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Mord ohne Leiche

Mord ohne Leiche

Titel: Mord ohne Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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alleinstehende junge Frau
ohne vermarktungsfähige Talente eine rauhe Welt, aber das Showbusiness ist noch
härter. Doch sie wollte es, und ich wußte, was es heißt, wenn einen die Eltern
in eine akademische Karriere zwingen. Für mich war es am Ende gut so, aber der
Weg dorthin war qualvoll. Ich wollte meiner Tochter nicht das gleiche antun — vor
allem, da die Chancen auf Erfolg eher mager ausgesehen hätten. Also habe ich
George überredet, sie ihren Weg gehen zu lassen.«
    Das mochte einer der Gründe für das
Scheitern der Ehe der Kostakos gewesen sein, dachte ich. Vielleicht warf er ihr
vor, die Tochter auf diesen noch so ungewissen Lebensweg geschickt zu haben.
Ich sagte: »Ich erinnere mich, gelesen zu haben, daß Sie Tracys Einkünfte mit
einem Zuschuß aufgebessert haben. Heißt das, sie hätte sich von dem, was sie im
Café Comédie verdiente, nicht selbst erhalten können?«
    »Anfangs nicht. Wir haben ihr einen
Zuschuß gegeben, und sie durfte unsere Kreditkarten benutzen, so daß sie sich
eine anständige Wohnung leisten konnte und ab und zu ein bißchen Luxus. Sie hat
die Karten nie mißbraucht. So ein Mädchen ist sie nicht.«
    »Hat es seit Tracys Verschwinden auf
Ihren Konten Abbuchungen gegeben, — Abbuchungen, die auf sie zurückzuführen
sein könnten?«
    »Nein. Im Jahr vor ihrem Verschwinden,
hat sie sich selbst eine Kreditkarte besorgt. Sie hat unsere dann nicht mehr
benutzt.« Leichte Traurigkeit schwang in Mrs. Kostakos’ Stimme mit. »Ein paar
Wochen, bevor sie verschwand, sagte sie mir, daß sie auch bald unseren Zuschuß
nicht mehr benötigen würde. Ich sagte ihr, sie könne sich mit der finanziellen
Unabhängigkeit ruhig noch Zeit lassen. Es geht uns finanziell sehr gut. Wir
haben beide eine gute Stellung, und George hat einen hübschen Batzen geerbt.
Aber Tracy brauchte ihre Selbständigkeit in jeder Beziehung.«
    »Der Grund, warum sie den Zuschuß nicht
mehr brauchte, war, daß es mit ihrer Karriere aufwärts ging?«
    »Das hatte ich angenommen.«
    Vielleicht aber stand die Erklärung
ihrer bevorstehenden finanziellen Unabhängigkeit auch im Zusammenhang mit ihrem
Verschwinden. Ich machte eine entsprechende Notiz in mein Buch. »Sie und Tracy
standen sich nahe?«
    »Ja. Wir haben uns wöchentlich zum
Lunch getroffen, freitags. Auch für den Tag nach ihrem Verschwinden waren wir
zum Lunch verabredet. Ich hatte vorgehabt, mit ihr durch die Berge zur Küste
hinunterzufahren. So etwas haben wir oft gemacht — lange Fahrten und
Picknicks.«
    »Worüber haben Sie sich unterhalten?«
    »Wohl über die üblichen Dinge, über die
Mütter und Töchter so reden.«
    »Könnten Sie das ein bißchen genauer
sagen?«
    »Also, über meine Arbeit, meine
Studenten. Über den Fortgang ihrer Karriere. Über Leute, die wir kannten. Über
das, was wir in der vergangenen Woche unternommen hatten, welche Bücher wir
gelesen und welche Filme wir gesehen haben.«
    »Hat sie je über Probleme gesprochen?
Sie um Rat gefragt?«
    »Tracy war schon immer fähig, ihre
Probleme selbst zu lösen. Und soviel ich weiß, hatte sie damals auch keine.«
    »Sie hat nie Andeutungen gemacht, daß
sie unglücklich war — über ihre Arbeit, ihr Leben, ihren Freund vielleicht?«
    »Nein.«
    »Mrs. Kostakos, ich habe mir die
Zeitungsberichte über Tracys Verschwinden angesehen und auch die
Gerichtsprotokolle zum Fall Foster. Immer wieder haben Sie Ihre Überzeugung
betont, daß Tracy freiwillig untergetaucht sei.«
    Sie nickte.
    »Dennoch sagen Sie, sie hat keine
Anzeichen von Unglücklichsein gezeigt, hat nie etwas erwähnt, was ihr Probleme
machte.«
    »...Das stimmt.«
    »Warum haben Sie dann den Eindruck, sie
wäre aus eigenem Antrieb verschwunden?«
    Laura Kostakos richtete sich in ihrem
Sessel auf. Sie legte die Hände im Schoß zusammen.
    »Warum, Mrs. Kostakos?«
    Schweigen.
    »Sie bezahlen weiter die Miete für ihr
Apartment. Auch wenn Sie eine Menge Geld haben, scheint es mir, als würden Sie
so etwas nicht tun, wenn Sie nicht mit gutem Grund erwarten würden, daß sie
eines Tages zurückkommt.«
    »Ich habe keine Sekunde daran
gezweifelt, daß sie zurückkommt.«
    »Aber warum ? Und was ist mit dem
Erpresserbrief und dem Wagen, den man in den Bergen gefunden hat? Wie erklären
Sie sich die?«
    Sie stand überraschend schnell aus
ihrem Sessel auf. Ich sah ihr zu, wie sie in ihrer Alte-Frauen-Gangart zur
mittleren Fensternische ging und mit dem Rücken zu mir stehenblieb, ein Knie
auf dem Sitzpolster. Der

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