Mord nach Liste
wäre nicht grade begeistert, wenn du auf den Tatort kotzt. Atme mal tief durch!«
»Bist du sicher, dass der Zeh noch am Körper ist?«, fragte Harry.
»Was sind denn das für dämliche Fragen? Glaubst du, ich pack den jetzt an oder hol ihn raus, um zu sehen, ob der noch am Fuß hängt? Darum kann sich die Polizei kümmern. Lauf rüber zum College und ruf die Polizei! Sammy und ich warten hier.«
»Geht das nicht schneller, wenn ich vom Handy aus anrufe?«
»Herrgott noch mal, hat denn jeder in diesem Land inzwischen ein Handy?«
»Ich weiß ja nicht, was die anderen in diesem Land so haben, aber ich hab eins. Seit über einem Jahr.«
Er holte ein strahlend rotes Telefon unter seinem Regenmantel hervor und wählte 911.
22
Das Letzte, was Regan gebrauchen konnte, war jemand, der ihr keine Minute von der Seite wich. Detective Buchanan schienen ihre Gefühle jedoch ziemlich gleichgültig zu sein. Er kam in ihr Büro geschlendert, ungepflegt und sexy wie immer, lehnte sich gegen ihren Schreibtisch und verkündete ruhig, er sei die nächsten drei Wochen ihr Leibwächter oder zumindest so lange, bis der Mann gefasst sei, der ihr das Foto von Sweeney geschickt habe.
»Müssten Sie nicht eigentlich den Mörder suchen, anstatt mir auf der Pelle zu hocken?«, fragte Regan.
»Ich bin für Ihre Sicherheit zuständig«, gab er zurück. »Detective Wincott sucht den Mörder.«
Regan war müde und frustriert. Und sie hatte Angst, aber das wollte sie nicht zugeben. Cordie hatte noch nicht zurückgerufen, Regan war übel vor Sorge um ihre Freundinnen.
»Ja, ich weiß, dass Wincott die Ermittlung leitet. Ich habe ihn bloß noch nicht kennengelernt. Ich war doch kooperativ, oder?«, fragte sie. »Es kommt mir vor, als wären Sie gerade eben erst gegangen. Hier war so viel los. Ich brauche eine Pause, um mich einfach mal hinzusetzen und nachzudenken. Mir ist ganz schwindelig. Ich muss arbeiten, und dann will ich einfach …«
Alec verkniff sich ein Lächeln. »Nachdenken?«
»Genau.«
»Kein Problem.«
Er band seine Krawatte ab und stopfte sie in die Sakkotasche, dann hängte er seine Jacke über einen Stuhl.
Regan beobachtete, wie er es sich auf dem Sofa bequem machte. »Was ist in drei Wochen?«, fragte sie.
»Wie bitte?« Alec krempelte die Ärmel hoch.
»Sie haben gesagt, Sie spielen jetzt drei Wochen lang meinen Leibwächter. Und dann?«
Er öffnete den obersten Hemdknopf. »Ich habe gekündigt und werde Chicago verlassen. Aber Sie brauchen keine Angst zu haben. Wenn wir den Täter bis dahin nicht gefasst haben, passt jemand anderer auf Sie auf. Bis dahin müssen Sie mit mir vorliebnehmen.«
»Wer hat das entschieden?«
»Ist das wichtig?«
»Doch, allerdings.«
»Na, gut.«
»Wer war es?« Sie ließ nicht locker.
»Lieutenant Lewis.«
»Habe ich da auch ein Wörtchen mitzureden?«
Alec lächelte sie an und nahm die neueste Forbes vom Couchtisch. »Eher nicht. Auch wenn’s Ihnen nicht gefällt, ich bleibe.«
Es gefiel ihr nicht, ganz und gar nicht. Buchanan lenkte sie ab. Regan wollte weiter darüber diskutieren, aber Alecs Handy klingelte. Und im selben Moment klingelte auch ihr Telefon.
Peter Morris war am Apparat, der Mann, dem sie kein zweites Stipendium gewährt hatte. Er war ganz aus dem Häuschen, bis zu Regan vorgedrungen zu sein.
»Das ist ja super!«, stotterte er. »Ihr Assistent hat mich immer wieder vertröstet, aber jetzt kann ich endlich mit Ihnen sprechen. Ich weiß, dass Sie mit der Absage des Stipendiums nichts zu tun hatten, deshalb mache ich Ihnen auch keine Vorwürfe. Es war einfach nur ein großes Missverständnis, nicht wahr?«
Er ließ Regan keine Zeit zu antworten. »Meine Arbeit ist wichtig. Ich brauche das Geld, und mir wurde gesagt, dass das Stipendium automatisch verlängert würde. Und ich wurde letztes Jahr ins Programm aufgenommen. Ich könnte heute Abend vorbeikommen, dann könnten Sie mir den Scheck geben.«
»Das werde ich nicht tun, Mr Morris. Ich persönlich habe die Erneuerung Ihres Stipendiums abgelehnt, und alle Antragsteller haben ausführliche Erläuterungen erhalten. Eine automatische Verlängerung gibt es nicht.«
Er wollte ihr einfach nicht glauben. Seine Stimme klang nicht mehr ganz so fröhlich, als er sagte: »Nein, das stimmt nicht. Sie können mir nicht absagen. Sie wissen doch, wie wichtig meine Arbeit ist.«
»Mr Morris –«
Erneut unterbrach er sie. »Ich weiß, was Sie sagen wollen. Ihr Assistent hat mir bereits erklärt, dass ich mich
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