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Mord ohne Leiche

Mord ohne Leiche

Titel: Mord ohne Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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sagte ich und dachte an
meine frühere Beziehung zu einem gewissen Polizeileutnant. »Wie dem auch sei,
ich muß mit dir über einen Fall reden. Ich unterbreche höchst ungern dieses...
Projekt, aber — «
    »Mach dir keine Sorgen. Eine Pause tut
mir gut. Schließlich habe ich nur noch einen heilen Daumen...« Sie setzte sich
zu mir auf den aufgerollten Teppich.
    Ich erzählte ihr von der
Foster-Geschichte und wies auf die Punkte hin, die ich für lückenhaft und
widersprüchlich hielt.
    Als ich fertig war, schwieg Rae einen
Augenblick. »Oh, Mann«, sagte sie schließlich, »zwanzig Jahre alt und in der
Todeszelle! Was für ein Kind ist dieser Bobby Foster denn?«
    Ich mußte mir ein Lächeln verkneifen,
daß sie ihn ein »Kind« nannte. Rae war selbst erst fünfundzwanzig. »Er ist
okay, sobald du erst mal hinter die Fassade vom harten Burschen gelangt bist — die
ich übrigens verstehe, bedenkt man, wo er sich befindet. Aufgewachsen in den
Projects — in Potrero Hill. Eines von sieben Kindern, Vater hat sich vor seiner
Geburt verdrückt, Mutter hatte noch zwei weitere Ehemänner, beide auch auf und
davon. Sie ist überaktiv — hat einen Wachdienst für ihr Haus organisiert und
sich für die Einrichtung der Potrero Medical Clinic eingesetzt.«
    »Davon habe ich gehört. Haben sie nicht
zur Gründung eine dicke Spende bekommen?«
    Ich nickte. »Mrs. Whitsun — Leora
Whitsun — arbeitet jetzt in der Klinik, macht die Aufnahme und die Berichte.
Sie bekommt ein gutes Gehalt und möchte ihre jüngeren Kinder aus den Projects
herausholen. Ihre Verbindung mit der Klinik steht auch in einem Zusammenhang
mit dem Fall. Der Clubbesitzer, den ich erwähnte, Jay Larkey, war Zahnarzt,
bevor er sich der Kleinkunst zuwandte. Er arbeitet immer noch zwei Nachmittage
pro Woche freiwillig in der Klinik. So hat er auch Mrs. Whitsun kennengelernt
und über sie Foster, den er nach der Entlassung aus der Erziehungsanstalt als
Parkwächter einstellte.«
    »Und in der Erziehungsanstalt war er
wegen ...?«
    »Er hat mit Drogen gehandelt, seit er
neun war. Das letztemal war er im Heim wegen eines Angriffs auf einen Dealer,
der ihn betrogen hatte. Es gab noch andere Vergehen, die aber mehr mit seinem
gewalttätigen Temperament zu tun hatten als mit Drogen. Aber gerade, bevor die
Kostakos verschwand, hatte er angefangen, sein Leben zu ändern. Seine Mutter
ist eine sehr mutige Frau, und Bobby hat im Grunde genau die gleiche Zähigkeit
wie sie.«
    Rae nickte nachdenklich. »Und wozu
brauchst du mich jetzt?«
    »Als erstes arrangierst du mir ein paar
Verabredungen. Ich habe die Mutter des Opfers von der Telefonzelle in San
Quentin aus angerufen, und sie war einverstanden, daß ich sie nach drei
besuche.« Ich sah auf die Uhr. »In ein paar Minuten muß ich los, damit ich
rechtzeitig in Palo Alto bin. Sieh zu, ob du Amy Barbour, die Zimmergenossin,
erwischst und für mich einen Termin um sechs oder sieben in ihrem Apartment
bekommst. Wenn das klappt, verabrede irgend etwas für morgen mit George Kostakos,
außerdem mit Mrs. Whitsun und Tracys Freund, Marc Emmons. Heute abend fahre ich
im Café Comédie vorbei und rede mit den Leuten dort.«
    »Telefonnummern?«
    »Ich lasse dir die Akte auf meinem
Schreibtisch liegen.« Ich stand auf. »Du solltest sie lesen und auch das
Gerichtsprotokoll, und du solltest dir das Video ansehen — falls du einen
robusten Magen hast.«
    »Wenn der eine Woche mit Dougs Familie
verdauen kann — «
    Ich schnitt ihr das Wort ab. Über das
Band sollte man keine Witze machen. »Wahrscheinlich müßtest du auch ein paar
Fakten überprüfen, die sich bei den polizeilichen Ermittlungen ergeben haben.
Und dann solltest du überprüfen, ob es auf Kostakos’ Giro- oder Kreditkonten
irgendwelche Bewegungen gegeben hat. Recherchen dieser Art. Aber das hat auch
Zeit bis morgen.«
    »In Ordnung. Was ist mit dem Leiter der
Ermittlungen in diesem Fall? Soll ich mich auch mit ihm in Verbindung setzen?«
    »Geht nicht — er ist tot. Aber ich
kenne da jemanden in der Mordkommission, der mir vielleicht die Akte aus dem
Schrank zieht — wenn ich ihn nett darum bitte.«
    Greg Marcus, mein verflossener
Liebhaber, würde am Samstag auf der Silvesterparty sein — und mein neues Kleid
war tief ausgeschnitten und rot, die Farbe, die er an mir am meisten liebte.

4
     
    Laura Kostakos hatte mir gesagt, ich
solle die Ausfahrt »University Avenue« vom Highway 101 nehmen. Als ich dort
ankam, überkam mich ein Anflug von Nostalgie,

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