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Mord ohne Leiche

Mord ohne Leiche

Titel: Mord ohne Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Unentschiedenen unter uns sehr bald genug von Vergeltung. In vernünftigen
Momenten verabscheue ich jedes Töten, und so wußte ich, für welche Seite ich
mich am Ende immer entscheiden würde.
    Um von dem Thema wegzukommen, ging ich
in die Küche und machte mir bei kleiner Hitze ein paar übriggebliebene
Spaghetti warm. Dann gab ich dem Impuls nach, gegen den ich mich zu wehren
versucht hatte, und sah mir das Video mit Fosters Geständnis noch einmal an. Es
deprimierte mich so sehr, daß ich meine Notizen und alle Unterlagen
zusammensuchte, die nicht bei Rae waren, und ging sie durch. Besondere
Aufmerksamkeit widmete ich den verschiedenen Gelegenheiten, bei denen Tracy von
Zeugen »gesehen« worden war, bevor der Wagen mit den Blutflecken aufgefunden
wurde.
    Wie üblich bei Fällen von Vermißten und
Kidnapping wurden die Behörden von einer Flut von Aussagen überrollt — brauchbaren
und unbrauchbaren Aussagen. Die meisten konnten leicht als falsch oder frei
erfunden aussortiert werden, zwei Spuren dagegen waren immerhin so
vielversprechend gewesen, daß verschiedene Ermittlungsinstanzen eine erhebliche
Anzahl von Stunden darauf verwandt hatten.
    Eine Frau aus dem Walnut-Creek hatte
eine Person, die Tracy sehr ähnlich sah, nachts gegen halb eins gesehen. Das
mußte der Tag nach dem gewesen sein, an dem sie zuletzt im Café Comédie gesehen
wurde. Diese Person soll mit einem Wagen über die San Francisco-Oakland Bay
Bridge gefahren sein. Der Informantin war sie deswegen aufgefallen, weil sie
mit Tracy zusammen das Foothill College besucht hatte. Später hatte sie dann
geheiratet und war in die Vorstadt im Contra Costa County gezogen. Allerdings
konnte sie nichts genaues über Marke und Modell des Wagens sagen, auch hatte
sie nicht bemerkt, ob Tracy allein war oder nicht. Die East-Bay-Behörden halfen
bei der Suche, aber es fanden sich keine greifbaren Beweise dafür, daß Tracy
sich wirklich dort aufgehalten hatte.
    Eine andere Zeugenaussage bestätigte
die Sache mit der Brücke. Ein Angestellter in einem rund um die Uhr geöffneten
Supermarkt nahe der Interstate 80 außerhalb von Berkeley hatte Tracy
beobachtet, wie sie gegen ein Uhr nachts eine Menge Lebensmittel eingekauft
hatte. Zuerst hatte sie gefürchtet, nicht genug Bargeld bei sich zu haben, um
sie zu bezahlen. Sie hatte gefragt, ob der Laden auch einen Reisescheck
akzeptiere, den sie noch von einer kürzlichen Reise nach Hawaii bei sich hatte
(Tracy hatte in jenem Jahr dort mit ihren Eltern die Weihnachtsferien
verbracht). Während sie die Schecks in ihrer Tasche suchte, hatte der
Angestellte sie gefragt, wo sie in Hawaii gewohnt habe. Unter den vielen Hotels
dieser großen Insel hatte sie den Namen ausgerechnet desjenigen genannt, in dem
die Kostakos eine Woche verbracht hatten. Dann stellte sie fest, daß sie doch
genug Bargeld bei sich hatte, zahlte und ging. Zusammen mit der ersten Spur schien
diese recht vielversprechend, doch die Suche im East-Bay-Bezirk wurde
schließlich eingestellt.
    Ich überflog die Notizen, die ich mir
zu den beiden Zeugenaussagen gemacht hatte. Beide erschienen mir bedeutsam,
aber ich hatte noch einige Fragen dazu, zum Beispiel, wessen Wagen Tracy damals
gefahren hatte. Sie selber besaß keinen und fuhr auch nicht gern Auto. Ich nahm
mir vor, selbst mit der Frau vom Walnut-Creek und dem Angestellten zu sprechen —
in der Hoffnung, beider Aufenthalt zu erfahren. Ich wollte sehen, ob sie noch
mehr Details zu bieten hatten, was jedoch angesichts der inzwischen vergangenen
Zeit eher unwahrscheinlich war.
    Frustriert griff ich nach einem anderen
Notizblock und stellte eine Liste von Punkten zusammen, die Rae am Montag
erledigen sollte — oder eher am Dienstag, da der zweite Januar gesetzlicher
Feiertag war.
     
    1. Unseren Bankkontakt nach
Kreditwürdigk. von T. fragen. Kontobeweg, auf Kreditkto. nach Verschw. prüfen.
Falls wir direkten Kontakt zu ihrer Bank haben, Beweg, auf dort. Kten. prüfen.
    2. Meinen Freund beim DMV
(Straßenverkehrsamt), anr. & prüfen, ob Wagen auf T. eingetr.
    3. Mrs. K. anr. & Namen v.
T.’s Ärzten und Z.Ärzten erfragen. Nach ausgest. Rez. fragen.
    4.
     
    Ich hielt an, kaute am Bleistift.
Warum, um alles in der Welt, tat ich das hier? Rae kannte sich aus mit diesen
Zusatzrecherchen und hatte wahrscheinlich schon damit angefangen. Also würde
ich ihr am Montag nur noch sagen müssen, daß sie sich auch noch nach Lisa McIntyre
umschauen sollte.
    Außerdem wußte ich, daß diese Recherchen
keine

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