Mord nach Liste
gestrichen, fast schon zu grell. Zwei viereckige Tische mit Stühlen sahen neu aus.
Alec merkte, dass Regan die Wände betrachtete. »Da möchte man am liebsten eine Sonnenbrille aufsetzen, was?«
»Wer hat denn die Farbe ausgesucht?«
»Es will keiner gewesen sein.«
Auch der Kühlschrank war neu. Er war mit Wasserflaschen und antialkoholischen Getränken gefüllt. Alec reichte Regan eine Flasche Wasser und setzte sich dann auf den Stuhl ihr gegenüber.
Auf dem Tisch lagen ein Stenoblock und ein Kugelschreiber. Alec schob ihr beides zu. »Sie können ruhig schon mal anfangen und die Namen von Ihrer Todesliste aufschreiben.«
Die Todesliste – o Gott, was hatte sie da nur angerichtet! Regan nahm den Stift und notierte schnell die fünf Namen. Die beiden Leibwächter nannte sie A und B, da sie nicht wusste, wie sie hießen. Als sie fertig war, reichte sie den Block zu Alec zurück.
Er beugte sich vor, warf einen Blick darauf und schob ihn erneut zu ihr hinüber.
»Jetzt versuchen Sie sich bitte an alle Notizen zu erinnern, die Sie während Shields’ Vortrag gemacht haben.«
Leichter gesagt als getan. Regan klopfte mit dem Fuß auf das Linoleum und versuchte sich zu konzentrieren. Emily Milan fiel ihr ein. Sie hatte sich notiert, die Sache mit Aidens Assistentin durchzufechten. Ach ja, Peter Morris. Wie konnte sie ihn nur vergessen? Sie hatte sich aufgeschrieben, mit dem Sicherheitsdienst über ihn zu sprechen. Aber was noch? Hatte sie noch mehr notiert?
Ihr Fuß klopfte schneller.
»Sie brauchen nicht nervös zu werden«, sagte Alec.
»Ich bin nicht nervös.« Das war gelogen, und er wusste es.
Dann merkte Regan, dass der ganze Tisch wackelte. Sie zwang sich aufzuhören. »Vielleicht doch.«
Sie legte den Stift zur Seite und gab den Block an Alec zurück. Er warf einen Blick darauf, sagte aber nichts.
Angestrengt versuchte Regan sich zu erinnern, was sie noch aufgeschrieben hatte. Hatte sie jemanden von der Liste vergessen? Sie wusste noch, dass sie Emily im letzten Moment hatte aufnehmen wollen, es jedoch nicht mehr geschafft hatte.
Regan schaute zu Alec auf und wurde aus ihren Überlegungen gerissen. Das war ihr noch nie passiert. Detective Buchanan war wirklich ein höchst interessanter Mann – und ein Widerspruch in sich. Mit seiner schief sitzenden Krawatte, dem zerknitterten Sakko und den Bartstoppeln wirkte er ein wenig unordentlich, gleichzeitig hatte er ein untadeliges Benehmen, war offenbar gut erzogen und besaß Humor – ein Charakterzug, von dem sie gedacht hätte, dass man ihn bei seiner Arbeit als Erstes einbüßte. Wenn er ihr seine ganze Aufmerksamkeit widmete, fühlte sie eine fast magnetische Anziehungskraft.
»Ich habe Sie in Lieutenant Lewis’ Büro gesehen, als ich wegen Sweeney hier war.«
»Ich Sie auch.«
Leicht aus dem Konzept gebracht von seiner Antwort, gab Regan zurück: »Wirklich?«
»Hm.«
»Ahm, ja, ich meinte nur … der Lieutenant hat einen Polizeibeamten angeschrien. Er machte ihn richtig fertig. Ich habe noch nie gesehen, wie sich einer so danebenbenommen hat. Jedenfalls noch keiner in so einer gehobenen Position. Ich fand sein Benehmen wirklich erschreckend.«
»Er wollte dem Polizisten kündigen.«
»Sie haben ihn verteidigt.«
Alec lächelte. »Das konnten Sie sehen?«
»Ja, Sie haben mit dem Lieutenant diskutiert, auch wenn ich nicht hören konnte, worüber. Sie sind ganz ruhig geblieben. Ich weiß noch, dass ich dachte, Lewis würde den Polizisten demütigen.«
»Nein. Er wollte ihn zwar demütigen, aber es gelang ihm nicht. Der Kollege wusste, dass er nichts falsch gemacht hatte. Aber wieso sprechen Sie von Lewis?«
Regan musste seinem Blick ausweichen und sah an ihm vorbei. »Ich wollte den Lieutenant eigentlich mit auf die Liste setzen.«
Alec verkniff sich ein Grinsen. »Haben Sie aber nicht?«
»Nein. Aber ich hätte es getan, wenn ich nicht unterbrochen worden wäre. Mein Telefon klingelte, ich bin nach draußen gegangen. Sonst hätte ich ihn auch aufgeschrieben. Das wollte ich Ihnen nur sagen.«
»Detective Wincott würde ich das lieber nicht erzählen.«
»Warum nicht?«
Alec zuckte mit den Schultern. »Es wäre gemein, ihm erst Hoffnung zu machen und ihn dann zu enttäuschen.«
»Aber ich habe Lewis doch gar nicht draufgeschrieben.«
»Eben.«
24
Schließlich stellte Regan die Frage, die ihr schon länger unter den Nägeln brannte: »Warum wollen Sie Chicago verlassen?«
»Das ist eine lange Geschichte.«
»Wo ziehen Sie
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