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Mord ohne Leiche

Mord ohne Leiche

Titel: Mord ohne Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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wie Don zu sagen
beliebte, denn als prestigeträchtig betrachten konnte, das Ohr von einer halben
Million Teenager zu haben, deren durchschnittlicher IQ wahrscheinlich knapp
über siebzig lag.)
    Ich war so irritiert von dem Stau vor
mir, daß ich nicht einmal eine Anwandlung von Nostalgie verspürte, als ich
hörte, wie Dons Stimme die Talente einer Gruppe namens Matt and the Mercenaries
rühmte, deren atonales Gekreisch ich sofort leise drehte (befanden sie sich
vielleicht tatsächlich in einem Kriegsgebiet?), und zwar so leise, daß ich es
fast überhört hätte, als Don ein paar Minuten später sagte: »...eine
Verkehrsdurchsage.« Ich drehte den Lautsprecher wieder auf und erwartete, daß
er jetzt einen umgefallenen Sattelschlepper oder etwas Ähnliches auf der
Brückenauffahrt ein paar Blocks weiter vorn meldete.
    »...und noch eine Meldung«, fügte er
hinzu. »Wegen eines Brandes staut sich der Verkehr auf der Bryant Street und
den nahe gelegenen Auffahrten zur Bay Bridge in San Francisco.
Rettungsfahrzeuge blockieren die Bryant an der Second und Third. Die Polizei
versucht, den Verkehr umzuleiten, doch im Augenblick steht er noch so gut wie
still. Wenn Sie also zur East Bay oder nach South of Market unterwegs sind,
meiden Sie besser die Hauptzufahrten. Es brennt am South Park zwischen der
Second und der Third Street, der Bryant und der Brennan. Feuerwehrmannschaften
und Krankenwagen sind bereits vor Ort, und die Polizei bittet, diesen Bereich
möglichst zu meiden. Das wäre alles, was wir im Augenblick wissen, aber wir
bleiben für Sie am Ball.«
    South Park!
    Ich umklammerte das Lenkrad, mein Magen
rotierte. Jetzt, da ich von dem Feuer gehört hatte, fielen mir auch die Sirenen
und die orange-rote Färbung des Himmels auf. Ein Gefühl von Übelkeit stieg in
mir hoch. War es möglich, daß diese Katastrophe irgendwie mit meinem Fall zu
tun hatte? War es das Café Comédie...?
    Ich mußte hinfahren und nachsehen, was
passiert war. Aber es gab keine Seitenstraßen oder Gassen, die in diesen Teil
des Blocks führten. Am Bordstein durfte man parken. Ich befand mich auf der
rechten Fahrspur, doch der Platz gleich neben mir war besetzt und auch der
direkt vor und hinter mir. Zwei Wagen weiter war ein leerer Platz, aber jetzt
war der Verkehr völlig zum Stillstand gekommen. Es konnte Stunden dauern, bis
ich ihn erreichte.
    Überall hingen die Leute aus den
Fenstern ihrer Wagen und versuchten, die Ursache des Staus zu erkennen. Einige
stiegen aus und standen auf der Fahrbahn. Der Fahrer eines kleinen
Lieferwagens, der direkt neben dem Parkplatz stand, auf den ich es abgesehen
hatte, kletterte auf die Ladefläche und warf einen Blick in die Runde. Wenn das
hier so weiterging, würde die Bryant Street bald aussehen wie ein
Gebrauchtwagenmarkt am Tag der Zwangsversteigerung. Ich schnaubte vor
ohnmächtigem Zorn gegen diese höhere Gewalt, die leicht zum Schlimmsten im
Stadtleben werden kann. Wenn der Verkehr nicht bald wieder in Fluß kam, konnte
die Stimmung ungemütlich werden.
    Der Bursche auf dem Lieferwagen war der
erste, der durchdrehte. »Scheiße!« schrie er und sprang auf den Gehsteig. Dann
stieg er in den Wagen und startete ihn. Er ruckte nach vorn und stieß gegen die
Stoßstange des Vordermanns, dann nach hinten gegen die des Hintermanns. Das
Steuer scharf nach rechts eingeschlagen, schob sich der Lieferwagen durch die
Parklücke auf den Gehsteig.
    Der Wagen hinter ihm zögerte nicht
lange und folgte. Die beiden Fahrzeuge schlängelten sich über den Gehweg am
Stau vorbei. Eine Frau zwei Wagen weiter vorn beugte sich aus dem Fenster und
rief »Arschlöcher!«.
    Ich war ganz ihrer Meinung, aber diese
verrückten Kerle hatten mir den Ausweg gezeigt. Ich wollte gerade mit dem
gleichen Manöver beginnen, als irgendwo hinter mir eine Sirene aufheulte. Ein
Motorrad-Cop, der offenbar vorhatte, den Verkehr umzuleiten, raste auf dem
Gehweg hinter den beiden Wagen her. Ein Strafmandat und die damit verbundene
Verzögerung waren genau das, was ich jetzt gar nicht gebrauchen konnte. Also
schwenkte ich in die Parklücke, sprang aus dem MG und rannte Richtung South
Park.
    Als ich näher kam, zog Qualm durch die
Luft. Er stieg mir beißend in Nase und Luftröhre und nahm mir den Atem. Vor mir
schlugen Flammen in die Höhe, rot, blau und gelb. Der Himmel über uns glühte
wie eine eingedrückte rot-orangefarbene Kugel. Menschen schrien, Funkgeräte in
den Rettungsfahrzeugen quäkten und knackten.
    Als ich in die Third

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