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Mord Nach Maß

Mord Nach Maß

Titel: Mord Nach Maß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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doch schon immer einen guten Geschmack.«
    »Einen teuren, willst du sagen.« Meine Mutter musterte die Brokatvorhänge.
    »Dann bin ich eben seine Teure«, lächelte Ellie.
    »Halt ihn nur zur Sparsamkeit an«, riet meine Mutter. »Das kann seinem Charakter nur gut tun.«
    »Ich protestiere! Mein Charakter ist gut genug«, behauptete ich. »Das Gute am Heiraten ist doch, dass man eine Frau bekommt, die einen für unfehlbar hält. Nicht wahr, Ellie?«
    Ellie sah jetzt wieder vergnügt aus. Lachend antwortete sie: »Mike, du übertriffst dich selbst! So ein Pfau!«
    In diesem Augenblick kehrte Greta mit dem Tee zurück. Wir hatten die anfängliche Verlegenheit gerade überwunden gehabt, aber mit Greta schien sie plötzlich wieder dazusein. Meine Mutter widerstand allen Überredungskünsten Ellies, über Nacht zu bleiben, und nach einer Weile kapitulierte Ellie. Wir beide begleiteten Mutter die Allee hinunter.
    »Wie habt ihr’s denn getauft?«, erkundigte sich Mutter unvermutet.
    » Gipsy’s Acre« , antwortete Ellie.
    »Ach ja«, meinte Mutter, »hier in der Gegend gibt’s noch Zigeuner, nicht wahr?«
    »Woher weißt du das denn?«, fragte ich.
    »Als ich heraufkam, ist mir eine begegnet. Hat mich ganz schief angesehen, die Alte.«
    »Ach, sie ist so weit ganz harmlos«, meinte ich. »Sie spinnt nur ein bisschen.«
    »Wieso glaubst du, dass sie spinnt? Als sie mich angesehen hat, hatte sie einen komischen Ausdruck im Gesicht. Sie hat wohl etwas gegen euch, wie?«
    »Wahrscheinlich ist es nicht ernst zu nehmen«, sagte Ellie. »Sie bildet sich das alles nur ein. Dass wir sie von ihrem Land vertrieben hätten oder so.«
    »Vermutlich will sie Geld«, überlegte meine Mutter. »Zigeuner sind so. Führen wilde Tänze auf und Rachegesänge, wie fürchterlich man ihnen mitgespielt hätte, aber sowie man ihnen Geld zusteckt, hört der ganze Schwindel auf.«
    »Sie mögen Zigeuner nicht«, stellte Ellie fest.
    »Dieses diebische Volk! Sie gehen keiner geregelten Arbeit nach und können die Finger nicht von fremder Leute Eigentum lassen.«
    »Na, ja«, sagte Ellie, »wir wollen uns nicht mehr den Kopf über sie zerbrechen.«
    Als sich meine Mutter verabschiedete, fügte sie noch hinzu: »Wer ist die junge Dame, die bei euch wohnt?«
    Ellie erläuterte, dass Greta ihr die letzten drei Jahre Gesellschaft geleistet hätte und dass ihr Leben ohne sie vollends freudlos gewesen wäre.
    »Greta hat alles getan, um uns zu helfen«, schloss sie. »Sie ist ein wunderbarer Mensch. Ich wüsste nicht, wie ich… wie ich ohne sie auskommen sollte.«
    »Wohnt sie bei euch, oder ist sie nur vorübergehend zu Besuch?«
    »Tja, also«, begann Ellie, die Frage umgehend, »sie wohnt zurzeit bei uns, weil ich mir den Knöchel verstaucht hatte und jemand brauchte, der mich pflegen konnte. Aber jetzt geht’s mir wieder gut.«
    »Mit dem Eheleben fängt man am besten nur zu zweit an«, sagte meine Mutter.
    Wir standen am Tor und sahen ihr nach, wie sie bergab davonmarschierte.
    »Eine starke Persönlichkeit«, meinte Ellie nachdenklich.
    Ich war böse auf Ellie, wirklich sehr böse, weil sie meine Mutter aufgespürt und sie sogar besucht hatte, ohne mir etwas davon zu sagen. Aber als sie sich umwandte und mich so ansah, eine Braue etwas hoch gezogen und dieses komische, halb ängstliche, halb zufriedene Lächeln im Gesicht, konnte ich nicht anders als ihr wieder gut sein.
    »Was bist du doch für ein durchtriebenes kleines Biest«, sagte ich.
    »Tja«, meinte sie, »manchmal geht’s eben nicht anders.«
    »Warum wolltest du meine Mutter denn unbedingt kennenlernen?«, erkundigte ich mich.
    »Nicht so sehr aus Neugierde«, erklärte Ellie, »ich hatte eher das Gefühl, dass es sich so gehörte. Du hast nicht oft von deiner Mutter gesprochen, aber dennoch war mir klar, dass sie ihr Bestes für dich getan hat. Sich abgeplagt für deine Schulausbildung, dir aus der Patsche geholfen und so weiter. Deshalb wäre ich mir gemein und arrogant vorgekommen, wenn ich sie geschnitten hätte.«
    »Aber es wäre meine Schuld gewesen, nicht deine.«
    »Allerdings. Trotzdem kann ich ganz gut verstehen, warum du es mir abgeschlagen hast.« Mit gerunzelter Stirn fügte sie hinzu: »Deine Mutter kann Greta nicht leiden.«
    »Das geht nicht ihr allein so«, sagte ich.
    »Nein, du magst sie auch nicht.«
    »Also, Ellie, das stimmt nicht, auch wenn du’s dauernd behauptest. Ich war anfangs nur ein bisschen eifersüchtig auf sie, mehr nicht. Jetzt kommen wir sehr gut

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