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Mord ohne Leiche

Mord ohne Leiche

Titel: Mord ohne Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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deren Nachlässigkeit das hier verursacht
hat...
    »Sharon? Es ist okay. Es ist nicht dein
Fehler.«
    »Ich fühle mich verantwortlich.«
    »Das mußt du nicht.« Trotz seiner
Trauer und Bedrückung spürte ich die Wärme in seiner matten Stimme. »Ich muß
jetzt gehen, der Therapeut will mit mir reden. Aber ich rufe dich an, sobald
ich kann.«
    Die Verbindung brach ab, und ich saß da
und umklammerte den stummen Hörer. Als ich Amy die Treppe herunterkommen hörte,
dachte ich: Ich möchte dir so gern glauben, George, wirklich.
    Aber warum, warum mußtest du
Palo Alto dein »Zuhause« nennen?
     
     
     

26
     
    Als Amy und ich aus der Haustür traten,
entstieg Rae gerade ihrem alten Rambler American, den sie so geparkt hatte, daß
er die Auffahrt blockierte. Sie winkte heftig, und ihr schäbiger brauner Mantel
ging auf und bauschte sich. Das blaugoldene Halstuch schleifte auf einer Seite
über den Boden.
    »Ich hab sie!« rief sie.
    »Die Zeitung?«
    »Genau.« Sie sprang sichtlich
aufgekratzt die Stufen herauf. »Von einem Freund von Hank. Er nennt sich
Archivar. Ich sage, er hat einen Sammeltick. Hat das verrückteste Haus,
das du je gesehen hast. Wohnt drüben in den Avenues, ziemlich groß. Im ersten
Stock ist alles voll von Nachschlagewerken, und außerdem wohnen da zwei der
fettesten und häßlichsten Hunde der Schöpfung. Die stammen ganz bestimmt von
Schweinen ab. Unten sieht es aus wie in den Katakomben, nur daß da die Räume
voller Zeitungen sind und nicht voll Knochen. Bevor er mir das Exemplar hier
gab, hat er mich praktisch beim Leben meiner ungeborenen Kinder schwören
lassen, daß ich es in gutem Zustand wiederbringe. Also hüte es wie deinen
Augapfel, sonst sitzen wir alle ganz schön in der Scheiße.«
    Sie streckte mir die Zeitung entgegen.
Ich nahm sie ihr ab und sagte: »Du bist ein Genie! «
    Amy starrte Rae wie eine Erscheinung
an. Ich machte sie miteinander bekannt und erklärte ihr, wohin wir unterwegs
waren, unterdrückte dabei allerdings meine Sorge um Marc Emmons’ Sicherheit.
    »Willst du, daß ich mitkomme?« fragte
Rae.
    »Haben Sie genug Platz für drei in
Ihrem Wagen?« fragte ich Amy.
    »Ich hatte fast gehofft, wir könnten
Ihren nehmen. Marcs ist nicht der verläßlichste. Er hat sich schon auf der
Herfahrt aufgeführt.«
    »Und meiner auch nicht«, sagte Rae.
»Damit bin ich draußen.« Sie machte eine Pause und setzte dann hinzu:
»Schrecklich, das mit dem Brand im Café Comédie, nicht? Ich habe davon im Radio
gehört. Ist Jay Larkey...?«
    »Wahrscheinlich.« Aber mittlerweile war
ich nicht mehr so sicher. Der Barkeeper hatte gesagt, die Explosion sei hinten
in der Nähe von Larkeys Büro gewesen, aber er hatte seinen Boß zu der Zeit noch
nicht zu Gesicht bekommen. Und dann war da noch die Sache mit dem Mann, der bei
Hank angerufen und nach der Frage, ob ich aus Los Angeles zurück sei und ob Amy
sich schon bei mir gemeldet habe, wieder aufgelegt hatte. Das waren zwei Dinge,
die zusammen nur Larkey gewußt hatte. »Bleibst du noch eine Weile auf?« fragte
ich Rae.
    »Noch Stunden. Ich bin zu aufgekratzt,
um zu schlafen.«
    »Wenn mich jemand anruft, sagst du
dann, ich sei noch in L. A.? Und wenn er nach Amy fragt, sag, daß sie noch da
ist, aber schläft.«
    »Klar.« Man sah die Neugier in ihren
Augen.
    Ich winkte Amy mitzukommen, und wir
gingen den Hügel hinunter. Ich wollte, daß sie fuhr, damit ich die Times durchsehen konnte, aber sie sagte, sie könne mit einem Schaltgetriebe nicht
umgehen. Ich überlegte, ob ich die Zeitung nicht gleich an Ort und Stelle
durchsehen sollte, doch ich machte mir zu große Sorgen um Emmons. Ich wollte
keine Zeit mehr verlieren und gleich zum Fluß fahren. Was immer Tracy in dem
Blatt entdeckt hatte, konnte für mich ja auch ohne jede Bedeutung sein. Darum
war es besser, zu warten und mir erst Emmons’ Geschichte anzuhören — wenn er in
der Lage war, sie zu erzählen.
    Auf dem Freeway herrschte wenig
Verkehr. Wir kamen gut voran, und um halb zwei passierten wir Richmond. Von
einem entfernten Turm der Raffinerie an der Küste leuchtete eine Flamme
herüber. Im fahlen Licht duckten sich Lagertanks an die dunklen Hügel. Amy war
ungewohnt schweigsam. Sie hatte den Kopf von mir weggedreht und starrte aus dem
Seitenfenster.
    Am Ende der Brücke über die Carquinez
Strait nahm der Kassierer gähnend meinen Dollar Maut entgegen. Leichter Nebel
dämpfte die Neonreklamen der Läden drüben in der Geschäftsstraße von Vallejo.
Amy machte eine

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