Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord Nach Maß

Mord Nach Maß

Titel: Mord Nach Maß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Apotheke in den Papierkorb zu kippen.«
    Bevor er ging, sprach er noch mit Greta. »Mr Rogers hat mich gebeten, Mrs Rogers zu untersuchen. Meiner Meinung nach fehlt ihr nichts. Wahrscheinlich würde ihr ein bisschen Bewegung in der frischen Luft gut tun. Was für Medikamente nimmt sie?«
    »Sie hat ein paar Mittel gegen Erschöpfung, und dann noch andere zur Beruhigung, falls sie nicht schlafen kann.«
    Sie und Dr. Shaw machten in Ellies Arzneischränkchen Inventur.
    Ellie musste ein wenig lächeln. »Von dem ganzen Zeug nehme ich kaum etwas, Dr. Shaw«, sagte sie. »Nur die Kapseln gegen meine Allergie.«
    Shaw sah sich die Kapseln an, las die Gebrauchsanweisung, kam zu dem Schluss, dass sie harmlos seien, und wandte sich den Schlaftabletten zu. »Schlafen Sie denn schlecht?« fragte er.
    »Nicht, seit ich auf dem Land wohne. Soweit ich mich erinnere, habe ich hier noch keine einzige Schlaftablette genommen.«
    »Na, das ist ja prächtig.« Er tätschelte ihr die Schulter. »Meine Liebe, mit Ihnen ist wirklich alles in Ordnung. Vielleicht neigen Sie manchmal ein bisschen zum Schwarzsehen, weiter nichts. Diese Kapseln da sind relativ schwach, viele Leute nehmen sie heutzutage, und sie haben noch keinem geschadet. Bei denen können Sie bleiben, aber lassen Sie die Finger von den Schlaftabletten.«
    »Ich weiß gar nicht, warum ich mir Sorgen gemacht habe«, sagte ich später zu Ellie. »Vielleicht lag’s an Greta.«
    »Oh«, lachte Ellie, »Greta macht immer ein solches Theater mit mir. Sie selber nimmt gar keine Medikamente.« Und sie fuhr fort: »Wir wollen großen Hausputz machen, Mike, und den ganzen Kram wegwerfen.«
    Mittlerweile verstand sich Ellie mit den meisten unserer Nachbarn glänzend. Claudia Hardcastle besuchte uns recht oft und ritt gelegentlich mit Ellie aus. Ich konnte nicht reiten, mein Interesse hatte von jeher mehr den mechanischen Fortbewegungsmitteln wie den Autos gegolten. Obwohl ich früher in Irland ein paar Tage lang Ställe ausgemistet hatte, verstand ich nicht das geringste von Pferden, aber ich nahm mir heimlich vor, bei unserem nächsten Aufenthalt in London eine dieser todschicken Reitschulen zu besuchen und dem Mangel abzuhelfen. Hier unten wollte ich damit nicht beginnen, die Leute hätten mich vermutlich ausgelacht. Meiner Ansicht nach bekam Ellie das Reiten sehr gut und schien ihr viel Freude zu machen. Greta ermunterte sie noch dazu, obwohl auch sie keine Ahnung von Pferden hatte.
    Ellie und Claudia fuhren zusammen zum Pferdemarkt, wo Ellie sich auf Claudias Rat hin einen kastanienbraunen Wallach namens Conquer kaufte. Ich ermahnte Ellie immer, gut aufzupassen, wenn sie allein ausritt, aber sie lachte mich nur aus.
    »Ich sitze seit meinem dritten Jahr im Sattel«, sagte sie.
    Nun ritt sie zwei- oder dreimal in der Woche aus. Greta fuhr dann nach Market Chadwell einkaufen.
    Eines Tages sagte Greta beim Mittagessen: »Ihr hier mit euren Zigeunern! Heute morgen, als ich losfuhr, stand so ein fürchterliches altes Weib mitten auf der Straße. Ich hätte sie fast überfahren, so plötzlich hatte ich sie vor dem Kühler.«
    »Warum, was wollte sie denn?«
    Ellie hörte uns zu, sagte aber kein Wort, obwohl sie, wie mir schien, ziemlich betroffen war.
    »Sie hat mir gedroht – so eine verdammte Frechheit!«
    »Gedroht?«
    »Na ja, sie wollte mich verscheuchen. ›Das Land hier gehört den Zigeunern‹, rief sie, ›also verschwindet! Verschwindet alle miteinander dahin, woher ihr gekommen seid, wenn euch euer Leben lieb ist.‹ Und dann drohte sie mir mit der geballten Faust. ›Wenn ich euch verfluche‹, sagte sie, ›ist es mit eurem Glück vorbei, für immer. Wagt es nur, unser Land zu kaufen und Häuser daraufzustellen! Auf dieses Land gehören Zelte, keine Häuser.‹«
    Greta erzählte noch eine Menge mehr; hinterher meinte Ellie zu mir: »Das klingt alles ziemlich unwahrscheinlich, glaubst du nicht auch, Mike?«
    »Ja, Greta hat wohl ein bisschen übertrieben«, stimmte ich zu.
    »Irgendwie kam es mir unecht vor«, fuhr Ellie fort. »Ob Greta uns da etwas vorgemacht hat?«
    Ich bedachte das. »Aber warum sollte sie?« Dann fragte ich scharf: »Hast du etwa die alte Esther in letzter Zeit gesehen? Beim Ausreiten?«
    »Die Zigeunerin? Nein.«
    »Das hört sich nicht ganz überzeugend an, Ellie.«
    »Na ja, vielleicht ein- oder zweimal. Aber es war immer nur so ein Schatten zwischen den Bäumen; sie schien mir nachzuspähen, aber es war nie nah genug, dass ich mich hätte

Weitere Kostenlose Bücher