizen und dachte über alles nach.
Es war ziemlich entspannend, einmal nicht dazuzugehören. Sie musste sich nicht verkleiden, nicht schminken. Sie spazierte einfach nur so herum, wie es ihr gerade gefiel.
Das war das Tolle an Filmsets und den Leuten, die beim Film arbeiteten. Die Stars und alle vom Filmteam waren so in ihrer eigenen kleinen Welt gefangen und auf ihre eigenen Probleme konzentriert, dass sie nicht einmal das sahen, was sie direkt vor der Nase hatten.
Sogar jetzt, als alles eingepackt war, bemerkte niemand, dass am Verpflegungswagen ein großes Transparent flatterte, auf dem stand: Ted Ryker – Catering für Stars!
Honey hatte sich inzwischen daran gewöhnt, zu dem seltsamen Koch hochzuschauen.
»Was ist denn mit Richard Richards passiert?«
»Er wollte sich auf andere Aufträge konzentrieren. Ichhabe ihm ein Angebot gemacht. Er hat es angenommen. Jedenfalls haben sie es offensichtlich ohne mich nicht ausgehalten. Meine Küche ist viel origineller, und ich habe
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