Mord Nach Maß
Weiberkram; wir können so schrecklich viel zusammen unternehmen. Ohne eine andere Frau im Haus wird man mit der Zeit furchtbar einsam.«
Jeden Tag sah ich Greta mehr an sich reißen, Befehle erteilen, die Herrin herauskehren. Ich tat so, als hätte ich sie gern im Haus, doch eines Tages, als Ellie mit hoch gelagertem Bein im Wohnzimmer lag und ich mit Greta draußen auf der Terrasse saß, gerieten wir plötzlich in Streit. Ich kann mich nicht mehr an die genauen Worte erinnern, mit denen es anfing. Irgendeine Bemerkung Gretas ärgerte mich, ich gab ihr scharf Kontra, und sofort hatten wir uns in den Haaren. Der Wortwechsel nahm an Lautstärke zu, sie gab es mir tüchtig, sagte alle Gemeinheiten, die ihr nur einfielen, und ich zahlte ihr in gleicher Münze heim: dass sie in meinen Augen eine herrschsüchtige Person sei, sich in alles einmische, dass sie viel zu viel Einfluss auf Ellie hätte und dass ich nicht dulden würde, dass sie Ellie die ganze Zeit herumkommandiere. So schrien wir einander an, und dann kam plötzlich Ellie auf die Terrasse herausgehinkt, sah von einem zum anderen, und ich sagte: »Tut mir leid, Liebling, tut mir entsetzlich leid.«
Ich brachte sie zurück ins Haus und bettete sie wieder aufs Sofa. Ellie sagte: »Ich wusste gar nicht… Ich hatte keine Ahnung, dass sie dir derart zuwider ist.«
Ich beruhigte sie, sagte, sie solle sich nichts daraus machen, ich hätte bloß die Nerven verloren, manchmal sei ich eben richtig streitsüchtig. Es sei weiter nichts. Greta kommandiere mir nur ein bisschen zu viel herum. Vielleicht könne man ihr das aber gar nicht verübeln, sie sei es zu lange gewohnt gewesen. Und schließlich sagte ich, im Grunde hätte ich Greta sehr gern, mein Temperament sei eben nur mit mir durchgegangen, weil ich mir Sorgen machte. Es endete damit, dass ich Greta praktisch anflehte, bei uns zu bleiben.
Das Ganze hatte sich zu einer richtigen Szene ausgewachsen, die den anderen Hausbewohnern wohl nicht verborgen geblieben war, auf keinen Fall unserem neuen Dienerehepaar. Wenn die Wut mich packt, dann schreie ich. Wahrscheinlich ging ich damals ein bisschen zu weit, aber ich bin nun mal so.
Greta machte eine ziemliche Schau aus Ellies Pflege, sorgte sich äußerst nachdrücklich um ihre Gesundheit, verbot ihr dies und riet ihr von jenem ab.
»Sie hat nämlich eine schwache Konstitution«, erklärte sie mir.
»Ellie fehlt überhaupt nichts. Sie war immer völlig gesund.«
»Nein, das war sie nicht, Michael. Sie ist zu zart.«
Bei seiner nächsten Visite sagte Dr. Shaw zu Ellie, alles sei wieder ganz in Ordnung, sie solle den Knöchel nur leicht bandagieren, wenn sie über unebenes Gelände ging. Ich nahm ihn beiseite und fragte ihn auf eine etwas unbeholfene Art, so von Mann zu Mann: »Sie ist doch nicht schwächlich, oder, Dr. Shaw?«
»Wer sagt denn das?« Dr. Shaw verkörperte den Typ des Landarztes, der heutzutage ziemlich selten ist; er war dafür bekannt, dass er auf die Heilkraft der Natur schwor.
»Soweit ich sehe, fehlt ihr überhaupt nichts«, sagte er. »Jeder kann sich mal den Knöchel verstauchen.«
»Daran hab ich auch nicht gedacht. Ich meine nur, ob sie vielleicht ein schwaches Herz hat oder so.«
Er musterte mich über seine Brille hinweg. »Nun fangen Sie mal nicht an, Gespenster zu sehen, junger Mann. Wie kommen Sie denn darauf? Sie scheinen mir doch, nicht der Typ, der sich über Frauenwehwehchen den Kopf zerbricht?«
»Ach, Miss Andersen hat nur gemeint…«
»Aha, Miss Andersen. Was versteht sie denn davon? Hat sie etwa Medizin studiert, he?«
»Nein, das nicht.«
»Ihre Gattin ist eine sehr reiche Frau«, begann Dr. Shaw. »Jedenfalls behauptet das der Dorfklatsch, aber für manche Leute sind ja alle Amerikaner steinreich.«
»Doch, sie ist reich«, bestätigte ich.
»Na also. Dann dürfen Sie folgendes nicht vergessen: Reiche Frauen sind manchmal sehr viel ärmer dran. Immer verschreibt ihnen irgendein Arzt Pülverchen oder Pillen, Anregungsmittel oder Beruhigungstabletten – jedenfalls Zeug, ohne das sie sich wohler fühlen würden. Die Dorfweiber da unten zum Beispiel sind viel gesünder, weil kein Mensch sich über ihre Gesundheit den Kopf zerbricht.«
»Aber Ellie nimmt wirklich irgendwelche Kapseln«, beharrte ich.
»Wenn Sie wollen, untersuche ich sie mal gründlich. Vielleicht sollte ich tatsächlich feststellen, welchen Quatsch man ihr bisher verordnet hat. Ich kann Ihnen sagen, meistens rate ich den Leuten bloß, die ganze
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