Mord nach Liste
es gewesen.
Er hielt mit dem Jeep an der Bordsteinkante und schaltete in den Leerlauf. Mit den Fäusten hämmerte er auf das Armaturenbrett ein. Er wusste, dass er sich wie ein jähzorniges Kind aufführte, aber es war ihm egal. Er hatte versagt. Er schlug um sich, bis das Zittern nachließ. Als er endlich wieder klar denken konnte, waren seine Knöchel wund.
Die Panik überfiel ihn erst, als er in seiner Garage war. Er blieb im Wagen, bis das Tor sich geschlossen hatte und er sicher in seinem kühlen Kokon saß. Er bewegte sich nicht, sondern hockte mit geschlossenen Augen da und dachte über seine Situation nach. Sein Hirn sprang von einem Gedanken zum nächsten. Er wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis die Polizei die Tote im Park entdecken würde. Würde man ihn mit dem Verbrechen in Verbindung bringen? Wenn ja, würde er für den Rest seines Lebens eingesperrt werden, und Nina, seine süße geliebte Nina … wie sollte sie ohne ihn überleben?
Ruhig bleiben, redete er sich ein. Es kommen noch andere Gelegenheiten. Er würde nicht erwischt werden.
Das würde der Dämon nicht erlauben. Alles würde gut werden.
Mit sich selbst sprechend, schlich er durchs Haus und öffnete die Schlafzimmertür, um nach Nina zu sehen. Sie schlief tief und fest. Leise schloss er die Tür und ging ins Bügelzimmer neben der Küche. Er zog sich aus und stopfte die Sachen in die Waschmaschine.
Sein Hirn wollte einfach keine Ruhe geben. Er ließ seinen jämmerlichen Auftritt Revue passieren und war entsetzt. Beim nächsten Mal musste er es besser machen. Unbedingt.
Er konnte einfach nicht aufhören, an die Frau zu denken. Unablässig hatte er sie vor Augen, diesen schönen Engel mit gebrochenen Flügeln, der voller Anmut zu Boden sank. Hatte er sie schreien gehört, oder hatte er sich das nur eingebildet? Die Auserwählte, der wunderbare Engel, war unschuldig, so unschuldig wie seine geliebte Nina.
Er schloss die Augen und senkte den Kopf. Sie hatte geweint, das hatte er gesehen, und es hatte ihm wehgetan. Er war verwirrt, völlig zerrissen zwischen der Sorge um sie und der Wut auf sie, weil sie davongekommen war.
»Man kann nicht beides haben«, flüsterte er. Und tief im Herzen wusste er, dass er den Dämon beschwichtigen musste.
Splitternackt ging er noch einmal in die Garage. Er hatte eine Gänsehaut auf Brust und Armen. Auf einem Regal neben der Tür stand ein Spiegel. Er blieb stehen, um sich zu bewundern. Er hatte den Körper eines griechischen Gottes, dachte er voller Stolz. Daran hatte er lange gearbeitet. Er spannte die Muskeln an und lächelte sein Spiegelbild an.
Eine geschlagene Minute blieb er so stehen. Dann verspürte er plötzlich den Drang, nein das Bedürfnis, ihre Habseligkeiten zu betrachten. Er wollte sichergehen, dass sie noch immer dort waren, wo er sie versteckt hatte: in der kleinen Holzkiste unter den Lumpen in der Ecke. Es war kein besonders cleveres Versteck, morgen würde er sie woanders unterbringen.
Der Hammer, der Führerschein der Frau und ihr Pfefferspray lagen an Ort und Stelle. Noch immer wusste er nicht, warum er die Sachen mitgenommen hatte, konnte sich aber dennoch nicht durchringen, sich von ihnen zu trennen. Er nahm den Führerschein und las den Namen: Haley Cross. Sie lachte auf dem Foto. Vor seinem inneren Auge erschien ihr angstverzerrtes Gesicht. Er legte den Führerschein zum Spray und griff zum Hammer.
Ein Telefon klingelte. Das Geräusch fuhr ihm durch Mark und Bein. Mit dem Hammer in der Hand drehte er sich um. Er brauchte einen Moment, bis er verstand, dass das Klingeln aus dem Jeep kam. Natürlich! Das Handy klingelte, jemand rief an. Wie erstarrt stand er da, den Hammer in der Hand, bis das Geräusch verstummte. Das Handy und der Ordner lagen auf dem Rücksitz.
In der kalten Nachtluft fröstelnd, lief er schnell zurück in die Küche. Er legte Handy und Ordner auf den Tisch, wusch sich die Hände in der Spüle und säuberte die Verletzungen an seinen Knöcheln. Dann holte er sich etwas zu trinken.
Er ließ sich auf den Stuhl fallen, schlug den Ordner auf, breitete den Inhalt auf dem Tisch aus und begann zu lesen.
14
Alec Buchanan war einer der letzten Passagiere, die das Flugzeug verließen. Eine Stewardess musste ihn wecken. Kaum dass er den Sicherheitsgurt angelegt und die langen Beine ausgestreckt hatte, um es sich ein wenig gemütlich zu machen, war er eingenickt.
Alec konnte überall und zu jeder Zeit schlafen, zur großen Verwunderung seines Bruders
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