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Mord ohne Leiche

Mord ohne Leiche

Titel: Mord ohne Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Street einbog, sah
ich, daß der Zugang zum South Park von der Polizei abgesperrt worden war. Davor
wogte eine große Menschenmenge und widersetzte sich der Polizei, die der
herbeieilenden Ambulanz eine Schneise zu bahnen versuchte. Jetzt war das Feuer
auch zu hören: ein Brausen, das klang, als würden ganze Gebäude in ein Vakuum
gesogen. Die rauchige Luft war warm wie an einem Frühlingstag.
    Die Menge bildete eine zusammenhängende
Masse, die hierhin oder dorthin trieb, aber keine Öffnung bot. Ich drängte mich
zwischen zwei Männern durch, schob einen dritten beiseite, versetzte einer Frau
einen Ellbogenstoß, so daß sie zurücktrat. Links von mir schrie ein Polizist
den Leuten zu, sie sollen weitergehen. Er spreizte die Arme, und seine Hand
traf mich hart an der Schulter. Über die Menschenmasse flackerte das Warnlicht
des Krankenwagens hinweg. Während er langsam vorwärts kroch, betätigte der
Fahrer die Sirene. Das bewirkte, was alle Anordnungen der Polizei nicht
geschafft hatten: Die Menge teilte sich, und die Ambulanz fuhr auf die
Absperrung zu. Ich schlüpfte unter dem Arm des Polizisten durch und schoß im
Kielwasser des Wagens nach vorn.
    Als die Ambulanz schnell durch die
Sperre fuhr, ergriff eine Hand meinen Arm. »Bis hierher, Lady.«
    Ich antwortete nicht, gelähmt von dem
Anblick vor mir. Die Straße selbst war von Feuerwehrfahrzeugen verstopft. Krankenwagen
standen auf dem Rasenoval. Menschen lagen auf Bahren, von Sanitätern in weißen
Mänteln versorgt. Andere saßen an den Imbiß-Tischen oder lagen auf dem Boden — viele
von ihnen in Abendkleidung. Ihre Gesichter und Hände waren rauchgeschwärzt, die
Kleidung zerrissen und durcheinander.
    Jenseits des Rings von kahlen Platanen
stand vor der Fassade des Café Comédie eine scheinbar feste Flammenwand. Der
schmiedeeiserne Zaun davor war von den Gerätewagen der Feuerwehr umgewalzt
worden. Auch die Häuser rechts und links vom Club standen in Flammen. In hohem
Bogen schoß das Löschwasser durch die Luft. Qualm zog in Schwaden vorbei. Von
den hin und her eilenden Feuerwehrleuten waren nur verrußte Silhouetten zu
erkennen. Und über allem loderten hell die gefräßigen Flammen.
    Wenn sie dieses Inferno nicht bald
unter Kontrolle bekamen, würde es die ganze South Park Street ergreifen.
Vielleicht noch ein paar angrenzende Blocks dazu.
    »Lady, gehen Sie weiter, bevor Sie
verletzt werden«, sagte der Polizist und zog an meinem Arm.
    »Wissen Sie, wie das Feuer entstanden
ist?«
    »Jemand hat etwas von einer Explosion
gesagt.«
    Ich starrte auf die Feuerwand und
dachte an das Leck in der Gasleitung, das Larkey erwähnt hatte — und das die
Leute von den Stadtwerken nicht richtig dicht bekamen. »War jemand dort
eingeschlossen?«
    »Weiß ich nicht. Weiter jetzt!«
    Ich ging weiter, aber nur ein paar
Meter. Ich konnte den Blick nicht von den Flammen wenden. Trotz aller
Bemühungen, ihrer Herr zu werden, schlugen sie in die Höhe, als wollten sie selbst
den Himmel verschlingen.
    Eine Frau neben mir hatte einen
hysterischen Anfall. Sie schluchzte unausgesetzt: »Er hat es versprochen! Er
hat es versprochen!«Ich sah zu ihr hinüber. Sie stand nach vorn gebeugt, und
ein Mann hielt sie an den Schultern ihrer Lederjacke. Es war Mike, der
Barkeeper des Clubs. Ich ging näher und erkannte Kathy Soriano.
    Mike schien erleichtert, als er mich
entdeckte. Er sagte: »Ich kann nichts für sie tun.«
    »Lassen Sie es mich versuchen.« Ich
faßte Kathy am Arm und zog sie auf das Pflaster. Sie krümmte sich zusammen, die
Arme vor der Brust und die Hände vor dem Gesicht, und schluchzte wild.
    Mike hockte sich neben uns. Ich fragte
ihn: »Ist sie verletzt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Sie hat gerade
einem der Parkhelfer ihre Wagenschlüssel gegeben, als die Explosion geschah.
Ich war gerade draußen, hatte Pause und wollte etwas Luft schnappen. Ich habe
sie mir gepackt, und dann sind wir hier herübergerannt.« Er sah in die Flammen.
»Mein Gott«, fügte er eingeschüchtert hinzu, als werde ihm jetzt erst bewußt,
was mit ihm passiert wäre, wäre er noch im Haus gewesen.
    Kathy wiegte sich jetzt vor und zurück.
»Jay«, schluchzte sie. »Jay. Er hat es versprochen.«
    Ich nahm sie in meine Arme. Sie legte
den Kopf an meine Brust. Über ihre zerzausten Locken hinweg sagte ich zu Mike:
»Und Jay? Rob?«
    Er schüttelte leicht den Kopf — verneinend.
»Die Explosion war, soweit ich das sagen kann, hinten in der Nähe des Büros.«
    »Oh, Gott.«
    Kathy

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