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Mord ohne Leiche

Mord ohne Leiche

Titel: Mord ohne Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Bewegung und zeigte auf einen Tag und Nacht geöffneten Coffee
Shop. »Können wir mal anhalten? Ich muß auf die Toilette.«
    Was hatte sie denn dauernd mit der
Toilette? Es irritierte mich. Vielleicht war sie nervös oder brauchte eine
Prise Koks. Mich überraschte jetzt nichts mehr.
    Ich bog vom Freeway ab, fuhr zu dem
Coffee Shop und hielt davor an. »Machen Sie nicht zu lange.«
    »Kommen Sie nicht mit rein?«
    »Ich warte hier.« Als sie ausstieg,
nahm ich die Nummer der Times vom Rücksitz und schaltete die
Innenbeleuchtung im Wagen an.
    Die Unterhaltungsbeilage schlug ich
zuerst auf. Der Artikel, den Tracy für die Demonstration ihrer neuen
Comedykünste ausgesucht hatte — über die Frau, die den Zwanzigtausend-Dollar-Hundezwinger
gebaut hatte — , war der Aufmacher. Die linke Spalte präsentierte die offenbar
wiederkehrende Unterhaltungskolumne. Unten stand ein Artikel über
Frühlingsmoden. Ich blätterte um: eine Skizze »Zur Person« über einen in New
York arbeitenden Zeichner, auf der unteren Hälfte Anzeigen. Die gleiche
Anordnung auf der gegenüberliegenden Seite mit einem Horoskop und der »Dear-Abby«-Serie.
    Natürlich mußte Tracy das, was sie so
aus der Fassung gebracht hatte, nicht unbedingt auf diesen Seiten entdeckt
haben. Vielleicht war es auch ein Artikel im Nachrichtenteil.
    Seite vier enthielt eine Fortsetzung
der Unterhaltungskolumne und einen Comicstrip, aber auf Seite fünf wurde ich
aufmerksam. Unter dem Titel ›Das ungelöste Verbrechen der Woche‹ brachte sie
eine offenbar serienmäßig in mehreren Zeitungen erscheinende Reportage, in der
es jeweils um einen ungelösten Fall aus den Polizeiakten ging. Die Leser wurden
aufgefordert, sich mit der Zeitung in Verbindung zu setzen, wenn sie etwas über
den Täter wußten. Das Verbrechen dieser Woche war ein fünf Jahre alter Mord mit
Brandstiftung in Fort Myers an der Golfküste von Florida.
    Ich überflog schnell den Artikel. Der
Brand war im Einkaufs- und Amüsierzentrum einer Urlaubsgegend für die
Wohlhabenderen ausgebrochen, und zwar um drei Uhr morgens. Der Wintertourismus
war gerade auf dem Höhepunkt. Es handelte sich zweifellos um Brandstiftung: Man
hatte Spuren von Benzintreibstoff in einem Kriechschacht für
Versorgungsleitungen unterhalb des Brandherdes gefunden.
    Wegen der späten Stunde war nur ein
Mensch getötet worden. Seine verkohlten Überreste hatte man anfangs für die des
Erbauers des Zentrums, Warren S. Howard, gehalten. Doch eine endgültige
Identifizierung war nicht möglich gewesen. In den folgenden Wochen war dann
eine Reihe von weniger bekannten Fakten über Howard ans Licht gekommen: Er
hatte sich finanziell gefährlich übernommen und war hoch verschuldet. Mehrere
Läden und Restaurants im Zentrum hatten ihre Miet- und Pachtverträge nicht
erneuert. Er hatte versucht, durch den Verkauf eines Stücks Land in der Nähe
des Flughafens von Fort Myers zu Geld zu kommen, aber der Wertzuwachs in der
Gegend war nicht so hoch wie erwartet, und er hatte auch keinen Käufer
gefunden. Sein Besitz war mehrfach gepfändet worden, auch waren
Gerichtsverfahren gegen ihn anhängig gewesen.
    Ein Immobilienhändler am Rande des
Bankrotts. Ein Brand.
    Die Polizei verdächtigte plötzlich
Howard der Brandstiftung und des Vortäuschens seines eigenen Todes, um seinen
Gläubigern zu entgehen. Die Leiche, die man in der Asche gefunden hatte, konnte
nach ihrer Theorie ein Obdachloser oder sonst jemand gewesen sein, der nicht
vermißt werden würde. Howard konnte ihn hereingelockt und bewußtlos geschlagen
oder vielleicht unter Drogen gesetzt haben. Diese Theorie wurde noch durch
Howards Frau Melinda bestärkt, die erfolglos versucht hatte, seine privaten und
geschäftlichen Versicherungen zu kassieren, und plötzlich aus der Gegend
verschwunden war. Und sie wurde auch bestätigt durch die Identifikation der
verkohlten Überreste der Leiche. Sie gehörten zu einem alten Mann, der zuvor im
Dezember aus einem Pflegeheim im nahen Cape Coral fortgelaufen war.
    Ich gab einen tiefen Seufzer von mir,
die Zeitung war an den Stellen, wo meine Finger sie hielten, feucht geworden.
    Warren und Melinda Howard, das klang
nach zwei Leuten, die ich kannte. Aber wie hatte Tracy sie nach diesem Artikel
erkennen können? Ich hatte gerade den Brand des Café Comédie erlebt und konnte
deshalb eine Verbindung herstellen. Woher hatte Tracy gewußt, daß...?
    Und dann merkte ich, daß der Artikel
auf der nächsten Seite weiterging. Ich blätterte um

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