Mord Nach Maß
versteht sich darauf, Ellie zu beeinflussen.«
Genau das hatte auch Lippincott gesagt. Ich hatte in letzter Zeit selber feststellen können, wie Recht er damit gehabt hatte.
»Ist das denn in Ihrem Sinne, Mike?«
»Ich kann sie schließlich nicht hinauswerfen«, entgegnete ich gereizt, »sie ist Ellies beste Freundin. Was kann ich schon dagegen tun, verdammt noch mal?«
»Nein«, sagte Santonix, »Sie können wohl nichts dagegen tun. Sie nicht.«
Dabei musterte er mich mit einem eigenartigen Blick. Santonix war schon ein seltsamer Mensch; man war sich nie sicher, wie er seine Bemerkungen eigentlich meinte.
»Wissen Sie denn, worauf Sie zusteuern, Mike?«, fragte er. »Haben Sie auch nur einen Schimmer? Manchmal glaube ich wirklich, Sie sind mit Blindheit geschlagen.«
»Natürlich weiß ich das«, protestierte ich. »Ich lebe jetzt so, wie ich es mir immer gewünscht habe. Und das gilt auch für die Zukunft.«
»Tatsächlich? Das fragt sich noch. Es fragt sich, ob Sie wirklich wissen, was Sie eigentlich wollen. Ich fürchte für Sie – jetzt, da Greta im Haus ist. Die ist nämlich stärker als Sie.«
»Ich sehe nicht ein, woraus Sie das schließen. Es geht hier doch nicht darum, wer der Stärkere ist.«
»Wirklich nicht? Vielleicht doch. Greta ist eine starke Persönlichkeit, von der Art, die sich immer durchsetzt. Sie wollten sie nicht hier haben, zumindest sagen Sie das. Aber da sitzt sie, und ich sehe ihnen schon die ganze Zeit zu. Die beiden hocken beieinander, sie und Ellie, plaudern gemütlich, sind sich völlig genug. Und Sie, Mike? Wo passen Sie ins Bild? Sind Sie der Außenseiter? Oder sind Sie gar kein Außenseiter mehr?«
»Reden Sie nicht so konfuses Zeug. Was soll das heißen – ich ein Außenseiter? Schließlich bin ich Ellies Mann, oder?«
»Ah – sind Sie Ellies Mann, oder ist Ellie Ihre Frau?«
»Quatsch! Das kommt doch auf dasselbe raus.«
Er seufzte und ließ die Schultern hängen. »Ich kann mich Ihnen nicht verständlich machen. Sie begreifen einfach nicht. Manchmal denke ich, ja, diesmal hat er’s kapiert, und dann kommt es mir wieder so vor, als wüssten Sie nicht das geringste über sich selbst, geschweige denn über andere.«
»Also jetzt reicht’s mir. Sie sind ein großartiger Architekt, Santonix, aber…«
Sein Ausdruck wechselte abrupt, wie üblich. »Ja, ich bin ein guter Architekt. Dieses Haus hier ist meine beste Arbeit, und ich bin auch fast damit zufrieden. Sie haben sich so ein Haus gewünscht; und Ellie auch, um, mit Ihnen darin zu leben. Ihr beide habt jetzt euer Haus. Schicken Sie diese Frau weg, Mike, bevor es zu spät ist.«
»Wie könnte ich Ellie so vor den Kopf stoßen?«
»Die Person hat auch Sie schon um den Finger gewickelt«, stellte Santonix fest.
»Hören Sie, ich kann Greta auch nicht leiden. Sie geht mir auf die Nerven. Unlängst hatte ich sogar einen fürchterlichen Krach mit ihr. Aber das alles ist gar nicht so einfach, wie Sie meinen.«
»Nicht so einfach mit Greta.«
»Also – wer den Namen Gipsy’s Acre auch erfunden hat und diese Geschichte mit dem Fluch, der war gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt«, schimpfte ich. »Hier springt hinter jedem Baum ein Zigeuner hervor und schreit einen an, wenn wir nicht sofort verschwinden, passiert uns etwas ganz Furchtbares. Hier auf diesem Stück Land, das so freundlich und so schön sein sollte.«
Die letzten Worte waren mir nur so herausgerutscht, aber Santonix griff sie sofort auf.
»Ja, das sollte es. Freundlich und schön. Aber kann es das denn, wenn sich das Böse nicht vertreiben lässt?«
»Nun sagen Sie bloß nicht, Sie glauben an…«
»Ich glaube an die seltsamsten Dinge. Und vom Bösen verstehe ich etwas, ich bin’s ja selber zum Teil. Ist Ihnen das noch nicht aufgefallen? Aber dieses Haus, das ich gebaut habe, das soll davon befreit werden. Begreifen Sie das?« Er fragte es fast drohend. »Begreifen Sie? Es ist mir wichtig.«
Dann sprang seine Stimmung abermals um. »Los, kommen Sie«, drängte er, »hören wir auf mit der Unkerei. Gehen wir endlich hinein zu Ellie.«
Als wir durch die Verandatüren traten, begrüßte Ellie ihn geradezu stürmisch.
An diesem Abend zeigte sich Santonix von seiner ausgeglichensten Seite. Er wurde nicht mehr theatralisch, sondern gab sich ganz, wie er war – charmant und fröhlich. Meist unterhielt er sich mit Greta, als wolle er seinen ganzen Charme gerade über sie ausgießen. Jeder Beobachter hätte geschworen, dass sie ihm großen
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