Mord nach Liste
wurde die Bahn oben im Hotel fertig gestellt«, ergänzte Henry.
Erneut rief Alec Wincott an. »Wo bist du?«
»Vor dem Hotel, ich steige gerade aus dem Auto.«
»Gibt es eine Personenbeschreibung von Haley Cross?«
»Ich habe ein paar Kopien dabei und ein Foto. Warte, Alec, ich bin gleich da.«
Alec war zu ungeduldig, um ruhig sitzen zu bleiben.
Nervös lief er im Flur auf und ab. Als Wincott mit der Akte in der Hand um die Ecke bog, fragte Alec ihn sofort: »Könnte man Haley Cross mit Regan verwechseln?«
»Ich bitte dich. Regan ist mit niemandem zu verwechseln!« Wincott blieb stehen, schlug den Ordner auf und betrachtete das Foto von Haley Cross. »Von hinten vielleicht … langes Haar, ungefähr die gleiche Größe und ähnliches Gewicht. Möglich ist das schon.«
»Was ist möglich?«, fragte Regan auf der Türschwelle. Sie machte einen Schritt zurück, als Wincott und Alec das Büro betraten.
»Personenverwechslung«, erklärte Wincott. »Wo ist der Brief?«
Zusammen mit Alec studierte er die Liste. Wincott las sie laut vor. »›Dafür bist du mir was schuldig‹? Das heißt ja wohl, dass er Regan einen Teil der Verantwortung gibt, oder?«, fragte Wincott. »Oder was?«
»Genau, John«, sagte Alec. »Und was bedeutet das?«
»Er meint, Regan hätte an Haleys Stelle sein sollen«, erwiderte Wincott.
Alec nickte.
»Glaubst du, er hat im Park auf Regan gewartet?«, fragte Wincott.
»Wenn er den Zeitungsartikel gelesen hat, dann musste er doch davon ausgehen, dass sie dort joggen würde, oder?«
»Soll das heißen, er hat die Frau aus Versehen umgebracht?«, fragte Regan.
»Ja, ich gehe davon aus, dass er eigentlich dich töten wollte«, erwiderte Alec.
39
Die Polizei hielt wichtige Informationen über den Mord an Haley Cross zurück. Weder Alec noch Wincott wollten Regan Genaueres sagen. Sie hatte eh schon Angst, und der Obduktionsbericht jagte selbst dem härtesten Polizisten einen Schauer über den Rücken.
Dennoch bestand die Möglichkeit, dass irgendein Detail Regan vielleicht an etwas erinnerte, das der Polizei von Nutzen sein könnte.
Wincott lehnte sich gegen das Bürofenster, die Füße verschränkt. In der einen Hand hielt er eine Wasserflasche, in der anderen den Obduktionsbericht. Alec saß neben Regan auf dem Sofa. Ihr wollte nicht in den Kopf, dass die beiden so gelassen aussahen, während sie ihr abwechselnd die schrecklichsten Dinge über den Tod der armen Frau schilderten. Als Alec berichtete, was der Mörder mit den Beinen gemacht hatte, wurde Regan übel. Alles Blut wich ihr aus dem Gesicht.
Er merkte, dass sie die Hände im Schoß verkrampfte und Tränen in den Augen hatte. Aber Regan riss sich zusammen. Alec war stolz auf sie. Wäre er mit ihr allein gewesen, hätte er sie in den Arm genommen und es ihr gesagt.
»Alles in Ordnung, Regan? Sollen wir eine kleine Pause machen?«, fragte Wincott.
»Nein, schon gut«, erwiderte sie.
Alec schlug den Ordner auf, den Wincott auf den Tisch gelegt hatte, und zeigte Regan das Foto von Haley Cross. Sie staunte über das friedliche Antlitz der Toten.
»Kennst du sie?«
Regan schüttelte den Kopf. »Ging sie zur Uni?«
»Nicht mehr. Sie war bereits fertig.«
»Sie wohnte in der Nähe des Campus«, erklärte Wincott. »Ihre Freunde haben ausgesagt, dass sie regelmäßig im Park joggte.«
»Lebte sie allein?«
»Nein«, erwiderte Wincott. »Sie hatte einen Freund. In der Nacht, als sie ermordet wurde, war er auf Geschäftsreise. Offenbar hatte sie ihm gesagt, sie würde in der Zwischenzeit möglicherweise ihre Eltern besuchen. Deshalb dauerte es einige Tage nach seiner Rückkehr nach Chicago, bis er sie als vermisst meldete.«
Regan atmete mehrmals tief durch, dann schaute sie noch einmal auf das Foto. »Ich verstehe das nicht. Warum hat er das mit ihren Beinen gemacht? Warum …?«
»Der Gerichtsmediziner sagt, die Todesursache sei stumpfe Gewalteinwirkung auf den Schädel. Das mit den Beinen hat der Täter offenbar erst gemacht, als sie bereits tot war.«
»Sie hat sich gewehrt«, erklärte Alec. »Unter ihren Fingernägeln sind Hautreste, das heißt, es gibt DNA.« Er nahm Regan das Foto weg und legte es zurück in die Mappe.
Regan fand, Alec sah besorgt aus, deshalb lächelte sie ihn kurz an. Dann ging sie zur Kredenz und holte sich ein Glas Wasser.
»Du auch, Alec?«
Sie hielt die eiskalte Flasche hoch.
»Ja, gerne.«
Regan reichte ihm das Glas, schenkte sich selbst ebenfalls eins ein und ging um das Sofa herum zu
Weitere Kostenlose Bücher