Mord nach Liste
achtzig.«
»Habe ich ein Wort darüber verloren?«
Er zog ihre Hand vom Armaturenbrett fort. »Entspannen Sie sich. Und heute Abend sprechen wir nicht mehr über den Fall, okay?«
»Na gut«, gab Regan nach. Sie lehnte sich zurück und faltete die Hände im Schoß. »Die Sicherheitsleute, die uns verfolgen …«
»Was ist damit?«
»Ich möchte nicht, dass sie mit in den Country Club gehen, und mir wäre auch lieber, wenn niemand wüsste, dass Sie mein Leibwächter sind. Es wäre deshalb besser, wenn wir uns duzen. Ich will nicht im Mittelpunkt des Interesses stehen und Hunderte von Fragen beantworten müssen.«
Sie würde nur dann nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen, wenn sie den ganzen Abend lang den Mantel anbehalten und niemand ihr Kleid sehen würde. Genauer gesagt: ihren Körper in dem Kleid.
»Okay, duzen wir uns. Und ich rede mit den Sicherheitsleuten, damit sie sich zurückhalten.«
»Danke.«
Plötzlich öffnete der Himmel seine Schleusen. Innerhalb von Sekunden klatschten dicke Regentropfen auf die Windschutzscheibe. Alec stellte die Scheibenwischer an. »Ich glaube, das gibt einen neuen Rekord für die meisten Regentage in Folge.«
»Da müssen wir gleich raus!«
»Ich weiß.«
»Weiß Wincott, wo Shields sich versteckt hält?«
»Das musst du ihn schon selbst fragen.«
»Aiden will auch, dass ich untertauche. Ich aber nicht. Ich laufe nicht weg. Ich möchte diesen Kerl erwischen.«
»Aiden tut doch nur sein Bestes. Ich habe zwei jüngere Schwestern und würde mich wahrscheinlich genauso verhalten.«
»Er hat sich Unterstützung geholt.«
»Ach, ja?«
»Spencer ist unterwegs. Kann sein, dass er bereits im Hotel ist.«
»Wollte er nicht eh nach Chicago kommen zu dieser Besprechung, von der du erzählt hast?«
»Ja.«
»Aber du glaubst, dass die beiden dich gemeinsam überreden wollen, unterzutauchen?«
»Genau, aber da wird nichts draus. Wie gesagt, ich bleibe, wo ich bin. Wenn sich hier einer versteckt, dann Aiden.«
»Ach, ja?« Alec versuchte, sich das Lachen zu verkneifen. Regan war so aufgebracht. »Und vor wem versteckt er sich bitte?«
»Vor mir!«
»Hat er so viel Angst?«
»Schön wär’s.«
Da musste er wirklich lachen. »Also eher nicht?«
»Aiden hat vor niemandem Angst, schon gar nicht vor mir. Er versteckt sich auch nicht wirklich. Aber er treibt mich zur Verzweiflung. Ich habe das Gefühl, dass er den ganzen Tag hinter mir steht, aber trotzdem hat er keine Zeit, mit mir einen Termin zu machen. Stattdessen holt er noch mehr Leibwächter. Die stehen mir ja praktisch schon auf den Füßen.«
»Er macht sich Sorgen, deshalb laufen so viele Sicherheitsleute herum. Hast du ihn schon auf das neue Auto angesprochen?«
»Noch nicht, aber das tue ich noch.«
»Und Walker? Wird der sich auch mit den anderen zusammentun?«
»Nein, der ist im Moment eher mit sich selbst beschäftigt, zum Glück. Mit zweien komme ich zurecht, drei gegen einen ist ein bisschen schwierig.«
Sie fuhren auf eine rote Ampel zu. Der Country Club war noch gute zwei Meilen entfernt.
»Du bist härter im Nehmen, als man annehmen würde.«
Regan lächelte. »Das ist hoffentlich ein Kompliment.«
»Allerdings. Familien können ganz schön kompliziert sein. Glaub mir, ich weiß, wovon ich spreche.«
»Nach den Geschichten aus deiner Jugend zu urteilen, warst du ein ziemlich Schlimmer.«
»Ich habe nicht viel ausgelassen.«
Bei den Frauen hätte Regan am liebsten gefragt. Stattdessen sagte sie: »Wieso bist du nicht verheiratet?«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich hätte nichts dagegen. Meine Brüder Nick und Theo sind glücklich verheiratet. Ich hatte bisher einfach keine Zeit für eine richtige Beziehung.«
»Frauen sind wie Kartoffelchips.«
»Wie bitte?« Alec war nicht sicher, richtig verstanden zu haben. »Frauen sind wie was?«
»Wie Kartoffelchips«, wiederholte Regan. »Das hat mir mal einer auf dem College gesagt.«
»Dein Freund?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, er ging mit einer Freundin von mir, betrog sie aber ständig.«
»Hat er auch verraten, warum Frauen für ihn wie Kartoffelchips sind?«
»Ja. Weil man einfach nicht damit aufhören kann.«
Das fand Alec komisch. Er hatte schon viele lahme Ausreden gehört, wenn Männer beim Fremdgehen erwischt wurden, aber diese war mit Abstand die schlimmste.
»Das ist nicht lustig«, meinte Regan.
»Doch.«
Alec fuhr um eine Kurve. Es regnete in Strömen. Hinter einer Limousine passierten sie das Eisentor.
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