Mord nach Liste
nicht lange.«
Es wurde Zeit, dass sie es hinter sich brachte, dachte Regan auf dem Weg in den Flur. Abrupt blieb sie stehen. Vor Aidens Büro am Ende des Korridors standen Aiden und Alec und unterhielten sich. Aiden sprach die meiste Zeit, Alec nickte hin und wieder. Eine geschlagene Minute wartete Regan, bis das Gespräch beendet war. Sie nahm an, dass Aiden über den neuesten Stand der Ermittlungen unterrichtet werden wollte.
Beide erblickten Regan im selben Moment. Aiden nickte und bog dann um die Ecke zu den Fahrstühlen. Alec kam auf sie zu.
Er sah toll aus. Schlampig wie immer, aber sympathisch schlampig. Er hatte Bartstoppeln, hatte sich heute Morgen also nicht rasiert. Und kämmte sich dieser Mann jemals die Haare? Es war verboten, so sexy auszusehen. Regan schluckte und versuchte, nicht an die Nacht zu denken. Was wollte sie noch mal sagen, wenn sie ihn sah? Was hatte sie sich zurechtgelegt? Sie wusste es nicht mehr. Um sich zu konzentrieren, blickte sie an ihm vorbei.
»Ich dachte, du würdest heute nicht kommen.«
Gut. Das hatte geklappt. Sie klang ganz normal, und was sie fühlte, war ihr mit Sicherheit nicht anzusehen.
»Das habe ich dir doch gesagt.«
Regan nickte. Gut, der unangenehme Moment war vorbei. Sie unterhielten sich ganz normal. Regan wurde lockerer. So war es in Ordnung. Er würde nicht über gestern sprechen, sie ebenso wenig. Sie brauchte sich keine Sorgen mehr machen.
»Regan?«
»Ja?«
»War es ein gutes Gefühl?«
Sie erstarrte. Ihr fiel die Kinnlade herunter, so sehr entsetzte sie die Frage. Sie konnte nicht glauben, was Alec gerade gesagt hatte. Er musste es wiederholen: »Ich habe dich gefragt, ob es ein gutes Gefühl war.«
Sofort brannte Regans Gesicht vor Scham. »Alec, ich halte es für das Beste, nicht mehr über gestern Nacht zu sprechen.«
Er lachte. »Ich habe gefragt, ob es ein gutes Gefühl war, bei deinen Brüdern für dein Recht einzutreten.«
»Ach so.« Völlig verwirrt, erwiderte sie: »Ja, natürlich war das gut … Moment mal. Das hast du mit Absicht gemacht, stimmt’s?«
Er tat, als wisse er nicht, wovon sie sprach. »Was?«
»Die Frage so zu stellen, mich zu fragen, ob es ein gutes Gefühl war, ohne zu erklären … ach, schon gut.«
Alec fand es herrlich, wie leicht Regan zu verunsichern war. »Und, war es jetzt ein gutes Gefühl?«
Regan seufzte. »Ja. Wahrscheinlich ist es ein gutes Ventil für meinen angestauten Frust, sich hin und wieder mal mit meinen Brüdern anzulegen.«
Alec schüttelte den Kopf. »Ich glaube, dafür haben wir gestern Nacht ein besseres Ventil gefunden.« Grinsend fügte er hinzu: »Und ich frage dich nicht, ob das ein gutes Gefühl war, denn das weiß ich ganz genau.«
Er war unglaublich arrogant, schien keinerlei Bestätigung von ihr nötig zu haben. Aber warum auch? Die Nacht war unglaublich gewesen. Das musste sie ihm gar nicht sagen. Er war ja hier. Und wie.
Sie musste wirklich dringend an etwas anderes denken. Am liebsten hätte Regan ihn geküsst, trat aber stattdessen einen Schritt zurück. »Ich finde, wir sollten das Thema wechseln.«
»Ja, gut.«
»Und sieh mich bitte nicht so an.«
»Wie denn?«
»Als würdest du am liebsten mit mir in die nächste Wäschekammer verschwinden.«
»Nein, nicht in der Wäschekammer, ich dachte –«
»Das Thema ist durch«, unterbrach Regan ihn und verschränkte die Arme. »Okay?«
Bevor Alec protestieren konnte, fragte sie: »Worüber hast du mit Aiden gesprochen?«
»Ich habe ihn gefragt, ob es Menschen gibt, die einen Groll gegen eure Familie hegen. Unzufriedene Angestellte, Drohungen, Prozesse oder Ähnliches. Er meinte, er hätte schon mit Wincott darüber gesprochen, aber er würde für uns einen Termin beim Familienanwalt machen. Ich will einfach nichts übersehen und wüsste gerne, was es für juristische Probleme gegeben hat.«
»Mit meinen Brüdern?«
»Und dir.«
»Aha.« Der Zusatz überraschte sie. »Ich glaube, da wirst du nichts finden.«
»Trotzdem rede ich mit dem Anwalt.«
»Ja, natürlich.«
»Hast du Hunger? Möchtest du etwas essen?«
Der abrupte Themenwechsel verwirrte Regan. »Ja … gut.«
Sie ging an ihm vorbei zum Fahrstuhl. Mit zwei langen Schritten war er neben ihr. »Die Antwort lautet übrigens: Ja.«
Sie schaute kurz zu ihm hoch. »Auf welche Frage?«
»Du hast deine Brüder gefragt, ob es überhaupt noch Menschen gibt, die treu sind, und ich sage dir, ja, die gibt
es.«
Regan wollte den Knopf für den Fahrstuhl drücken.
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